25 Jahre Kinderhaus St. Raphael in Finsterwalde

Menschen begleiten wie Raphael

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Seit 25 Jahren gibt es in Finsterwalde das Kinderhaus St. Raphael. Das Jubiläum wurde jetzt gefeiert und dabei für die viele erfahrene Unterstützung gedankt. Das Kinderhaus ist Kirche zum Anfassen, sagte der Generalvikar.

Generalvikar Hoffmann feierte mit der Gemeinde in Finsterwalde des Gottesdienst zum 25-jährigen Bestehen des Kinderhauses. | Foto: Silvia Dedek

Mit einem Gottesdienst, den die Kinderhauskinder zusammen mit ihren Erzieherinnen durch Lieder und einen Tanz gestalteten, feierte die ganze Gemeinde in Finsterwalde das 25-jährige Bestehen ihres Kinderhauses St. Raphael. Am Nachmittag waren alle Interessierten eingeladen, sich das Kinderhaus einmal genauer anzusehen.
„Ich kann mich noch genau an den 1. März 1993 erinnern“, sagt Anette Klimpke lächelnd. Mein Sohn Lukas ist an diesem Tag mit seiner Brotdose und drei Primeln als eines der ersten Kinder in das Kinderhaus eingezogen. Ein paar Handwerker waren noch fleißig dabei, Garderoben anzubringen.“ „Zu dieser Zeit hatten wir nur einen einzigen Gruppenraum im Obergeschoss“, berichtet Schwester M. Evelin Kahl. „Wir hatten Mobiliar von den Partnergemeinden aus Bergheim und Taufkirchen bekommen, das habe ich zusammen mit ehrenamtlichen Helfern aufgearbeitet, ehe wir unsere Räume damit gestalten konnten.“

 
Erste Ideen gab es schon zu DDR-Zeiten
Die Finsterwalder Pfarrgemeinde mit ihrem damaligen Pfarrer Thomas Thielscher hatte bereits zuvor immer wieder versucht, einen eigenen Kindergarten einzurichten, scheiterte jedoch an den Umständen. Nach der Wende war nun die Gelegenheit gekommen. Unter dem großen Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer, der Erzieherinnen und der Eltern konnte zunächst eine Gruppe von Kindern im März 1993 in die erste Etage der Gründerzeitvilla einziehen.
„Wir haben so vielfältige Unterstützung erfahren“, erinnert sich die damalige Leiterin, Schwester M. Evelin Kahl noch heute dankbar. „Eva-Maria Birghan aus der Gemeinde hat beispielsweise Bettwäsche und Handtücher für unsere Einrichtung selbst genäht. Barbara Ludwig war ganz selbstverständlich unsere ‚Feuerwehroma‘. Immer wenn es irgendwo brannte, konnten wir sie anrufen, egal ob Wäsche gewaschen werden musste oder wir eine Schlafaufsicht über die Mittagszeit brauchten. Sie war jederzeit da.“ Aber auch von der Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Waldbreitbach erfuhr das Kinderhaus vielfältige Unterstützung. „Eine Mitschwester hat immer Pfandflaschen für uns gesammelt und uns das Geld dann geschickt, damit wir Spielzeuge anschaffen konnten. Den Spielplatz konnten wir über eine Firma finanzieren, die uns eigentlich zwei bis drei  Erziehergehälter für ein Jahr zugesagt hatte, dann aber auch mit der anderen Verwendung einverstanden war.“
Die Dankbarkeit für die vielfältige Unterstützung hat auch die aktuelle Leiterin des Kinderhauses Cordula Hauke zum Schwerpunkt für den Jubiläumstag gemacht. „Danke für 25 Jahre in Zufriedenheit“, heißt es in einer von Erzieherin Beate Kunze selbst gedichteten Strophe, die die Kinder am Vormittag in der Kirche sangen. „Wenn es so weitergeht, wie in den vergangenen 25 Jahren und wir so vielfältige Unterstützung erfahren, bin ich glücklich“, lautet das Fazit der Leiterin.
„Ein katholisches Kinderhaus in der Diaspora steht immer für eine Kirche zum Anfassen. Unterstützt durch das Bistum, die Gemeinde und das Bonifatiuswerk kann das Kinderhaus ein christlicher Lebensort sein“, erklärt Generalvikar Alfred Hoffmann die Bedeutung der katholischen Kindertagesstätten.
Darüber hinaus sind es Orte der ganz persönlichen Erinnerung. „Ich habe hier angefangen zu sprechen“, erklärt Fanny Klimpke, die zusammen mit ihrer Freundin Stella-Marie Jahn die Stunde der Begegnung für einen Besuch im Kinderhaus nutzt. Die beiden heute 14-jährigen Mädchen haben sich bereits hier im Kinderhaus kennengelernt und Freundschaft geschlossen. „Auch wenn wir noch nicht so lange raus sind, hat sich hier in den letzten Jahren einiges verändert“, erkennen sie.
Anna Hänsch war selbst eines der Kindergartenkinder der ersten Stunde. Heute bringt sie ihren Sohn Simon täglich in die Krippengruppe der Einrichtung. „Es ist schön, dass einige vertraute Dinge geblieben sind. Mein damaliges Erkennungsbild – eine Tasse – begegnet mir nun beispielsweise wieder täglich. Besonders gut hat mir damals gefallen, dass wir als große Kinder ein Patenamt für die jüngeren übernehmen konnten. Wir haben ihnen dann beim Anziehen geholfen und mal einen Schuh zugemacht. Das prägt schon sehr früh.“
In der Pädagogik Maria Montessoris, der sich die Einrichtung verpflichtet fühlt, spielt die Selbstverantwortung der Kinder eine große Rolle. „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist die Maxime, an der sich die Arbeit der Erzieherinnen orientiert. Dazu hat sich die Einrichtung den heiligen Erzengel Raphael als Patron und Begleiter gewählt. Mit offenen Ohren, Augen und Händen hat er Tobias begleitet, wie es im Buch Tobit geschildert ist. „Solche Begleiter wollen auch wir füreinander sein“, beschloss Cordula Hauke ihre Katechese im Sonntagsgottesdienst.
 
Von Silvia Dedek