Klosterkirche auf dem Kerbschen Berg soll umgestaltet werden

„Schaut und entdeckt selbst“

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Die ehemalige Klosterkirche auf dem Kerbschen Berg soll familienfreundlicher und moderner werden. Sie soll einladend sein, besonders für diejenigen, die sonst nicht so oft zur Kirche kommen. Die Pläne wurden jetzt vorgestellt.

Künstlerin Susanne Lutzenberger stellt ihre Pläne zur Umgestaltung vor.    Foto: Christine Bose

 

Im franziskanischen Sinne mit der Natur arbeiten, viel Licht einbeziehen, einen bearbeiteten Findling als Taufstein, Pappelholz für Ambo und Altar – das gehörte zur umfangreichen Vorstellung des Inneren der Umgestaltung der ehemaligen Klosterkirche auf dem Kerbschen Berg. An der Stelle von Bankreihen soll Platz sein für Stuhlkreise und für meditativen Tanz. Einzelne Räume sind vorgesehen für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Angehörigen verschiedener Generationen. Dazu gehören unter anderem eine Kapelle, ein kleiner Ruheraum als Rückzugsmöglichkeit, ein in der Farbe Blau gehaltener Marienraum mit einem Sandsteinbecken am Boden für das Aufstellen von Kerzen, als ein Ort des Dankes mit einem Buch für persönliche Eintragungen, eine Gebetswand, der schriftliche Anliegen übergeben werden können. Auch Menschen, die keine regelmäßigen Kirchgänger sind, sollen sich willkommen fühlen, mit der Möglichkeit, sich langsam zu nähern. Eine weitere Veränderung besteht im Entfernen der drei Beichtstühle. An ihrer Stelle wird eine Öffnung der Mauern den Weg auf eine Terrasse hin zum Klostergarten freigeben.
Anne Rademacher, die Leiterin des Seelsorgeamtes des Bistums, sprach bei der Vorstellung der Pläne zum Umbau der ehemaligen Franziskanerklosterkirche auf dem Kerbschen Berg von einem Angebot an die künftigen Besucher. Ein Angebot, das nicht belehrend oder plakativ sein soll, sondern, das die Menschen einlädt: „Schaut und entdeckt selbst.“
Im Jahre 1901 war das Gottes- haus geweiht worden. Bis 1994 gehörte es zum Franziskanerkloster. Nach dem Weggang der Ordensleute entstand im Klostergebäude und im Garten das Familienzentrum. Leiterin Pia Schröter verweist auf bis zu 12 000 Menschen, die jährlich das Zentrum für Eltern, Kinder und Großeltern besuchen. Mit Blick auf die Umbaupläne betonte Schröter: „Um die Freude am Glauben zu entdecken, braucht es flexible kirchliche Räume, Platz, gemeinsam zu beten, zu singen, kreativ zu sein, sich zu bewegen.“ Die Leiterin spricht von neuen, zeitgemäßen Formen für Gotteserfahrungen in einer Familienkirche. Die Vorstellungsveranstaltung fand Ende Juni statt. Neben Pia Schröter und Anne Rademacher nahmen auch Cornelia Schimek, Leiterin des Bischöflichen Bauamtes/Region Eichsfeld und die Künstlerin Susanna Lutzenberger aus Bad Wörishofen teil. Mit der künstlerischen Verwirklichung wurden die Eheleute Susanna und Bernhard Lutzenberger beauftragt. Pläne und ein Modell der komplett umgestalteten Kirche konnten angeschaut werden, wurden von der Künstlerin erläutert. Zuvor hatte Cornelia Schimek eingeladen, das Innere der Klosterkirche in ihrem jetzigen Zustand zu betrachten. „Ein Gedanke wird zur Idee und entwickelt sich zum Konzept“, so ihre Zusammenfassung.
Bereits 2018 hatte es erste Überlegungen gegeben, die Kirche künftig über einen Sakralraum hinaus zu nutzen; ab 2019 wurden hierzu Vorschläge gesammelt.
Da Schäden in einigen Bereichen des Bauwerkes ohnehin eine Sanierung erfordern, wurde eine umfangreiche Neugestaltung ins Auge gefasst, für (oder: zu) deren Verwirklichung auch die Kunstgutkommission des Bistums, Dingelstädts Stadtverwaltung und vor allem Familien einbezogen wurden. Die erste Informationsveranstaltung und zwei Workshops für Erwachsene mit ihren Kindern, bei denen sie ihre Gedanken, Wünsche und Vorstellungen einbringen konnten, gab es 2020. Für die Umsetzung und Ausführung von 2021 bis 2023 stehen beispielsweise Gelder aus dem Leadermittelprogramm zur Verfügung, aus dem Bonifatiuswerk und dem Thüringer Landesprogramm für städtebauliche Sanierungsmaßnahmen. Das Projekt ist auch Bestandteil des Tourismuskonzeptes des Landkreises Eichsfeld.
Bisher haben Paare sich hier das Sakrament der Ehe gespendet, Kinder wurden getauft und einmal im Jahr ist der Kerbsche Berg die Mitte der Frauenwallfahrt des Bistums. Zudem legten  Pilger, Radwanderer und Spaziergänger eine Rast ein.

Von Christine Bose