Ein Osnabrücker Stadtteil ohne eigene Kirche
„Man muss neue Wege gehen“
Foto: Thomas Osterfeld
Es geht um Babyschwimmen und Kinderturnen, den neuen Spielplatz, Erziehung oder Neuigkeiten aus der Kita. Eigentlich ganz normale Gespräche zwischen jungen Müttern. Doch für Laura Flieger und Nele Jüngerhans ist der Austausch an diesem Tag etwas Besonderes. Weil er vor ihrer Haustür stattfindet, bei einer Tasse Kaffee, in ihrem neuen Wohnviertel in Osnabrück, in dem sie mit ihren Familien seit über einem Jahr leben.
Das Landwehrviertel ist Osnabrücks größtes Neubaugebiet. Auf 37 Hektar Fläche entsteht derzeit ein modernes Wohnquartier. 4000 Menschen werden hier leben. Überwiegend junge Familien sind bereits hergezogen, teilweise von weit her. Bis auf einen Supermarkt, eine Turnhalle, Spielplatz, Kita und Grundschule gibt es in ihrem Wohngebiet keine weitere Infrastruktur. Keine Kirche, kein Vereinsheim, kein Gemeinschaftszentrum, keinen Treffpunkt. Kreativität ist gefragt, wollen katholische und evangelische Seelsorger hier Kontakte knüpfen.
Menschen sollen sich kennenlernen
Eine Idee ist dabei die Barbara-Biene. Die zum Kaffeemobil umgebaute Ape steht heute im Landwehrviertel an der „Grünen Mitte“ und lädt ein zum Getränk – und zum Gespräch. Die bunten Hocker leuchten in der Sonne. „Welcome“ – der Schriftzug auf den Sitzflächen klingt vielversprechend.
Und tatsächlich: Es entsteht schnell ein Treffpunkt. „Wir wollen da sein, den Menschen die Möglichkeit geben, sich kennenzulernen“, erklärt Pastor Matthias Groeneveld, einer der Initiatoren. Die Kaffeemaschine surrt, Jung und Alt tauschen sich aus. Nicht nur Laura Flieger und Nele Jünger-hans sind froh, „dass endlich mal was angeboten wird“. Über die Kita haben sie davon erfahren und knüpfen hier Kontakte, auch mit Pastor Groeneveld von der evangelischen Kirche und Pastoralreferent Cedric Fritz von der Dompfarrei.
Das Landwehrviertel gehört zum Einzugsgebiet der beiden Seelsorger. Sie haben dort aber keinen festen Ort, um etwas anzubieten. Neben Freiluft-Gottesdienst und Laternenumzug ist das Pop-Up-Café ein Versuch, dies auszugleichen. „Wir erfahren laufend Dankbarkeit“, erzählt Groeneveld. Ihm ist wichtig, den Menschen nichts überzustülpen, sondern nach Wünschen zu fragen. „Ein Café“, war eine Antwort. Mit der Barbara-Biene konnten sie das realisieren. Begeisterte Nachbarn stellen den Strom, spülen Gläser. Cedric Fritz stellt fest: „Das war ein guter Auftakt. Man muss neue Wege gehen.“ Und es gibt weitere Ideen. Pastor Groeneveld kann sich sogar ein Sportangebot wie Vater-Kind-Turnen vorstellen.
Das Pop-Up-Café könnte in jedem Fall erstmal bleiben. Nachbarn an der „Grünen Mitte“ haben sich bereits bereit erklärt, es fortzuführen.