Die letzen beiden Augustiner haben das Untereichsfeld verlassen
Schluss nach 155 Jahren
Die letzten beiden Augustiner haben das Untereichsfeld verlassen. Was mit dem Kloster in Germershausen passiert, ist noch offen.
Pater Benno Friedrich strahlt große Gelassenheit aus. „Es geht immer wieder auf und ab“, sagt er und meint die Entwicklung des Augustinerordens, der seit seiner Gründung im 13. Jahrhundert schon so manche Blütezeit erlebt hat, aber eben auch so manchen Niedergang. „1803 gab es noch ein Kloster mit drei Mönchen“, verdeutlicht der Augustiner einen Tiefpunkt der Ordensgeschichte in deutschen Landen.
Gemeinsam mit Bruder Franz Unterburger räumte Pater Benno in den vergangenen Wochen auf und hat Umzugskartons gepackt. Das Archiv wurde schon nach Würzburg verfrachtet, die älteste Urkunde zur Germershäuser Wallfahrt dem Bistumsarchiv zugeleitet. Mittlerweile haben die beiden Augustiner das Untereichsfeld verlassen und gehören nun den Konventen in Berlin und Maria Eich an. Augustiner wechseln traditionell zum 28. August, dem Gedenktag des heiligen Augustinus. 155 Jahre Ordensgeschichte in Germershausen gehen zu Ende.
Im Sommer fiel der Entschluss zur Auflösung
„Für mich ist Germershausen nicht irgendein Ort, sondern ein Ort, dem ich auch emotional sehr verbunden bin“, bekennt Pater Benno, der 1941 in Hilkerode geboren wurde, Luftlinie keine 10 Kilometer entfernt. Nachdem Pater Ulrich erkrankte und deswegen schon im Frühjahr nach Würzburg umziehen musste, fehlte der für einen eigenen Konvent nötige dritte Augustiner. Die Provinz entschied sich im Sommer zur Auflösung.
Bei der Klostergründung 1864 stand Germershausen für einen neuen Aufbruch des Ordens. Der damalige Hildesheimer Bischof Eduard Jakob Wedekin suchte Ordensleute, die die Wallfahrt zum Gnadenbild Maria in der Wiese in Germershausen seelsorglich betreuen. Ebenfalls auf der Suche war der Prior des Augustinerklosters im unterfränkischen Münnerstadt: Pater Pius Keller wollte eine Niederlassung außerhalb Bayerns gründen, denn die dortigen zwei Konvente durften als Novizen ausschließlich Lehrer für die Klosterschule aufnehmen. Mit der Klostergründung in Germershausen kam es dann sogar zur Neugründung einer deutschen Provinz.
Klosterschule war erster Kontakt zum Orden
Ab 1888 wurden in Germershausen Schüler unterrichtet, seit 1905 in einer Klosterschule. Sie war auch für Pater Benno der erste Kontakt zu den Augustinern. Er lebte als Jugendlicher ein Jahr im Internat und wechselte 1954 an die Klosterschule in Münnerstadt.
Nachdem die Schule in Germershausen 1970 aufgegeben wurde, weil das staatliche Angebot im Untereichsfeld wuchs und das Interesse am Internat abnahm, gingen die Schulgebäude in den Besitz des Bistums Hildesheim über. Seit 1972 ist dort die Bildungsstätte St. Martin untergebracht, in der Augustiner als Direktoren, Referenten und Geistliche wirkten. 2011 zogen sie sich aus der Leitung des Hauses zurück. Zwischen 1966 und 2014 waren die Augustiner im Untereichsfeld auch in der Pfarrseelsorge tätig.
Was nun mit den Immobilien in Germershausen passiert, ist noch offen. Dem Orden gehört ein Teil des von der Bildungsstätte genutzten Gebäudekomplexes sowie der Klosterneubau aus dem Jahr 1995. Damals hatte der Orden eigens für die Novizenausbildung ein neues Haus errichten lassen.
Auch wenn die Novizen schon seit 2003 nicht mehr in Germershausen leben, so wirkt deren Zeit noch nach. Sie entwickelten die „Klostermesse“, die bisher regelmäßig am Samstagabend in der Klosterkirche gehalten wurde, „mit einem besonderen Charakter, gemeinsam vorbereitet und gemeinsam gefeiert“, erklärt Pater Benno. Immerhin diese Tradition wollen nun Laien mit einer monatlichen Wort-Gottes-Feier fortführen.
Ihren offiziellen Abschiedsgottesdienst in Germershausen planen die Augustiner für Freitag, 22. November, um 18 Uhr in der Klosterkirche (Klosterstraße 28).
Johannes Broermann