Rückenwind für die Ökumene

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Dass die 500 Fahnen für den 3. Ökumenischen Kirchentag in Flensburg gefertigt wurden, ist kein Zufall. Der Theologe und Flaggensammler Jan Wiltschek -hatte sich sehr darum bemüht, dass der Auftrag an die Förde ging.

Mitarbeiter Jan Wiltschek präsentiert an der Kieler Förde eine Fahne für den Ökumenischen Kirchentag
Die Firma Fahnen-Fischer hat das Test- und Übungsgelände für ihre Fahnen direkt vor der Tür. Mitarbeiter Jan Wiltschek präsentiert die Fahne zum 3. Ökumenischen Kirchentag. Foto: Marco Chwalek

Jan Wiltschek, Mitarbeiter der Firma Fahnen-Fischer ist zufrieden. Denn dank seines Engagements erhielt die kleine Flaggenmanufaktur an der Flensburger Förde den Auftrag, die rund 500 Fahnen herzustellen, die in diesem Jahr deutschlandweit für den 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt werben. „Das macht mich schon ein Stück weit stolz“, erzählt Wiltschek, der ein begeisterter Kirchentagsbesucher ist und sich auch privat ökumenisch engagiert: So ist er einerseits bei der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) von Harrislee aktiv, hat aber andererseits in den vergangenen eindreiviertel Jahren für den Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Schleswig-Flensburg vertretungsweise als Jugendreferent in der Jugendkirche gearbeitet. „Da ist so ein Auftrag natürlich auch ein bisschen ein Heimspiel“, sagt Wiltschek. Seit dem Katholikentag 2012 in Mannheim war er praktisch bei jedem Kirchentag dabei, unabhängig davon, ob dieser von katholischer oder evangelischer Seite oder eben ökumenisch ausgerichtet wurde. Entweder war er als ehrenamtlicher Helfer dabei oder war am KjG-Stand zu finden.

Schon als Sechsjähriger vernarrt in Fahnen

Der 29-Jährige ist gelernter Bürokaufmann und hat ein Studium der katholischen Theologie absolviert, arbeitet nun aber seit August 2019 bei dem Familienunternehmen in Flensburg. „Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr Stammkunde hier bei Fahnen-Fischer gewesen“, erzählt er lachend. Damals bekam er eher zufällig bei einem Besuch in dem Unternehmen seine erste Fahne geschenkt und so wurde ein Hobby draus. Bald wurde seine Sammlung so groß, dass sein Vater den Werkzeugschuppen für ihn räumte. „Irgendwann hatte ich mehr Flaggen als er Werkzeug hat“, so Wiltschek, der findet, dass jede Flagge „ein bisschen auch ein Kunstwerk“ ist.

Klar, dass der Fachmann immer auch einen Blick für die Kirchentagsfahnen hatte. Doch diesmal fiel ihm auf, dass da lange Zeit noch so gar nichts wehte. „Sonst war es immer üblich, dass man dann im Kirchentagsshop die Flaggen ordern konnte.“ Und so setzte er sich ans Telefon und fragte nach. Genau zur rechten Zeit, denn gerade wurde die Ausschreibung vorbereitet und so kam man miteinander ins Gespräch. Dass der Auftrag am Ende tatsächlich in den hohen Norden ging, habe wohl an der Beratung und der relativen Nähe gelegen, glaubt der Theologe. Denn viele Hersteller lassen in Fernost und unter ungewissen Sozialstandards herstellen, während die Flensburger vielleicht nicht die absolut Günstigsten sind, aber eben als Familienunternehmen auch keine Billiglöhne zahlen. Wiltschek vermutet, dass am Ende „das Gesamtpaket“ entscheidend für den Zuschlag gewesen ist.

Ein Auftrag über 500 Fahnen – ein Teil mit überwiegend in Blau gehaltenem Motiv ging zum Kirchentagssonntag an die Gemeinden, während das neuere Motiv spezieller für den Veranstaltungsort und mit dem Slogan „digital und dezentral“ wirbt – ist natürlich auch kein Riesenauftrag. Aber das ist auch gar nicht so wichtig. Jan Wiltschek: „Man hat eine Sache unterstützt, wo man auch persönlich dahinterstehen kann. Das ist das, was mich am meisten freut.“

Auch wenn er selbst diesmal zuhause bleiben muss, er will auch bei diesem aus seiner Sicht „einmaligen Kirchentag“ die dezentralen Online-Angebote für Workshops und Gottesdienste wahrnehmen – und freut sich dann umso mehr auf den nächs­ten Kirchentag, wenn sich die Menschen wieder persönlich begegnen können. Wiltschek sieht im kommenden Kirchentag aber auch eine Chance: „Vielleicht erreichen wir damit sogar Menschen, die sonst nicht teilnehmen würden.“

Text: Marco Heinen u. Marco Chwalek