Anstoss 48/22
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…
Die Tür – ein aussagekräftiges Bild, auch ein biblisches und adventliches Motiv.
Jesus sagt von sich: Ich bin die Tür und ich stehe vor der Tür und klopfe an und wer mir aufmacht, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten. (vgl Offenbarung 3,20)
Seit letzter Woche singen wir wieder das Adventslied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…“ Das bekannte Adventslied ist im 17. Jahrhundert in Ostpreußen entstanden. Der Text stammt von Georg Weissel (1590-1635) anlässlich der feierlichen Einweihung der neu errichteten Altroßgärter Kirche der Pregelstadt. Diese Kirchweih fand am 2. Adventssonntag 1623 statt. Das Lied beginnt mit einem Zitat aus Psalm 24 in Anlehnung an die Übersetzung Martins Luthers: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe.“ In den christlichen Kirchen wurde dieser Text schon früh aufgegriffen und die Erwartung im Advent auf Christus den König gelenkt. So werden auch wir in dieser adventlichen Zeit eingeladen, unsere Türen zu öffnen, für den der da kommt, um uns zu erlösen.
Unser Leben ist auch ein Leben mit vielen unterschiedlichen Türen. Es gibt verschlossene Türen, solche, vor denen ich warten muss oder abgewiesen werde. Ebenso gibt es Türen, an denen ich herzlich begrüßt werde, wo ich spüre: Hier bin ich willkommen.
Doch auch unser Herz ist wie eine Tür, die sich öffnet oder verschließt. Viele Hilfesuchende, Menschen in Not: Sie klopfen an unsere Herzenstür. Auch viele Geflüchtete aus der Ukraine haben in diesem Jahr angeklopft, ebenso wie andere Hilfesuchende: Sie bitten um Asyl. Der, der anklopft kann auch Jesus sein, Jesus in Menschengestalt.
Das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ ist und bleibt die Aufforderung und Einladung, die Herzenstür zu öffnen, für den großen Besucher, der uns zu Weihnachten besuchen will. Jesus sucht offene Türen und will an diesem Weihnachtsfest in uns geboren werden, weltweit: in Betlehem, in Kiew, in Leipzig, in Moskau.
Josef kleine Bornhorst
Pfarrer und Prior des Dominikanerklosters in Leipzig