Anstoß 06/23
Nicht ohne Rückenwind
Seit einem dreiviertel Jahr schläft es meist in der Garage vor sich hin: mein Fahrrad. Nach einer OP durfte ich lange nicht fahren. Und nun ist Winter. Das macht das Radfahren etwas ungemütlicher und es ist auch eine Konditionsfrage. Zum Glück habe ich seit zwei Jahren ein Pedelec, bei dem ein kleiner E-Motor meinen Rückständen etwas auf die Sprünge hilft – eingebauter Rückenwind.
Nach einer Urlaubsradtour haben mir Bekannte von ihren Erfahrungen mit diesem „Rückenwind“ erzählt. Im vermeintlichen Flachland Usedoms stieß das Paar durchaus auf Steigungen von 16 Prozent. Mit Motorunterstützung war das keine Quälerei mehr.
So ein eingebauter Rückenwind wäre auch im Leben prima. Was an Herausforderungen vor mir liegt, könnte ich locker anpacken. Wenn es im zwischenmenschlichen Miteinander einmal steil zugeht, hätte ich noch eine Reserve. Und wenn ich mal einen Umweg nehmen muss, käme zu meiner (Un-)Geduld noch ein bisschen Ausdauer dazu. Beim Pedelec unterstützt der kleine Motor. Im Leben der Gedanke, dass einer mit mir geht, der mir zusätzliche Kraft gibt.
Eco, Sport, Turbo heißen die Schaltstufen am Rad. Ich selbst kann entscheiden, wieviel Zusatzkraft ich möchte. Bei dem Paar ist er gern schnell unterwegs, oft mit Turbounterstützung. Sie fährt zurückhaltender, meistens mit Eco. Warum das so ist: Sie spart die Verstärkung für schwere Abschnitte auf, während er keinen Grund sieht, auf die volle Power zu verzichten.
Auf der Lebenstour ist Gott der Motor, der uns unterstützt, ohne Akku sogar, weil er selbst die Kraftquelle ist. Wir leben unser Leben und können wählen, wie viel Unterstützung wir uns zugestehen. Ich glaube, manchmal sind wir auch im Leben etwas zaghaft und versuchen mit wenig Unterstützung „von oben“ durchzukommen.
Aber Gott ist die Fülle und will, dass wir unser bestes Leben leben. Wir haben schließlich nur das eine und es geht um alles. Also: Leben wir und seien großzügig mit der Liebe. Gott versorgt uns mit Energie. Auch wenn wir auf Turbo schalten, sein Akku wird niemals leer.
Angela Degenhardt,
Gemeindereferentin St. Jutta Sangerhausen und St. Georg Hettstedt