Vier Veranstaltungen zur Bewahrung der Schöpfung
Kolping setzt sich ein für Klima- und Biodiversität
Der Kolpingverband der Diözese nimmt verstärkt sich der Bewahrung der Schöpfung in den Blick. Mit vier Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten will der Verband auf den teilweise desolaten Zustand der Tier- und Pflanzenwelt hinweisen. Dazu gehört die Frage, wie der Schöpfungsauftrag Gottes zu verstehen ist. Dazu gibt es Beispiele, welchen Beitrag jeder von uns leisten kann.
Klaus Bechtold steht am Rand des Hildesheimer Waldes. Sein Blick schweift über die Schäden, die die Stürme vor wenigen Tagen angerichtet haben. „Papst Franziskus erinnert uns alle als Christinnen und Christen in seiner Enzyklika ‚Laudato si‘ daran, Gottes Schöpfung zu bewahren. Es ist uns erlaubt, in unserem Leben Gottes Schöpfung zu nutzen, jedoch sind wir als deren Verwalter verpflichtet, sie unseren Kindern und Enkelkindern unbeschädigt weiterzugeben“, erinnert Bechtold. Er weiß wovon er redet, ist selbst achtfacher Großvater. „Mit meinen Mitstreitern im Kolping-Diözesan-Arbeitskreis Bewahrung der Schöpfung, aber auch in der Allianz für die Schöpfung des Bistums und bei der KEEG, der Kolping-Erneuerbare-Energie-Genossenschaft setze ich mich für unsere Umwelt ein, weil ich mir später nicht von meinen Enkeln vorwerfen lassen will: Opa, warum habt ihr damals nichts getan?“, betont Bechtold.
„Ändern tut sich herzlich wenig“
Viel werde über Umwelt- und Klimaschutz geredet, doch ändern, so der Kolpingmann, „tut sich herzlich wenig“.
So entstand die Idee einer Quadrologie, einer vierteiligen Veranstaltungsreihe, mit der auf die Nöte und Sorgen der Umwelt und den Klimawandel hingewiesen werden soll. „Wir wollen die Menschen sensibel für den Umgang mit der Schöpfung machen und ihnen direkt vor Ort sowohl die Schönheit der Natur als auch ihre Wunden zeigen“, erklärt Bechtold die Quadrologie. Er sieht die Christen in der Pflicht. „Angesichts des Raubbaus des Menschen an der Natur, der irreparablen Schäden zum Beispiel in unseren Wäldern als direkte Folgen auch des Klimawandels. Und eigentlich sind sich alle – Industrie, Politik und Wissenschaft – einig in der Bewertung der gegenwärtigen Situation und der Konsequenzen für den Planeten Erde. Aber alle Programme zum Schutz unserer Umwelt werden in die Zukunft geschoben. Wir als Christen dürfen diesen Status Quo nicht akzeptieren“, sagt Bechtold und verweist auf die Aussage von Papst Franziskus in Laudato si: „Wenn wir fähig sind, den Individualismus zu überwinden, kann sich wirklich ein alternativer Lebensstil entwickeln und eine bedeutende Veränderung in der Gesellschaft wird möglich.“
Deshalb will der Arbeitskreis Bewahrung der Schöpfung in den vier Veranstaltungen die Welt neu denken und „für uns erfahren, was wir dazu beitragen können“.
Dabei schlagen die Veranstalter unkonventionelle Wege ein. Eine Krankensalbung ist die erste Aktion der Quadrologie, die sich dem Zustand unserer Erde und ihren Kreaturen widmet. „Denn der Wald ist krank. Er ist so krank wie lange nicht. Nicht nur standortuntypische Fichten sind großflächig abgestorben, auch Laubbäume wie Buche oder Eiche leiden. Die außergewöhnliche Trockenheit und Hitze der Jahre 2018 bis 2020 haben dem Wald ebenso zugesetzt wie Luftschadstoffe und deren Folgeprodukte“, weiß Bechtold.
Ursachen bekämpfen, Symptome behandeln
Natürlich gilt es angesichts dieser Situation die Ursachen der Erkrankung zu bekämpfen, „vor allem den menschengemachten Klimawandel und die Verschmutzung der Luft“. Aber auch die Symptome müssen behandelt werden: Neue Bäume müssen anstelle der abgestorbenen gepflanzt werden, artenreiche Mischwälder müssen forstwirtschaftliche Monokulturen ablösen.
„Wir Menschen kommen an unsere Grenzen: Zur Verlangsamung des Klimawandels können wir nur einen kleinen Beitrag leisten durch persönliche Lebensstiländerung und politisches Engagement. Auch wissen wir nicht, ob und welche Baumarten den kommenden extremen Wetterereignissen trotzen werden“, sagt Bechtold mit Blick auf die Sturmschäden im Wald. „In dieser Bedrängnis und Not empfehlen wir den Patienten Wald dem Erbarmen und rettenden Handeln Gottes. Wo wir bei allem notwendigen Einsatz an unsere Grenzen stoßen, hoffen wir auf Gottes helfendes Wirken. Dies kommt bei einer symbolischen Krankensalbung des Waldes zum Ausdruck.“
Für Bechtold gehört beides zusammen und das spiegelt sich auch im Programm der ersten Veranstaltung am 2. April wider. „Wir laden ein zur Krankensalbung für bedrohte Pflanzen und Tiere. Bei einer Waldbegehung im Forstamt Fuhrberg werden wir uns über den Krankheitszustand des Waldes informieren und im Gottesdienst dann die Krankensalbung vornehmen“, erklärt er.
Die Quadrologie endet am 14. Januar 2023 mit der vierten Veranstaltung dann mit dem Thema Pfingsten. „Am Pfingsttag wurden die Jünger ausgesendet. Es geht um die ureigenste Bedeutung dieses Ereignisses, die missionarische Aussendung. Denn mit der letzten Veranstaltung soll ja nicht Schluss sein, sondern es soll weitergehen. Deshalb wollen wir die Quadrologie nutzen, um mit vielen ins Gespräch zu kommen, über den Kolpingverband und die Kirchen hinaus, mit unseren Nächsten und unseren Fernsten“, betont Bechtold, „denn das Wohlergehen unserer Mutter Erde und ihrer Geschöpfe geht uns alle an.“
Weitere Infos unter: https://kolping-hildesheim.de/engagement/bewahrung-der-schoepfung
Edmund Deppe
Die Quadrologie
„Mit der Quadrologie unterstützt der Kolpingdiözesanverband das Godehard-Jahr 2022 unseres Bistums, indem wir unseren Glauben bezeugen und durch insgesamt vier Aktionen unsere Schwestern und Brüder im Glauben auf unsere christliche Verantwortung aufmerksam machen wollen. Wir werden in jedem Quartal des Jahres eine Aktion durchführen. Dabei orientieren wir uns an grundlegenden Begriffen aus unserem Glauben, die allen Mitchristen aufgrund ihrer religiösen Erziehung und Erfahrung wichtig sind:
2. April 2022: Krankensalbung für verletzte Kreaturen,
2. Juli 2022: Trauerfeier für ausgestorbene Arten,
8. Oktober 2022: Paradiesisch gärtnern – das himmlische Jerusalem.
Die Quadrologie endet am 14. Januar 2023 mit dem Thema: Pfingsten – unser Sendungsauftrag.
Der genaue Ort und das Programm der jeweiligen Veranstaltung werden wir jeweils im Kolping-Journal sowie über eine Anzeige in der KirchenZeitung mitteilen, sodass alle Interessierten sich im Kolpingbüro Diözesanverband Hildesheim anmelden können.“
Klaus Bechtold