Der Turm in Emmerke erstrahlt in hellem Weiß

Spannender Fund bei Sanierung

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Mit einem Festgottesdienst feierten die Emmerker Katholiken das Ende der Bauarbeiten an ihrem historischen Kirchturm. Nach dreijähriger Sanierungszeit erstrahlt er nun in neuem Glanz.


Mit einem Familiengottesdienst und anschließender Begegnung feiert die Gemeinde das Ende der Sanierungsarbeiten am historischen Turm. | Foto: Pfarrgemeinde/Sinai

Der Turm der St.-Martinus-Kirche  wurde als Wehrturm im 11. Jahrhundert erbaut und auch genutzt. Neben Ausbeulungen weist die äußere Turmschale auch Einbuchtungen auf, die von Einschlägen von Kanonenkugeln stammen könnten. „Sicher ist, dass der zweischalige Turm im Dreißigjährigen Krieg lichterloh brannte“, sagt Architektin Petra Sauer, die von der Bauabteilung des Bistums die Sanierungsarbeiten begleitet hat. Und im Grunde genommen liegt schon hier einer der Gründe für die jetzt abgeschlossenen Sanierungsarbeiten. Denn beim Turmbrand verbrannte auch der Mörtel, sodass die Stabilität schließlich nicht mehr sichergestellt war.

Nach langen Planungen begann 2017 die Turmsanierung. „Die Arbeiten haben wir in zwei Bauabschnitte eingeteilt“, erläutert Sauer. Im ersten Abschnitt wurde die Fassade des Turms und im zweiten Abschnitt die Dach­deckung erneuert. Bis zur Sanierung wurde die Last des Dachstuhls auf die Mauerwerksschalen abgeleitet, die dafür gar nicht ausgelegt sind und so zu einer Gefährdung der Standsicherheit des ganzen Turmes führten. „Im Zuge der Baumaßnahmen haben wir nun diese Last des Turmdaches auf die innere Metallkonstruktion des Glockenstuhles abgeführt“, sagt die Architektin.
 


Petra Sauer zeigt, wo der Riss zwischen dem mittelalterlichen Turmteil und dem 1683 erbauten Teil trotz Schlemme gut erkennbar ist. | Foto: Deppe

Eine Herausforderung für die Fachleute war der Riss zwischen dem mittelalterlichen Teil des Turms und dem Teil, der aus dem Jahr 1683 stammt. „Das Mauerwerk nachträglich zu verzahnen war nicht möglich. Durch eine spezielle Konstruktion mit einer Bleiabdeckung und einer Art Sollbruchstelle ist es gelungen, auch an dieser Stelle das Bauwerk zu stabilisieren und gegen Umwelteinflüsse abzusichern“, erklärt Sauer.
 


Der historische Turm der
St.-Martinus-Kirche ist das Wahrzeichen von Emmerke. | Foto: Deppe

Da auch Abscherungen von Teilen der äußeren Turmschalung drohten, wurden Anker in die Fugen eingebracht, „um den Verbund der beiden Mauerwerksschalen sicherzustellen“.
Waren die Emmerker bislang daran gewöhnt, ihren historischen Turm „steinsichtig“ zu sehen – wie auch das gesamte Gotteshaus, ist das Mauerwerk des Turms nun mit einer Schlemme überzogen.

Eine „Opferschicht“ zum Schutz des Mauerwerks

„Nach Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und aufgrund der Ergebnisse einer Analyse des alten Baumaterials haben wir uns für die Schlemme entschieden“, legt die Bistumsarchitektin dar. Denn die Analyse der Materialproben hatte ergeben, dass bereits in früheren Zeiten eine Schlemme aufgetragen war. „So haben wir uns dazu entschlossen, diese nun wieder als Opferschicht gegen die Witterung, also zum Schutz des Mauerwerks, aufzutragen“, erläutert Sauer. Und so erstrahlt der Turm gerade bei Sonnenschein in gleißend hellem Glanz. „Doch trotz Überzug ist die Struktur des Mauerwerks weiterhin gut zu erkennen.“

Und noch eine Besonderheit förderten die Sanierungsarbeiten zutage, freut sich Sauer, denn „das ist eine kleine bauhistorische Sensation“. Gemacht haben sie die Mitarbeiter der Firma „Materialuntersuchungen im Bestand und Zentrum für Materialkunde von Kulturgut“ kurz MIB & ZMK. Antje Rinne und ihr Kollege Dr. Hendrik Visser haben bei ihren Untersuchungen ein Material festgestellt, das als Romanzement bekannt ist und seit über 100 Jahren nicht mehr hergestellt wird. „Dieser Fund wird mit Sicherheit direkten Einfluss auf künftige Sanierungen von alten Bauten in der Region haben“, ist sich Petra Sauer sicher.

Edmund Deppe