Israel
Politik und Kirchen bezeugen Solidarität mit den Leidenden
Rebekka Mauser
In einer Regierungserklärung verurteilte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) den Angriff auf das Land scharf. „Den Menschen, den Bürgerinnen und Bürgern Israels, dem Staat Israel erklären wir unsere uneingeschränkte Solidarität“, sagte Weil. Es seien grausame und furchtbare Tage, die die Menschen in Israel, aber auch die Menschen jüdischen Glaubens in Niedersachsen erlebten. „Wir fühlen mit ihnen, wir leiden mit ihnen. Wir stehen an der Seite Israels, wir sind solidarisch mit den Jüdinnen und Juden in Niedersachsen. Und wir bekämpfen gemeinsam jeden Antisemitismus.“
Weil erinnert an deutsche Verantwortung
„Wir wissen noch nicht, wann dieser Albtraum aufhört oder ob wir gar den Beginn eines neuen großen Nahost-Krieges erleben“, sagte Weil. Zugleich betonte er, dass das Land das Recht habe, sich zu verteidigen und seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen.
Der Staat Israel sei entstanden vor dem Hintergrund der millionenfachen Vernichtung von Jüdinnen und Juden durch Deutsche, sagte der Ministerpräsident. „Wir sind uns der Shoah, der Massenvernichtung von Jüdinnen und Juden durch Deutsche, und der daraus folgenden Verantwortung bis heute bewusst. Gerade deswegen ist die Sicherheit Israels Teil der deutschen Staatsräson.“
Die Sicherheitsbehörden in Niedersachsen würden „Sympathiebekundungen für die anhaltenden Terrorakte der Hamas“ mit allen rechtsstaatlich zur Verfügung stehenden Mitteln begegnen, betonte Weil. Das Versammlungsgesetz schütze friedliche Veranstaltungen, es schütze aber nicht die Verbreitung von Hass und Hetze.
Keine Rechtfertigung für Antisemitismus
Für die CDU sagte der Fraktionsvorsitzende Sebastian Lechner, Antisemitismus „egal in welcher Form – hat keinen Platz in Niedersachsen“. Für die SPD betonte sein Amtskollege Grant Hendrik Tonne, jeder Bürger und jede Bürgerin sei selbst in der Pflicht. „Wir alle sind aufgefordert, uns für unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger einzusetzen.“ Anne Kura ergänzte, für Antisemitismus und Israelhass gebe es keine Rechtfertigung. Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Klaus Wichmann, bemängelte, es würden zwar notwendige, aber auch übliche Reden gehalten. Es brauche daneben aber auch Taten, um gegen den „blanken Terrorismus“ und seine Unterstützer vorzugehen.
Unter den Zuhörenden im Plenum befanden sich der Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, Rebecca Seidler, und der niedersächsische Antisemitismus-Beauftragte Gerhard Wegner.
Hoffnung auf baldige Lösung des Konflikts
Ihre Verbundenheit mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen haben die niedersächsischen Landesverbände von Caritas und Diakonie ausgedrückt. „Wir sind schockiert von dem unendlichen Leid, das durch die Gewalt gegen Israel ausgelöst wurde“, so die Caritas-Direktoren Johannes Buß (Osnabrück), Dr. Gerhard Tepe (Vechta) sowie Sabine Lessel-Dickschat und Reinhard Kühn (beide Hildesheim).
„Wir sind verbunden mit unseren Kolleginnen und Kollegen des jüdischen Wohlfahrtsverbandes in Niedersachsen sowie mit allen Menschen jüdischen Glaubens in unserem Bundesland und auf der Welt. Wir hoffen auf eine baldige, friedliche Lösung dieses Konflikts“, so die Caritas-Verantwortlichen. Die niedersächsischen Caritasverbände riefen ihre rund 50 000 Mitarbeitenden dazu auf, für fünf Minuten innezuhalten und für Frieden in Israel zu beten.
Bischof verurteilt Hamas-Anschlag
Unter dem Motto „Frieden und Sicherheit für Israel und Palästina“ fand in Hildesheim eine Mahnwache statt, die vom Pfarrer der evangelischen Martin-Luther-Gemeinde, Lutz Krügener, organisiert wurde.
Rund fünfzig Teilnehmer, darunter Mitglieder von Abrahams rundem Tisch versammelten sich vor der St.-Jacobi-Kirche. Mit einer Zeit der Stille gedachten sie an die Leidenden im Nahen Osten.
Krügener sagte, er sei schockiert gewesen, als er von den gewalttätigen Ereignissen in Israel erfahren habe. Bischof Heiner Wilmer machte deutlich, dass es darum gehe, Solidarität mit den Menschen zu zeigen, die unter der gegenwärtigen Situation leiden. „Wir müssen uns an ihre Seite stellen und uns mit allen verbinden, die Hoffnung auf Frieden haben“, so Wilmer. Er sei entsetzt darüber, dass die Existenz Israels in Frage gestellt werde. „Den terroristischen Anschlag der Hamas verurteile ich zutiefst! Es ist wichtig, jetzt alle unsere Gebete, Kräfte und Vernunft für den Frieden einzusetzen“, betonte der Bischof.
Channah von Eickstedt, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, befürchtet ein längeres Andauern des Krieges und hofft, dass der Sohn ihrer Freundin, der gerade als Reservist in Israel eingezogen wurde, die bevorstehenden Kämpfe überlebt. „Die Mahnwache ist ein gutes Zeichen, das wir hier vor Ort setzen können“, so Eickstedt.
Auch der Schuleiter des katholischen Gymnasiums Mariano-Josephinum, Stephan Speer, ist erschüttert über die Ereignisse in Israel. Er hofft auf ein baldiges Ende des Krieges und wünscht der Region Frieden. (epd/cps/rm)