Christen auf der Landesgartenschau in Torgau
Neugierig auf Kirche
Neue Kirchenmitglieder berichten häufig von abschreckenden Hürden, die sie vor ihrer Annäherung an die Kirche überwinden mussten. Auf der Torgauer Landesgartenschau fallen diese Barrieren weg.
Auf Sitzsäcken, im Rollstuhl oder am Küchentisch: Die Gäste genießen das Kirchenwäldchen auf der Laga. Fotos: Dorothee Wanzek |
Dass die rund vierzig Christen, die sich hier zum Gottesdienst mit der Torgauer Gemeindereferentin Christina Neupert versammelt hatten, auch manchen Passanten dazu brachten, mit wohlwollender Neugier näher zu treten und zu verweilen, mag am frischen Gesang mit schwungvoller Keyboardbegleitung gelegen haben. Womöglich spielten auch die Lied- und Gebetstexte eine Rolle, die weitgehend – keinesfalls selbstverständlich, wenn es um die Gottesmutter Maria geht – in allgemein verstehbarer Alltagsprache verfasst waren.
Nicht zuletzt signalisierten die vielfältigen Sitzgelegenheiten: Dieser Gottesdienst ist keine geschlossene Gesellschaft und keine uniforme Veranstaltung. Hier dürfen unterschiedlichste Menschen so kommen, wie sie eben sind, und sie dürfen sich mitsamt ihrem Lebensgepäck niederlassen. Das Kirchenwäldchen gehört zu den eher naturnah belassenen Arealen der Landesgartenschau.
Christina Neupert bei der Maiandacht |
Impulse und Denkanstöße
Nicht zuletzt Familien mit Kindern genossen es in den ersten Wochen, hier entspannt Zeit miteinander zu verbringen, hat Miriam Fricke beobachtet. Wie ihre Kollegin Christina Neupert gehört sie zur ökumenischen Gemeinde, die sich für die Zeit der Schau gebildet hat. Die Gemeindemitglieder haben sich schon im Vorfeld getroffen, nicht nur zum Planen, auch zum Beten und Feiern. Nun bringen sie sich nach ihren Möglichkeiten ein, bei der Gestaltung der täglichen Andachten oder als „Gästebetreuer“.
Miriam Fricke drängt sich niemandem auf, wenn sie den Betreuerdienst übernimmt, sie lässt den Gästen Zeit für eigene Entdeckungen. Jede Sitzgelegenheit ist mit Impulsen verbunden, die zum Nachdenken über Werte und Orientierungspunkte im eigenen Leben anregen. Am Küchentisch zum Beispiel können die Besucher darüber nachsinnen, wie Gemeinschaft in ihrer eigenen Küche gelebt und gestärkt wird. Im Brotfach auf dem Tisch finden sie unter anderem Denkanstöße zur biblischen Erzählung von der Brotvermehrung.
Noch sind nicht alle Ideen umgesetzt, die die evangelische Projektleiterin Nicol Speer und ihre Mitstreiter entwickelt haben. Das eine oder andere wird in den Wochen noch ergänzt werden. Zum Beispiel soll es möglich werden, per Smartphone über einen QR-Code Zugang zu ergänzenden meditativen Texten, Segensworten oder Melodien zu erhalten.
Von Dorothee Wanzek