Lena Bowen ist neue Landjugend-Bundesseelsorgerin
Mit einem großen „K“

Foto: Petra Diek-Münchow
Lena Bowen tritt im August ihre neue Stelle als Bundesseelsorgerin der katholischen Landjugend an.
Die Verbindung zur Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) zeigt Lena Bowen schon durch ihre Kleidung. Zum Gespräch und Fototermin im Pfarrheim kommt sie in einer schwarzen Sweatjacke mit Aufdruck. Rechts steht ihr Name, links ist der Schriftzug der KLJB Geeste zu sehen. Dass sie die Gründung dieser Ortsgruppe vor zwei Jahren begleiten durfte, empfindet die Gemeindeassistentin als eines der Highlights in ihrer Zeit in der Pfarreiengemeinschaft Geeste. „Die Jugend bewegt eben was auf dem Land“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. „Und das noch mit dem großen ,K’ für Kirche.“ Wie der Glaube jungen Leuten Kraft und Orientierung geben kann, wird einer ihrer Arbeitsschwerpunkte werden als neue Bundesseelsorgerin der KLJB. „Der Glaube ist ganz tief in meiner Persönlichkeit verankert.“ Die Gewissheit, dass „da jemand ist, der auf mich aufpasst und eine Idee für mein Leben hat“, gibt ihr Halt und Gelassenheit.

Damit kann sie eigene Erfahrungen weitergeben, denn sie hat zu Hause in Werpeloh im nördlichen Emsland Glaube und Kirche als Kraftquelle erlebt. „Ich bin ganz typisch katholisch sozialisiert“, sagt sie und weiß zugleich, dass das heute bei jungen Leuten auch im ländlichen Raum gar nicht mehr so typisch ist. Aber sie erzählt davon wieder mit einem Lächeln im Gesicht, hat Kirche in dem 1200 Einwohner zählenden Heimatdorf als positiv und gemeinschaftsbildend erlebt. Sie erinnert sich zum Beispiel an das schöne Ritual des privaten „Kirchenkaffees“ sonntags nach dem Hochamt in der elterlichen Küche, an viele „coole Aktionen“ und starke Persönlichkeiten in der Gemeinde. „Da setzen sich so viele gute Leute ein, die gut miteinander arbeiten.“
"Ehrenamt ist bei uns ein ganz großes Thema"
Dazu zählen sicher auch ihre Eltern mit der ganzen Familie. Die Mutter sitzt als stellvertretende Vorsitzende im Kirchenvorstand, der Vater macht im Kolpingvorstand mit, die Tante dirigiert den Frauenchor sowie den Musikverein „und Oma war ganz lange Lektorin“. Und auch die zwei jüngeren Schwestern von Lena Bowen engagieren sich: fast irgendwie selbstverständlich im Landjugendvorstand und zugleich für das Batakhaus, ein kleines Museum über die Kultur der indonesischen Batak und christliche Missionsarbeit. „Ehrenamt ist bei uns einfach ein ganz großes Thema.“
Für sie auch. Und so kurz ist auch diese Liste nicht. Messdienerin, plattdeutsches Theater, Querflöte im Musikverein, begeisterte Teamerin in der Jugendbildungsstätte Marstall Clemenswerth in Sögel und seit 13 Jahren in der Landjugend. Wie so viele Jugendliche tritt sie der Ortsgruppe mit gefühlt dem ganzen zehnten Schuljahrgang bei, sitzt schnell im Vorstand, ist bis 2020 sogar erste Vorsitzende und hilft jetzt noch als Kassenprüferin mit. Und warum überhaupt die Landjugend und nicht ein anderer Jugendverband? Die KLJB, das ist für Lena Bowen eine starke Gemeinschaft gepaart mit praktisch erlebtem Glauben und Einsatz für das Dorf. „Man packt zusammen was an, man will zusammen was für den Ort erreichen, das macht es aus“, sagt die 28-Jährige und sieht in dieser Kombination auch den Grund dafür, dass die KLJB so gut dasteht (siehe auch „Zur Sache“).
Dass die junge Frau mit diesem Hintergrund für die Kirche arbeitet, erstaunt nicht – aber mit einem kleinen Umweg. Nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr im damaligen Exerzitienhaus in Ahmsen studiert sie in Hildesheim zunächst Religion und Englisch für die Grundschule. Und merkt dann, dass es sich nicht ganz richtig anfühlt, dass es ihr schwerfällt, gerade im Religionsunterricht Noten vergeben zu müssen. „Ich wollte irgendwie anders mit Glauben umgeben.“ Sie bricht das Studium ab und beginnt ein neues: Angewandte Theologie in Paderborn. Und ist sich schnell sicher: „Das ist mein Weg. Da habe ich so tolle Leute kennengelernt.“ Ihre erste Stelle danach führt sie in die Pfarreiengemeinschaft Geeste mit den vier Ortsteilen Osterbrock, Geeste, Dalum und Groß Hesepe. Dort kümmert sie sich unter anderem um die Firmkatechese, die Jugendverbände, die Sternsinger und die Schulpastoral.
"Ich bin gerne mutig"
Bis zum 1. August, dann wird sie nach Bonn in den Bundesvorstand der KLJB wechseln. Schon vor zwei Jahren war sie gefragt worden, ob sie Bundesseelsorgerin werden möchte und dann erneut im vergangenen Jahr. Aber „eben mal so“ geht das nicht. Zunächst muss die Arbeitsstelle der Jugendkommission in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) die Bewerbung prüfen und dann die Kandidatur bestätigen. Und da gab es laut Lena Bowen schon eine „gewisse Anspannung“, weil die DBK 2024 die Kandidatin der Pfadfinder für das Amt der Bundeskuratin (geistliche Begleitung) ohne besondere Begründung abgelehnt hatte. Bowen musste sich zudem in mehreren Videorunden und auf der Bundesversammlung vielen Fragen von Delegierten stellen. Alles zusammen hat sie gut gemeistert.
Was sie nun in den nächsten drei Jahren in Bonn erwartet, wird kein reiner Schreibtischjob sein. „Ich werde sicher viel unterwegs sein.“ Kreuz und quer durch Deutschland, überall dahin, wo die Landjugend aktiv ist. Offenheit und viel Dialog hat sie sich vorgenommen, dazu Schulungen und praktische Tipps im Kontakt mit den jeweiligen Präsides, mit einem Focus auf das „K“ wie Kirche und katholisch. Gern möchte die junge Frau das mehr beleben, aber nicht „überall einfach einen Gottesdienst draufsetzen“. Sie weiß, dass Jugendliche und junge Erwachsene in der Liturgie andere Formen suchen und brauchen – möchte für sie und mit ihnen Wege entdecken, die sie in ihrem Glauben bekräftigen und zugleich zeigen, wie wertvoll dieser für das Leben sein kann. Welche Wege? Es werden auch neue, experimentelle sein. „Ich bin da gern mutig“, sagt Lena Bowen, wieder mit einem Lächeln im Gesicht. Und ihr schwirren schon manche Ideen durch den Kopf.
Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) hat deutschlandweit rund 70 000 Mitglieder in gut 1500 Ortsgruppen. Der Verband ist aktiv in 19 Diözesanverbänden; besonders stark in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie in Süddeutschland. Die Mitgliederzahl ist laut KLJB konstant; in einigen Diözesanverbänden wie Münster und auch Osnabrück können aber auch deutlich steigende Zahlen und immer wieder Neugründungen von Ortsgruppen verzeichnet werden.