Künstler Peter Rogge zeigt Zyklus „Engel mögen dich begleiten“

Nicht wissen, was herauskommt

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Der Potsdamer Peter Rogge ist Künstler. Eigentlich wollte der gebürtige Eichsfelder einmal Priester werden, besuchte das Proseminar in Schöneiche, doch es kam anders. Seinen Zyklus „Engel mögen dich begleiten“ stellt er aktuell aus.

Peter Rogge mit einem seiner „Engel“: Eine einzige Linie formt das Wesen aus Flächen, in der Mitte ein Gesicht. | Foto: Cornelia Klaebe

„Anfangen und nicht wissen, was dabei herauskommt“, das ist etwas, was Peter Rogge fasziniert. Die Einsicht „Oh, da ist ja etwas draus entstanden“, die für seinen Lebensweg Anwendung finden könnte, bezieht der Künstler und Grafikdesigner auf seine Bilder. „Engel mögen dich begleiten“ steht als Überschrift über dem Zyklus, den der 57-Jährige derzeit ausstellt (siehe Kasten).
„Ich erinnere mich, dass ich schon immer gezeichnet habe“, blickt der Grafiker zurück. Den Anfang nahm seine Kunst zuhause, in Dingelstädt. Hier malte er seine ersten Piratenschiffe. Genauso, wie er immer schon zeichnete, war Rogge, wie es bei einem echten Eichsfelder wenig überrascht, „immer schon katholisch“. Wo sonst wäre es in der DDR möglich gewesen, dass einer der wenigen CDU-Bürgermeister am 1. Mai die Republikfahne ans Rathaus hängte und an Fronleichnam die weiß-gelbe? Vater Rogge tat es. So legte auch Sohn Peter eine klassische „katholische Karriere“ hin, war Ministrant und in der Pfarrjugend, hatte Kontakt zu den Franziskanern.
Dieser Kontakt prägte ihn in zweierlei Weise: Nach der Polytechnischen und Erweiterten Oberschule besuchte Rogge 1981/82 das Proseminar St. Konrad in Schöneiche – mit dem Ziel, „so schnell wie möglich Priester zu werden“. Was den Wehrdienst anging, war der franziskanisch-pazifistisch geprägte Mann Totalverweigerer, wollte auch nicht „Bausoldat“ werden. Das legte er schriftlich nieder – mit der entsprechenden Konsequenz, immer nach der erneuten Einberufung einige Zeit die Haft zu fürchten.

„Das mit dem Zölibat kriege ich nicht hin“
Was das Priesterwerden anging, merkte der Katholik in Schön- eiche bald: „Das mit dem Zölibat kriege ich nicht hin, will es auch gar nicht.“ Aber was nun? „Irgendwas mit Kunst wäre schön“, überlegte der junge Mann. Studieren ging nicht ohne Wehrdienst, und so kam der Rat: „Probier‘s doch mal mit Arbeitstherapie“. In Lobetal bei Bernau wurde er vorstellig und durfte dort anfangen, wurde 1982 bis 1984 aber bei geistig behinderten Männern dann nicht als Arbeitstherapeut, sondern als Hilfspfleger eingesetzt. Das war nicht das, was der Künstler wollte. Das neue Ziel hieß Buchrestaurator, und auf dem Weg dorthin brauchte es ein Handwerk: Neben der Arbeit in einer Buchbinderei machte Peter Rogge dort auch berufsbegleitend eine Lehre.
1985 heiratete er seine Freundin Sigrid, 1986 wurde ein Sohn geboren – und Peter Rogge wurde Vater und Hausmann. Um „Zirkelleiter für künstlerisches Volksschaffen“ werden zu können, besuchte er eine Spezialschule für Malerei und Grafik in Schwerin. Dann kam die Wiedervereinigung, die Ausbildung wurde verkürzt. Im vereinten Deutschland konnte Rogge plötzlich studieren, galt sogar wegen der Repressalien aufgrund des verweigerten Wehrdienstes als „Verfolgter des SED-Regimes“ und bekam ein Stipendium. Für sein Diplomprojekt, einen entfalteten Ikosaeder – das ist eine geometrische Figur aus 20 Tetraedern, also gleichseitigen Pyramiden – erhielt er den Deutschen Studienpreis. Heute arbeitet Peter Rogge freiberuflich als Grafikdesigner und wünscht sich wie so viele insgeheim, von seiner Kunst leben zu können.

Zur Sache
Die Ausstellung „Engel mögen dich begleiten“ mit Grafiken von Peter Rogge ist in der Auferstehungskirche (Friedensstraße 83, Berlin-Friedrichshain) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag 15 bis 17 Uhr, Mittwoch 14 bis 18 Uhr, Donnerstag 9 bis 12 Uhr, Freitag 15 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 13 Uhr; Finissage: 2. Februar, 16 Uhr

Als Künstler kann er wiederum bei religiösen Themen gut „andocken“, sagt der Katholik, der mit seiner Frau nach Potsdam zog und dort auch kirchlich aktiv ist. Auch wenn er seine „Engel“ malt, gilt für Peter Rogge „anfangen und nicht wissen, was dabei herauskommt“. Jeder der Engel ist anders. Wenn der Stift erst einmal das große Papier berührt hat, wird er nicht mehr abgesetzt, ist auf der Linie „unterwegs“, schwingt sich nach oben und unten, links und rechts, bis er über Kurven und Windungen den Ausgangspunkt erneut erreicht hat. Und dann betrachtet Peter Rogge aus der Fernperspektive eine Struktur, ein Wesen aus Flächen mit einem Gesicht, das ihn anzublicken oder gar zu durchblicken scheint, einen Begleiter, einen Engel. Und denkt: „Oh, da ist ja etwas draus entstanden.“

Von Cornelia Klaebe