Crostwitzer Sebastiansbruderschaft feiert 600-jähriges Bestehen
In Pestzeiten auf Liebe gesetzt
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Die Crostwitzer Sebastiansbruderschaft feiert an diesem Wochenende ihr 600-jähriges Bestehen. Sie wurde im 15. Jahrhundert gegründet, um den Betroffenen der damaligen Pestepidemie durch Gebet und Taten christlicher Nächstenliebe beizustehen.
Eine Prozession zu den Sebastians-Statuen und Bildstöcken der Pfarrei gehört am 20. Januar zur Tradition der Crostwitzer Bruderschaft. Foto: Georg Spittank |
Das Gründungsdatum der Bruderschaft im sorbischen Crostwitz lässt sich durch historische Quellen nicht exakt belegen, weiß ihr Sprecher Georg Spittank.
Als die Sebastiansbrüder und -schwestern ihren Zusammenschluss im Jahr 2000 neu belebten, haben sie 1420 als Gründungsjahr festgelegt und sich dabei auf einen Hinweis gestützt, auf den sie im Bautzner Domarchiv stießen: Einer Klosterchronik zufolge hatten die Sebastiansbruderschaften Crostwitz bereits vor 1450 einen eigenen Friedhof. Hinzu kommt in einer Schrift der Historiker Heinrich Magirius und Siegfried Seifert über das Kloster Marienstern ein Hinweis auf die Pest, die zur Amtszeit der Äbtissin Sophie von Leisnig (1405 bis 1416) in der Lausitz wütete. In dieser Zeit sollen in der Region mehrere Sebastiansbruderschaften entstanden sein. Im Bennokalender von 1904 ist vermerkt, dass die Crostwitzer Sebastiansbruderschaft „um 1420“ gegründet wurde.
Deutschlandweit gründeten sich im Spätmittelalter eine Vielzahl von Bruderschaften, die sich nach dem Schutzpatron gegen die Pest benannten. Viele – beispielsweise auch in Kamenz und Bautzen - haben die Reformationszeit nicht überstanden, andere haben in den letzten Jahren ihre Aktivitäten eingestellt. Unter den verbliebenen Vereinen, die den Namen „Sebastiansbruderschaft“ tragen, überwiegen die Schützenvereine, in Wittichenau etwa wird diese Tradition gepflegt.
Als die Sebastiansbrüder und -schwestern ihren Zusammenschluss im Jahr 2000 neu belebten, haben sie 1420 als Gründungsjahr festgelegt und sich dabei auf einen Hinweis gestützt, auf den sie im Bautzner Domarchiv stießen: Einer Klosterchronik zufolge hatten die Sebastiansbruderschaften Crostwitz bereits vor 1450 einen eigenen Friedhof. Hinzu kommt in einer Schrift der Historiker Heinrich Magirius und Siegfried Seifert über das Kloster Marienstern ein Hinweis auf die Pest, die zur Amtszeit der Äbtissin Sophie von Leisnig (1405 bis 1416) in der Lausitz wütete. In dieser Zeit sollen in der Region mehrere Sebastiansbruderschaften entstanden sein. Im Bennokalender von 1904 ist vermerkt, dass die Crostwitzer Sebastiansbruderschaft „um 1420“ gegründet wurde.
Deutschlandweit gründeten sich im Spätmittelalter eine Vielzahl von Bruderschaften, die sich nach dem Schutzpatron gegen die Pest benannten. Viele – beispielsweise auch in Kamenz und Bautzen - haben die Reformationszeit nicht überstanden, andere haben in den letzten Jahren ihre Aktivitäten eingestellt. Unter den verbliebenen Vereinen, die den Namen „Sebastiansbruderschaft“ tragen, überwiegen die Schützenvereine, in Wittichenau etwa wird diese Tradition gepflegt.
Sebastiansbrüder engagieren sich sozial und missionarisch
In Crostwitz fühlt man sich ebenso wie in den bayerischen Gemeinden Oettingen und Allersberg vor allem dem geistlichen Erbe verbunden, für das die Sebastiansbruderschaft steht. 85 Mitglieder zählt die Gemeinschaft zurzeit. Sie haben sich verpflichtet, für ihre lebenden und verstorbenen Mitglieder zu beten, sie streben ein vorbildliches christliches Leben an und spenden regelmäßig für missionarische und soziale Zwecke, etwa für Kirchbauten auf der Krim und im südrussischen Bistum St. Clemens, für den Neubau der Leipziger Propsteigemeinde, die Dachsanierung der eigenen Pfarrkirche, für Hilfsprojekte in Litauen, Albanien und Argentinien. Am Tag vor dem Sebastians-Fest (20. Januar) ist für die Bruderschaft strenges Fasten angesagt. Abends versammeln sich die Mitglieder zum Gebet an den Statuen und Gebetssäulen des Pfarreigebiets, auf denen der heilige Sebastian abgebildet ist. Der Gedenktag selbst ist für die ganze Pfarrei ein Feiertag mit einer Messfeier am Vormittag und einer nachmittäglichen Andacht mit Prozession, bei der die 2012 eingeweihte Fahne der Bruderschaft vorangetragen wird.
In Crostwitz fühlt man sich ebenso wie in den bayerischen Gemeinden Oettingen und Allersberg vor allem dem geistlichen Erbe verbunden, für das die Sebastiansbruderschaft steht. 85 Mitglieder zählt die Gemeinschaft zurzeit. Sie haben sich verpflichtet, für ihre lebenden und verstorbenen Mitglieder zu beten, sie streben ein vorbildliches christliches Leben an und spenden regelmäßig für missionarische und soziale Zwecke, etwa für Kirchbauten auf der Krim und im südrussischen Bistum St. Clemens, für den Neubau der Leipziger Propsteigemeinde, die Dachsanierung der eigenen Pfarrkirche, für Hilfsprojekte in Litauen, Albanien und Argentinien. Am Tag vor dem Sebastians-Fest (20. Januar) ist für die Bruderschaft strenges Fasten angesagt. Abends versammeln sich die Mitglieder zum Gebet an den Statuen und Gebetssäulen des Pfarreigebiets, auf denen der heilige Sebastian abgebildet ist. Der Gedenktag selbst ist für die ganze Pfarrei ein Feiertag mit einer Messfeier am Vormittag und einer nachmittäglichen Andacht mit Prozession, bei der die 2012 eingeweihte Fahne der Bruderschaft vorangetragen wird.
„Das Erbe der Vorfahren bewahren und weiterführen“
„Was wir von unseren Vorfahren erhalten haben, sollten wir bewahren und weiterführen“, beschreibt Georg Spittank seine Motivation, sich für die Sebastiansbruderschaft zu engagieren. Zudem schätzt er die Gemeinschaft unter den Brüdern, die besonders zum Tragen kommt, wenn einer in Not gerät oder krank wird.
Zum Jubiläum wird die Bruderschaft ihr Patronatsfest etwas ausgiebiger feiern als gewohnt. Den Auftakt bildet am 17. Januar um 19.45 Uhr ein Vortrag der Bistumsarchivarin Birgit Mitzscherlich zur Geschichte der Sebastiansbruderschaft. Der Fasttag ist auf den Samstag (18. Januar) vorgezogen. Um 17 Uhr findet an diesem Tag das Gebet an den Sebastiansbildnissen statt. Am 19. Januar um 17 Uhr gibt es unter dem Motto „Ihr seid Licht der Welt“ eine Andacht mit Kerzenprozession zur Sebastians-Kapelle. Der Festgottesdienst mit Bischof Heinrich Timmerevers beginnt am 20. Januar um 9 Uhr. Eine Begegnung mit Imbiss im Hornig-Haus schließt sich an. Nach einer festlichen Andacht um 14 Uhr und nochmaliger Prozession findet eine Bruderschafts-Versammlung statt.
Noch vor Ostern soll eine Ausstellung zur Geschichte der Crostwitzer Bruderschaft eröffnet werden. Auf 22 Roll-Ups werden dort unter anderem Bilder der Bildstöcke und Sebastians-Statuen der Pfarrgemeinde zu sehen sein. Es wird an eine Romwallfahrt erinnert, die die Bruderschaft 2007 auch zur Katakombe St. Sebastian führte und an die Glocken der Pfarrkirche erinnert, die dem heiligen Sebastian gewidmet waren. 1916 wurde eine Sebastians-Glocke für den Ersten Weltkrieg eingezogen und eingeschmolzen, ihre Nachfolgerin musste dem Zweiten Weltkrieg geopfert werden. Zum aktuellen Geläut der Crostwitzer Pfarrkirche gehört eine Sebastians-Glocke, die Bischof Otto Spülbeck im Jahr 1955 weihte.
Am zweiten und dritten Septemberwochenende gibt es die Theateraufführung „Pest und Liebe“ über die Geschichte der Bruderschaft. Darin wird auch Erwähnung finden, dass die Crostwitz Bruderschaft insgesamt viermal eine offizielle päpstliche Bestätigung erhielt, im Jahr 1700 durch Innozenz XII., 1716 durch Clemens XI., 1726 durch Benedikt XIII. und 1782 durch Pius VI..
„Was wir von unseren Vorfahren erhalten haben, sollten wir bewahren und weiterführen“, beschreibt Georg Spittank seine Motivation, sich für die Sebastiansbruderschaft zu engagieren. Zudem schätzt er die Gemeinschaft unter den Brüdern, die besonders zum Tragen kommt, wenn einer in Not gerät oder krank wird.
Zum Jubiläum wird die Bruderschaft ihr Patronatsfest etwas ausgiebiger feiern als gewohnt. Den Auftakt bildet am 17. Januar um 19.45 Uhr ein Vortrag der Bistumsarchivarin Birgit Mitzscherlich zur Geschichte der Sebastiansbruderschaft. Der Fasttag ist auf den Samstag (18. Januar) vorgezogen. Um 17 Uhr findet an diesem Tag das Gebet an den Sebastiansbildnissen statt. Am 19. Januar um 17 Uhr gibt es unter dem Motto „Ihr seid Licht der Welt“ eine Andacht mit Kerzenprozession zur Sebastians-Kapelle. Der Festgottesdienst mit Bischof Heinrich Timmerevers beginnt am 20. Januar um 9 Uhr. Eine Begegnung mit Imbiss im Hornig-Haus schließt sich an. Nach einer festlichen Andacht um 14 Uhr und nochmaliger Prozession findet eine Bruderschafts-Versammlung statt.
Noch vor Ostern soll eine Ausstellung zur Geschichte der Crostwitzer Bruderschaft eröffnet werden. Auf 22 Roll-Ups werden dort unter anderem Bilder der Bildstöcke und Sebastians-Statuen der Pfarrgemeinde zu sehen sein. Es wird an eine Romwallfahrt erinnert, die die Bruderschaft 2007 auch zur Katakombe St. Sebastian führte und an die Glocken der Pfarrkirche erinnert, die dem heiligen Sebastian gewidmet waren. 1916 wurde eine Sebastians-Glocke für den Ersten Weltkrieg eingezogen und eingeschmolzen, ihre Nachfolgerin musste dem Zweiten Weltkrieg geopfert werden. Zum aktuellen Geläut der Crostwitzer Pfarrkirche gehört eine Sebastians-Glocke, die Bischof Otto Spülbeck im Jahr 1955 weihte.
Am zweiten und dritten Septemberwochenende gibt es die Theateraufführung „Pest und Liebe“ über die Geschichte der Bruderschaft. Darin wird auch Erwähnung finden, dass die Crostwitz Bruderschaft insgesamt viermal eine offizielle päpstliche Bestätigung erhielt, im Jahr 1700 durch Innozenz XII., 1716 durch Clemens XI., 1726 durch Benedikt XIII. und 1782 durch Pius VI..
Von Dorothee Wanzek