Papst Franziskus nimmt an Weltklimakonferenz teil
Klares Signal für mehr Klimaschutz
Foto: kna/Vatican Media
„Die Stimme des Papstes wird nicht ungehört bleiben“, sagt Anika Schroeder. Sie koordiniert die Arbeit zu Klimapolitik und Armutsbekämpfung beim Hilfswerk Misereor und nimmt seit Jahren an Weltklimagipfeln teil. Auch bei der Konferenz in Dubai, die Ende November beginnt, ist sie dabei. Schroeder weiß: Viele Regierungschefs, die dort mitverhandeln, sind katholisch und Religion spielt in vielen ihrer Länder eine wichtige Rolle. Deshalb findet sie es so wichtig, dass erstmals ein Papst an einer Weltklimakonferenz teilnimmt.
Franziskus hält in Dubai eine Rede und ein Grußwort und nimmt an bilateralen Treffen teil. Schroeder ist überzeugt: „Das, was Franziskus im Plenum sagt, wird in vielen Menschen weltweit nachwirken. Mit den richtigen Worten kann Franziskus eine besondere Wirkung entfalten.“
Seit Beginn seiner Amtszeit hat der Papst immer wieder eindringlich zu einem entschlosseneren Klimaschutz aufgerufen. Zuletzt mahnte er in seinem Dokument Laudate Deum, das Treffen in Dubai müsse verpflichtende Maßnahmen zur Energiewende festschreiben.
Schroeder beobachtet, dass der Papst sich neu positioniert. „Bislang hat der Vatikan seine Rolle sehr neutral ausgefüllt“, sagt die Klimaexpertin. Mit Laudate Deum zeichne sich jetzt ab, dass er politischer auftreten wolle: „Die Kirche setzt ein klares Signal: Wir fordern mehr Klimaschutz von dieser Welt. Sie will, dass das Ruder herumgerissen wird.“ Im vergangenen Jahr ist der Vatikan dem Pariser Klima-Abkommen beigetreten und hat so an Einfluss gewonnen. „Die Delegierten sitzen nun mit gleichen Rechten und Pflichten wie andere Staats- und Regierungsvertreter in den Verhandlungsräumen“, sagt Schroeder. Der Vatikan habe jetzt ein Rederecht im Plenum, die Macht, progressiven Texten zuzustimmen und andere abzulehnen. Er kann in Kleingruppen verhandeln, zwischen Parteien vermitteln und zu mutigen Entschlüssen motivieren.
Das Treffen in Dubai ist entscheidend, um in der internationalen Klimapolitik voranzukommen. Und die Zeit drängt. Der Sommer in diesem Jahr war weltweit der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1940, und Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen nehmen zu.
Weihbischof Lohmann erwartet verbindliche Schritte
Trotzdem steuern viele Regierungen nicht ansatzweise so um, wie es erforderlich wäre: Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen übersteigt die weltweit geplante Fördermenge an Kohle, Öl und Gas bis 2030 das Maß, das zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zulässig wäre, um mehr als das Doppelte.
Der Münsteraner Weihbischof Rolf Lohmann, in der Bischofskonferenz für ökologische Fragen zuständig, erwartet von dem Gipfel verbindliche Schritte auf dem Weg zu einer klimaneutralen Welt und Hilfe für jene Menschen, die schon jetzt unter der Erderhitzung leiden: „Zum Beispiel ganz konkret, dass Regelungen wie ein finanzieller Ausgleichsmechanismus zwischen Industrie- und Entwicklungsländern endlich realisiert werden, damit auch in ärmeren Staaten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel umgesetzt werden können.“