Anstoß 37/20
„Schlüsselkinder“
Den Schlüssel zum Kloster und den Schlüssel zu meinem Zimmer habe ich immer bei mir. Ich denke jeder von ihnen kennt diesen Moment, einen Schlüssel zu haben, für die Wohnung, fürs Büro, fürs Auto oder den Schlüssel zu suchen.
Wir alle sind Schlüsselkinder. Manchmal verbinden wir mit einem bestimmten Schlüssel Erlebnisse: Ich erinnere mich noch gut, als ich vor meinem Ordenseintritt als Sozialpädagoge meinen letzten Arbeitstag hatte und den Schlüssel beim Chef abgab. Ein emotionaler Moment. Oder meine Wohnung, die ich damals hatte. Den Schlüssel abzugeben, das unterstreicht nochmals, das Aufgeben und das Loslassen. Etwas geht zu Ende.
Denn der Schlüssel ist mehr als nur als ein Gegenstand. Wir sprechen auch im übertragenen Sinn davon. Wir suchen den Schlüssel zum Glück, wir kennen verschlossene und offene Menschen, wir kennen Menschen, die sich abschließen, verschließen und einschließen. Wir kennen Schlüsselerlebnisse die uns und unser Leben geprägt haben. Die feierliche Übergabe eines neuen Gebäudes wird vom Architekten mit der feierlichen Schlüsselübergabe an den neuen Hausherrn zelebriert. Wer den Schlüssel hat, ist nicht nur Hausherr, sondern er oder sie hat auch Macht. Und in manchem Stadtwappen ist der Schlüssel als Symbol zu sehen und erinnert auch an den Petrusschlüssel, wo Jesus zu ihm sagt: Dir, Petrus, werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Jesus überträgt Petrus darin nicht nur eine Machtposition, sondern Jesus schenkt Petrus darin sein besonderes Vertrauen. Wem ich einen Schlüssel gebe, dem vertraue ich. Und so erhält der neue Pfarrer bei der Übergabe der neuen Pfarrstelle auch den Schlüssel zur Kirche, zum Pfarrhaus und zum Pfarrheim. Manchmal ist es nicht nur ein Schlüssel, sondern ist es ein ganzes Schlüsselbund.
Zu meinem Schlüssel gehört noch ein Anhänger. Dieser zeigt das Bild des heiligen Benno, unseres Bistumspatrons. Bischof Benno trägt in der einen Hand den Bischofsstab und in der anderen Hand den Fisch mit dem Schlüssel im Maul. Es ist der Schlüssel zu seiner Bischofskirche. So trage ich neben meinem Schlüssel auch als Schlüsselanhänger den heiligen Bischof Benno bei mir und mit mir.
Pater Josef kleine Bornhorst, Dominikanerkloster Leipzig