Thomas Pogoda bildet Diakone aus und wird nun selbst zum Diakon geweiht.
Kundschafter aus zwei Welten
Seit sechs Jahren bildet Thomas Pogoda Diakone für ganz Ostdeutschland aus – am 9. Juli wird er selbst in Magdeburg zum Diakon geweiht. Die Entscheidung dazu fiel erst spät.
Hoch über den Dächern von Magdeburg: Im Roncalli-Haus direkt an der St.-Sebastian-Kathedrale bildet Thomas Pogoda Diakone aus – und wird bald selbst geweiht. Foto: Oliver Gierens |
Thomas Pogoda sitzt in seinem Büro im ersten Stock des Magdeburger Roncalli-Hauses. In der Fachakademie für Gemeindepastoral, die er seit sechs Jahren leitet, bildet er unter anderem angehende Diakone für die ostdeutschen Diözesen aus, vermittelt ihnen das Rüstzeug für ihren künftigen Dienst. Doch in wenigen Tagen, am 9. Juli, ist der Chef selbst an der Reihe. Dann wird er in der St.-Sebastian-Kathedrale von Bischof Gerhard Feige zum Diakon geweiht – als einziger in diesem Jahr. Doch nicht nur deshalb spricht Pogoda von einer „außergewöhnlichen“ Weihe.
Dass er überhaupt diesen Weg ins Diakonat begonnen hat, war alles andere als vorgezeichnet. Als er vor sechs Jahren die Fachakademie übernahm, dachte er gar nicht daran, eines Tages selbst Diakon zu werden. Doch von Anfang an sei er mit entsprechenden Fragen – „Kann das gehen, ein Laie als Leiter der Diakonenausbildung?“, „Wollen Sie auch Diakon werden?“ – konfrontiert worden, erzählt er.
Erfahrungen als Vater weitergeben
Schließlich ist sein unmittelbarer Vorgänger im Amt, der heutige Generalvikar Bernhard Scholz, geweihter Priester. So habe es gerade aus dem damaligen Diakonenjahrgang immer wieder Anfragen an ihn gegeben, ob sich Pogoda denn auch weihen lassen wolle. „Nein, das ist nicht meine Berufung“, habe er stets geantwortet. Die angehenden Diakone hätten es sogar als vorteilhaft empfunden, dass ein Laie – oder ein Taufgeweihter, wie er lieber formuliert – die Ausbildung leitet. Die Tatsache, dass viele angehende Diakone verheiratete Familienväter sind, sei erst jetzt konkret in den Blick geraten, sagt Pogoda. Er selbst ist verheiratet und hat zwei Söhne, zehn und 13. „Wie machen Sie das, beides zusammenzubekommen?“, sei er immer wieder von den künftigen Diakonen gefragt worden.
All diese Anfragen brachten Pogoda immer mehr zum Nachdenken, wie er berichtet. „Ich habe verschiedene Gespräche geführt, um eine innere Haltung dazu zu gewinnen“, erinnert er sich an diese Zeit. „Es gab dabei keinen Druck von außen, aber verschiedene Impulse.“ Dabei habe es für ihn einen entscheidenden Punkt gegeben: Sein Theologiestudium begann er 1996 im Erfurter Priesterseminar – nach zwei Jahren ist er dort aber auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Das Leben im Zölibat sei nicht seine Berufung gewesen. Mit dieser Erinnerung blickt er auf diese Zeit zurück.
Diakonat ist keine Ersatzberufung
„Ist der Gedanke, Diakon zu werden, vielleicht der Versuch, eine unerfüllte Berufung zu erfüllen? Ist es nur der Rückblick auf Vergangenes, oder doch etwas Eigenes?“ – diese Fragen habe er sich immer wieder gestellt. Schließlich sei ihm die Antwort klar geworden: Die Berufung zum Diakon ist für ihn etwas Eigenes.
Dabei wird er wohl auch in Zukunft weiterhin Diakone ausbilden und für die Schulung haupt- und ehrenamtlicher Kräfte in der Gemeindepastoral zuständig sein. „Ich sehe die Begleitung anderer Menschen auf ihrem Berufungsweg als meine Berufung an. Das ist ein diakonales Feld.“ Daneben, so ist es derzeit geplant, wird er der Magdeburger Kathedralpfarrei St. Sebastian zur Verfügung stehen.
Andere Lebenswelten bereichern die Kirche
Damit folgt er einem Modell, das heute weit verbreitet ist: Der Ständige Diakon im Zivilberuf. Ein Arzt an der Berliner Charité, ein selbstständiger IT-Programmierer, ein Musiker bei den Berliner Philharmonikern – Pogoda hat schon viele Menschen auf dem Weg ins Diakonat begleitet, die im Beruf erfolgreich sind und ihre Arbeit auch nach der Weihe weiterhin ausüben. „Die sind wie Kundschafter unterwegs – sie bringen Erfahrungen aus anderen Lebenswelten ein und helfen zugleich, die Kirche besser zu verstehen“, sagt Pogoda. „Das macht ihr Profil aus.“
Ohnehin fällt seine Weihe zum Diakon in eine Zeit, in der in der katholischen Kirche vieles in Bewegung gerät. „Eine Freiwilligenstruktur wird in 20 bis 30 Jahren in den Gemeinden stilbildend sein“, ist sich Pogoda sicher. Doch es brauche auch ein Hauptamt, das andere Menschen im eigentlichen Wortsinn „animiert“, also „beseelt“.
Bei seiner Weihe am 9. Juli wird natürlich seine Frau mit dabei sein, sie muss der Weihe ausdrücklich zustimmen – so sieht es das Kirchenrecht vor. Doch Pogoda kann sich in Bezug auf Frauen noch viel mehr vorstellen. „Meine Frau wäre eine bessere Diakonin“, habe letztens ein angehender Diakon zu ihm gesagt. Diesen Gedanken findet Pogoda gut – wenn es dazu einen gesamtkirchlichen Konsens gebe, wie er betont. „Ich hoffe, dass ich irgendwann eine Mitschwester haben werde.“
Oliver Gierens