Anstoss 12/19

Kleine Schritte

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In dieser Woche findet die  Leipziger Buchmesse und „Leipzig liest“ statt. Die Bücher inspirieren uns, wir tauchen hinein, in eine ganz andere Welt, die doch zugleich unsere Welt ist.


Schriftsteller sind zuweilen schweigsame Menschen, die durch ihr geschriebenes Wort uns viel zu sagen haben. Sie nehmen uns hinein in ihre Geschichten. Sie regen uns an, sie stimmen uns heiter, traurig, nachdenklich. Manche Geschichten sind spannend und manche machen uns Mühe, ihren Gedanken und Handlungen zu folgen.
Ein erfolgreicher Schriftsteller war der Franzose Antoine de Saint-Exupéry, der am 31. Juli 1944 als erst 40-Jähriger starb. Er ist uns vor allem bekannt als Schöpfer des kleinen Prinzen. Saint-Exupéry hat weitere Werke und nachdenkliche Zeilen verfasst, die uns heute ebenso etwas zu sagen haben, Worte die bleiben:
Die nachfolgenden Zeilen sind Gedanken, die einem Gebet gleichen und einer Gewissenserforschung. Zugleich sind sie eine Anleitung für das Leben. Saint-Exupéry schreibt über die Kunst der kleine Schritte: „Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um die Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Mach mich findig und erfinderisch, um im täglichen Vielerlei und Allerlei rechtzeitig meine Erkenntnisse und meine Erfahrungen zu notieren. Mach mich griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung. Schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist. Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen. Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.

Erinnere mich daran, dass das Herz oft gegen den Verstand streikt. Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen. Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen. Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.“
 
Pater Josef kleine Bornhorst, Leipzig