Treffen der sächsischen Landesregierung und Kirchen

Künftig mehr Kooperation

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Vertreter der sächsischen Landesregierung und der im Freistaat vertretenen großen Kirchen sind zu einem Spitzengespräch zusammengekommen. Themen waren unter anderem die Entwicklung der ländlichen Regionen und die Bildungspolitik. Eingeladen hatte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).


Informierten nach dem Gespräch die Journalisten: Landesbischof Rentzing, Ministerpräsident Kretschmer und Bischof Timmerevers (von links). | Fotos: Michael Baudisch


Die neue sächsische Staatsregierung ist erst seit wenigen Wochen im Amt. Dennoch hielt der neue Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) an einer Einladung seines Vorgängers Stanislaw Tillich (CDU) fest, die Vertreter der beiden großen im Freitsaat vertretenen Kirchen zu einem Spitzengespräch zu treffen. Die Begegnung fand am vergangenen Montag in der Staatskanzlei in Dresden statt.

Letzte derartige Begegnung im Jahr 2011
„Ein solches Gespräch ist für uns nicht alltäglich“, sagte der Ministerpräsident. Das letzte derartige Treffen gab es 2011. In anderen Bundesländern ist es durchaus üblich, solche Begegnungen alle ein bis zwei Jahre durchzuführen. Ein etwa zweijähriger Turnus wird jetzt auch in Sachsen angestrebt, wobei die Kirchen angeboten haben, gelegentlich die Gastgeberrolle zu übernehmen. Großen Gesprächsbedarf scheint es jedenfalls zu geben, denn die Journalisten mussten eine halbe Stunde warten, ehe der Ministerpräsident,  Bischof Heinrich Timmerevers (Bistums Dresden-Meißen) sowie sein evangelischer Kollege Carsten Rentzing (Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsen) über die Begegnung informierten. 
Im Mittelpunkt des Gespräches standen aktuelle Fragen – angefangen von der Entwicklung im ländlichen Raum über die Integration von Flüchtlingen und die Sicherung der Schulen in freier Trägerschaft bis hin zur Absicherung des Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach. In weiten Teilen Sachsens wird – statt der vorgesehen zwei Unterrichtsstunden pro Woche – nur eine Stunde angeboten. Bischof Timmerevers sagte, die Kirche sei „froh und dankbar, dass Religionsunterricht in Sachsen ein ordentliches Lehrfach ist, wie in der sächsischen Verfassung auch vorgegeben.“ Doch gebe es in der Praxis „Handlungsbedarf“. „Vielleicht müssen wir als Kirchen da auch noch mal stärker zusammenrücken.“
Angesprochen wurde auch die drohende Schließung sächsischer Siemens-Standorte. Insbesondere in Görlitz engagieren sich beide Kirchen bei der Suche nach möglichen Lösungen für die davon betroffenen Mitarbeiter.

Erstes Spitzengespräch zwischen sächsischer Staatsregierung und Kirchenvertretern seit sechs Jahren.

Wichtiges Engagement für den Freistaat
Ministerpräsident Kretschmer betonte, er sehe in den Kirchen mit ihren über 900 000 Mitgliedern in Sachsen eine wichtige Gruppe, die sich vielfältig im sozialen Bereich, in den ländlichen Regionen oder in der Kinder- und Jugendarbeit einbringe. Die Kirchen trügen dazu bei, „dass Sachsen ein lebenswerter Freistaat ist, in dem gesellschaftlicher Zusammenhalt gelebt wird.“
 Er sehe in den Kirchen auch wichtige Gesprächspartner für anstehende grundsätzliche ethische Diskussionen, etwa wenn es um den medizinischen Fortschritt und das Ende des Lebens gehe oder um Fragen der Digitalisierung.
An der Beratung nahmen von katholischer Seite neben Bischof Timmerevers seine Amtskollegen Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Gerhard Feige (Magdeburg) teil. Die evangelische Kirche war vertreten durch Landesbischof Rentzing und seinen Kollegen Markus Dröge (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg – schlesische Oberlausitz) sowie Regionalbischof Johann Schneider (Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland) in Vertretung von Landesbischöfin Ilse Junkermann.

Von Matthias Holluba