Gastbeitrag zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März

Socken für die Integration

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Der Sohn von Gemeindereferentin Beate Bartsch hat das Down-Syndrom und ist dennoch gut integriert. Anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags am 21. März gibt sie einen Einblick in den Alltag ihres Sohnes.

Frederik Bartsch (gelbes T-Shirt) im Kreis seiner Hockey-Teammitglieder – alle setzen mit verschiedenen bunten Socken ein Zeichen für Vielfalt.
Foto: Privat

„Komm, pack deine Sportsachen zusammen und dann geht es los!“ Wir machen uns auf den Weg zum Hockeytraining ins 30 Kilometer entfernte Köthen – unser 18-jähriger Sohn Frederik und ich.
Frederik trainiert dort seit knapp zwei Jahren in einer speziellen Hockeymannschaft. Alle Sportler dieses Teams haben eine geistige Behinderung. Die Mannschaft gehört zum CHC 02 Köthen (Cöthener Hockeyclub 02), einem etablierten Hockey-Verein.
Frederiks Mannschaft ist fester Teil des Vereins – das Handicap der Mitglieder spielt keine Rolle. Ganz selbstverständlich nehmen er und seine Teammitglieder an Turnieren, am gesamten Vereinsleben und an Hockeycamps teil. Inklusion wird hier tatsächlich gelebt. Dafür nehmen wir die weite Fahrtstrecke gern in Kauf.
Aber auch in unserer Pfarrgemeinde Bitterfeld/Wolfen-Zörbig ist Frederik nicht nur willkommen, sondern ganz selbstverständlich überall dabei. Ob Kommunion- oder später Firmkurs, Jugendstunde, Jugendband, RKW oder Sternsingen – Frederik ist überall integriert. Auch als Ministrant ist er aktiv.
Frederik hat das Down-Syndrom. Die vergangenen 18 Jahre mit ihm waren für uns als Familie eine spannende Zeit. Endlose Therapien, zahlreiche Krankenhausaufenthalte, Operationen und Kuren, Bangen um seine Gesundheit. Aber viel spannender waren die Zeiten dazwischen. Die vielen schönen Augenblicke, seine aufrichtige Freude und Dankbarkeit über Kleinigkeiten, seine bedingungslose Liebe … Inzwischen ist er zwar erwachsen, wird aber immer noch viel Unterstützung brauchen.
Am meisten braucht er aber das Gefühl, angenommen und geborgen zu sein. Dafür stehen wir hinter ihm als Familie, Freunde, Pfarrgemeinde und nicht zuletzt Hockey-Verein.
Der Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März macht auf diese einzigartigen Menschen mit ihren Wünschen, ihren Bedürfnissen, aber auch ihren Schwierigkeiten in der Gesellschaft aufmerksam.
Als Zeichen der Verbundenheit sind Menschen weltweit eingeladen, an diesem Tag zwei unterschiedliche, bunte Socken zu tragen. Die Idee stammt von einer Gruppe aus dem Libanon, welche 2013 erstmalig unter dem Motto „We all are different – our socks should be too.“ („Wir sind alle unterschiedlich, unsere Socken sollten es auch sein.“) zu dieser Aktion aufrief. Hierbei geht es nicht darum, eine kleine, abweichende Minderheit in die „normale“ Mehrheit zu integrieren. Vielmehr geht es darum, die Gemeinschaft so zu gestalten, dass niemand aufgrund seiner Andersartigkeit herausfällt oder ausgegrenzt wird.
Ein wichtiger Gedanke, über den es sich nachzudenken lohnt – nicht nur zum Welt-Down-Syndrom Tag.

Beate Bartsch, Bitterfeld