150 Pilger bei Marienwallfahrt auf Rügen

Mit Maria und Valerie

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Was verbindet Katholiken untereinander und was mit Nicht-Glaubenden? Dieser Frage gingen 150 Pilger bei der diesjährigen Marienwallfahrt auf Rügen unter dem Motto „Eine Mutter, die verbindet“ nach.

Pfarrer Andreas Sommer und Valerie Schönian bei der Autorenlesung. | Fotos: Anja Goritzka
 
Auch wenn man ganz verschieden ist, kann man sich mögen“, resümiert die Buchautorin Valerie Schönian bei ihrer Lesung auf der Marienwallfahrt 2019 nach Bergen auf Rügen. Sie wurde mit ihrem Buch „Halleluja – Wie ich versuchte, die katholische Kirche zu verstehen“ dorthin eingeladen. Ihr Buch war die literarische Aufarbeitung des Onlineprojektes „Valerie und der Priester“ des Zentrums für Berufungspastoral der deutschen Bischofskonferenz. Hier besuchte sie 2016 ein Jahr lang eben als Valerie den Priester Franziskus und kam mit ihm ins Gespräch über grundsätzliche Fragen, Meinungen, Sichtweisen auf die Welt. Diese vollkommene Unterschiedlichkeit der beiden Hauptpersonen war gewollt.
Dennoch merkte auch Valerie Schönian, dass sie an ihre Grenzen kam, wie sie in der katholischen Kirche St. Bonifatius berichtete: „Die Frage ‚Wie gehen wir damit um, dass wir immer anderer Meinung sind‘, war sehr ermüdend. Ich dachte schon, ich breche das Projekt ab. Doch da ging Franziskus auf mich zu. Nicht mehr zu sagen ‚ja, aber‘ sondern zu fragen ‚Wie gehst du mit einem bestimmten Punkt um‘ half dann enorm.“
Ob eine Marienwallfahrt für so eine Lesung der richtige Rahmen ist, wurde vorab heftig in den Pfarrgemeinderäten des Pas- toralen Raumes Rügen-Stralsund-Demmin diskutiert. Doch letztendlich entschieden sich die Katholiken im Nordosten dafür. „Es ist wichtig, sich immer wieder mit seinem Glauben auseinanderzusetzen, gerade und im Besonderen auch bei einer Marienwallfahrt“, ist Pfarrer Andreas Sommer überzeugt. Einmal einen anderen Blickwinkel einzunehmen, zu hören, wie es so Nicht-Gläubigen ginge, schade dabei nicht.
 
"Was ist, wenn eine Frau die Berufung spürt?"
Und so hörten rund 50 Gäste Teile aus Schönians Buch und kamen auch mit der Autorin ins Gespräch. Moderiert wurde die Lesung am Ende der Marienwallfahrt von Pfarrer Andreas Sommer, der als Priester den neuen Pastoralen Raum leitet.
Auch zwischen den Kapiteln kamen die beiden auf ein zentrales Thema zu sprechen: Priester sind nur Männer. „Die Frage kommt ja auch in der katholischen Kirche selber auf“, berichtet Pfarrer Andreas Sommer und weiter: „Als ich mich dazu entschloss, Priester zu werden, wurde das nicht in Frage gestellt. Aber was ist, wenn eine Frau die Berufung spürt?“
Eine Frage, auf die Antworten gesucht werden sollten, denn es gehe immer um eine ehrliche Auseinandersetzung. „Wir müssen uns immer wieder fragen, was will Gott letztendlich von uns“, war Andreas Sommer überzeugt. So geht es im Buch von Valerie Schönian vornehmlich nicht um das, was trennt, sondern um das, was verbindet.
Um das, was die Katholiken in der Diaspora und überall verbindet, ging es auch vorab auf der Marienwallfahrt nach Bergen auf Rügen, die unter dem Satz stand „Eine Mutter, die verbindet“. 15 Jugendliche und ältere Gäste pilgerten zu Fuß bei einem wechselvollen Wetter mit sogar kurzem Schneeschauer morgens von Putbus aus zusammen mit Prälat Stefan Dybowski nach Bergen.
 
Auch der Rosenkranz wurde auf der Wallfahrt gebetet.

 

Welches Werkzeug kann ich selbst sein?
„Der Satz der diesjährigen Marienwallfahrt ist ein pfiffiges Teekesselchen. Zum einen ist natürlich die Mutter gemeint, die die Kinder erzieht, ernährt und so weiter. Zum anderen findet man eine Mutter aber auch in einem Werkzeugkasten“, erzählte Domkapitular Dybowski am Sonnabendvormittag bei der heiligen Messe vor insgesamt 150 Pilgern aus den drei neuen Pastoralen Räumen im ehemaligen Dekanat Vorpommern. So hatten sich die Fußwallfahrer Paulus genauer angesehen, der ja auch ein Werkzeug sein sollte, und sich gefragt, welches Werkzeug sie selbst sein können. „So können wir Nadel und Faden sein, die etwas zusammen verbinden“, warf Dyboswki ein, wobei gerade Freundschaft und Liebe im Leben verbinde, wie er mit einer Anekdote deutlich machte. Doch ganz im Besonderen verbinde eben Gottes Liebe. So wünsche er sich Menschen, die immer tiefer sehen, bis in das Herz des anderen und sich zu einem Werkzeug aus Fleisch und Blut machen lassen, denn mit solchen Menschen baue er gerne weiter an der Kirche.
 
Von Anja Goritzka