Bildungsstätte in Schmochtitz präsentiert neuen Namen

Nicht nur für Bischöfe geöffnet

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Die Bildungsstätte des Bistums präsentiert sich mit neuem Namen und neuem Logo in der Öffentlichkeit. Aus dem Bischof-Benno-Haus ist das Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno geworden.

Hausleiter Sebastian Kieslich und Bischof Heinrich Timmerevers enthüllen das neue Hinweis-Schild an der Einfahrt des Bildungsguts Schmochtitz.    Fotos: Dorothee Wanzek

 

„Wer schon einmal bei uns war, der weiß, dass wir ein offenes Haus sind, in dem alle willkommen sind“, ist Sebastian Kieslich, Rektor des katholischen Bildungshauses in Schmochtitz, überzeugt. Dass für potenzielle neue Besucher außerhalb des katholischen Milieus der  Name „Bischof-Benno-Haus“ eher eine Hürde als ein Lockmittel ist, zeigen ihm manche skeptische Reaktionen: „Darf ich da überhaupt rein?“ „Ist das nicht ein Haus für Bischöfe?“...
Keinesfalls hatte Sebastian Kieslich eine Namens- oder Logoänderung im Sinn, als er vor anderthalb Jahren die Leitung des Bischof-Benno-Hauses übernahm. „Diese Entscheidungen sind gewachsen, als wir uns im Mitarbeiter-Team darüber Gedanken machten, was das Haus heute kennzeichnet, welche Ziele wir verfolgen und wie wir Gäste erreichen“, erläuterte er während einer Pressekonferenz am 7. September.
„Wir haben uns seit der Eröffnung vor 28 Jahren weiterentwickelt“, sei dabei deutlich geworden. Im Namen und im bisherigen Logo kämen die neueren Entwicklungen nur unzureichend zum Ausdruck, legte er dar, als er den neuen Öffentlichkeits-Auftritt der Presse vorstellte. Mit dabei war Bischof Heinrich Timmerevers, dem es durchaus recht ist, dass der Bischofstitel fortan im Namen des diözesanen Bildungshauses nicht mehr auftaucht. Er sieht das Bildungshaus vor allem als Ort des Dialogs mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Erfahrungshorizonten. Ausgehend von ihren Lebensfragen könnten sie hier in Kontakt mit dem christlichen Glauben und der Kirche kommen.
Bischof Timmerevers erinnerte an Paulus, der seine berühmte Rede auf dem Areopag in Athen an das dortige Denkmal des unbekannten Gottes anknüpfte. In Schmochtitz könnte das Bild des unbekannten Gottes an den Fragen entfaltet werden, die in den heutigen Krisen aufbrechen, meint der Bischof. In der gegenwärtigen Pandemie zum Beispiel brauche es Räume, um über die Bedeutung des Leids ins Gespräch zu kommen, über Lebenssinn oder über Werte, die dauerhaft Bestand haben. Das wachsende Stadt-Land-Gefälle, den Braunkohle-Ausstieg in der Lausitz und jüngste Gewalt-Exzesse in Leipzig nannte er den Journalisten als weitere mögliche Anlässe für vertiefende Gespräche.

Auch kirchenferne Gäste öffnen sich für religiöse Themen
Tatsächlich erlebten die Mitarbeiter des Hauses immer wieder, dass kirchenferne Gäste sich während ihres Aufenthalts in Schmochtitz für Glaubensthemen öffneten, berichtete Sebastian Kieslich. Gerade bei längeren Aufenthalten komme es vor, dass Kursteilnehmer sich innerlich anrühren lassen.
Förderlich wirkten sich dabei nicht nur die Kursinhalte auch, sondern auch die einladende und inspirierende Atmosphäre des Hauses, Pausengespräche sowie das Rahmenprogramm mit Morgenimpulsen und abendlichen Kurzandachten. Für die Mitarbeiter selber sei es bereichernd, wenn sie beispielsweise miterlebten, wie ein Bestatter während eines Trauerbegleitkurses seinen Blick auf religiöse Fragen hin weite.
Auch für den innerkirchlichen Dialog werde das Bildungsgut ein wichtiger Ort bleiben, betonte Bischof Timmerevers. Die Umwandlungsprozesse, in denen sich die Kirche gerade befinde, seien noch nicht abgeschlossen. Christen stünden gerade vor der Herausforderung, Vertrautes aufzugeben und danach zu suchen, was sie künftig zusammenführt und -hält, wie ihr Engagement für die Kirche aussehen kann und wofür sie als Kirche da sind. Wegen seiner idyllischen Lage biete sich Schmochtitz insbesondere auch für Veranstaltungen an, in denen es um die Bewahrung der Schöpfung gehe.

 

Blick auf das alte Herrenhaus, mit dem die Bildungsstätte 1992 eröffnet wurde.

 

Neue Angebote zum Thema Beratung und Lebensgestaltung
In dem aktuellen Halbjahresprogramm, das Sebastian Kieslich während der Pressekonferenz vorstellte, finden sich bereits eine Reihe von Umwelt-Bildungsveranstaltungen – erlebnisorientierte wie die „Nacht in der Natur“, die das Haus am 9. Oktober gemeinsam mit dem Kreisjagdverband anbietet, aber auch Diskussionen über faires Reisen und Handeln, nachhaltiges Bauen und psychologische Perspektiven auf den Klimawandel.
Neben bewährten Veranstaltungsformaten wie den Großeltern-Enkel-Tagen, Ehrenamtlichen-Schulungen oder der Schmochtitzer Bühne finden sich auch neue Angebote, etwa ein Seminar „Wertorientiertes Leben und Arbeiten“ für Menschen, die auf der Suche nach neuen Wegen sind.
Im 100. Jahr nach der Wiedergründung des Bistums stehen historische Themen besonders im Fokus. Die traditionelle Winterakademie geht vom 6. bis 10. Januar der Frage nach, wie sich Liturgia, Martyria und Diakonia, die christlichen Grundvollzüge der Kirche, in den vergangenen Jahrzehnten in Sachsen und Ostthüringen entwickelt haben und wie die Zusammenhänge mit der gesellschaftlichen Entwicklung aussahen.
Den vergangenen 30 Jahren widmet sich am 28. September ein Tagesseminar mit dem Dresdner Altbischof Joachim Reinelt, dem Landtagsabgeordneten Martin Modschiedler (CDU) und Silke Meemken, der neuen Leiterin der Pastoralabteilung des Bistums. Die Referenten diskutieren zum Thema „30 Jahre blühende Landschaften: Wo waren wir – wo stehen wir heute – wohin gehen wir?“

Zum Logo: Ein Fisch-Auge ersetzt das klassische Herrenhaus
 
Einen Fisch und zugleich ein Auge symbolisiert das neue Logo des katholischen Bildungshauses in Schmochtitz. Der Fisch, ein altes christliches Symbol weist auf das Bekenntnis der Einrichtung zum christlichen Glauben und Menschenbild hin. Zugleich steht der Fisch für den heiligen Benno, der insbesondere für die Sorben eine wichtige Identifikationsfigur ist. Zum Ausdruck kommen soll dadurch, dass das Bildungsgut keinen Bruch, sondern eine Weiterführung seiner Tradition anstrebt und insbesondere auch weiterhin ein Haus für die Sorben sein will. Das Auge steht für Weitsicht, Klugheit und Offenheit – kurzum: für ein aufgeklärtes Christentum.
Das bisherige Logo bildete das Schmochtitzer Herrenhaus ab, Haupthaus der Bildungsstätte, die sich aber im Laufe der 28 Jahre ihres Bestehens um eine Reihe weiterer Gebäude erweitert hat. (dw)
 
Näheres zum Herbst-/Winter-Programm ist auf der neuen Internetseite www.bildungsgut-schmochtitz.de zu finden. Die neue E-Mail-Adresse lautet info@bg-schmochtitz.de

Von Dorothee Wanzek