75 Jahre Kindergarten St. Gertrud Eisleben
Spiel und „eine warme Suppe“
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Vor 75 Jahren wurde der Kindergarten St. Gertrud in Eisleben eröffnet. Heute werden in der Kita 57 Mädchen und Jungen begleitet.
Kinderfasching Mitte der 1960er Jahre im Kindergarten der St.-Gertrud-Gemeinde in Eisleben, rechts hinten vermutlich Marienschwester Theresgardis in Zivil. Foto: privat |
Eigentlich hatte der Eislebener Pfarrer und Dechant Franz Wiemer im April 1945 gehofft, dass nach dem Einrücken der Amerikaner der Stadtkommandant die Wiedereröffnung der katholischen Volksschule zulassen würde. „Doch der gab zu verstehen, dass die Amerikaner nicht lange bleiben würden und dann die Russen kämen. Diese würden eine katholische Schule niemals dulden; einen Kindergarten schon eher“, sagt Bertram Gast.
So nahm denn am 1. Mai 1945 und damit vor 75 Jahren der katholische Kindergarten der St. Gertrud-Gemeinde in der Lutherstadt Eisleben seine Arbeit auf. Bertram Gast, der aus einer katholischen Großfamilie stammte, gehörte zu den ersten Kindern. Dem engagierten Wirken von Pfarrer Wiemer sei es zu danken, dass in dem großen Backsteingebäude am Nikolaikirchplatz ein Ort für die Betreuung von Mädchen und Jungen entstand. Zur Eröffnung des Kindergartens sei neben anderen Honoratioren auch der amerikanische Stadtkommandant gekommen. „Als Fünfjähriger musste ich ihn damals mit drei auswendig gelernten Sätzen auf Englisch begrüßen“, so Bertram Gast. Der Junge von damals hat inzwischen die Achtzig überschritten und lebt wieder in der Pfarrgemeinde.
In den Räumlichkeiten des Hauses, das bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten 1939 als katholische Schule diente, waren zeitweise bis zu 200 Mädchen und Jungen untergebracht. „Aus pädagogischer Sicht heute unvorstellbar“, sagt Kirchenvorstandsmitglied Frank Wohlmann, heute unternehmerisch für die Einrichtung mitverantwortlich. Aber es sei anfänglich gar nicht primär um Erziehungskonzepte, sondern vielmehr darum gegangen, den Jüngsten etwas zu bieten, das die Wirren der Nachkriegszeit für die Kinder erträglicher machte.
So nahm denn am 1. Mai 1945 und damit vor 75 Jahren der katholische Kindergarten der St. Gertrud-Gemeinde in der Lutherstadt Eisleben seine Arbeit auf. Bertram Gast, der aus einer katholischen Großfamilie stammte, gehörte zu den ersten Kindern. Dem engagierten Wirken von Pfarrer Wiemer sei es zu danken, dass in dem großen Backsteingebäude am Nikolaikirchplatz ein Ort für die Betreuung von Mädchen und Jungen entstand. Zur Eröffnung des Kindergartens sei neben anderen Honoratioren auch der amerikanische Stadtkommandant gekommen. „Als Fünfjähriger musste ich ihn damals mit drei auswendig gelernten Sätzen auf Englisch begrüßen“, so Bertram Gast. Der Junge von damals hat inzwischen die Achtzig überschritten und lebt wieder in der Pfarrgemeinde.
In den Räumlichkeiten des Hauses, das bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten 1939 als katholische Schule diente, waren zeitweise bis zu 200 Mädchen und Jungen untergebracht. „Aus pädagogischer Sicht heute unvorstellbar“, sagt Kirchenvorstandsmitglied Frank Wohlmann, heute unternehmerisch für die Einrichtung mitverantwortlich. Aber es sei anfänglich gar nicht primär um Erziehungskonzepte, sondern vielmehr darum gegangen, den Jüngsten etwas zu bieten, das die Wirren der Nachkriegszeit für die Kinder erträglicher machte.
Schönstätter Marienschwestern
„Schicken sie doch ihr Kind in unseren Kindergarten, da bekommt es täglich eine warme Suppe und kann spielen“ – sei der Rat gewesen, den Dechant Wiemer so mancher Flüchtlings- und Vertriebenenfamilie gab, die in Eisleben – zum Teil in Notquartieren – eine neue Bleibe gefunden hatten.
„Bis Ende der 1960er Jahre wurde der Kindergarten dann von den Schönstätter Marienschwestern betreut und geleitet“, sagt Kirchenvorstand Wohlmann. Den Kleinen zu helfen, ihre kindliche Persönlichkeit auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zu entfalten – dieser Grundsatz galt für einen konfessionellen Kindergarten damals und er gilt heute. Gleichwohl sei man immer auch für Nichtgläubige und Kinder anderer Konfessionen offen gewesen und sei dies auch heute für Kinder andere Religionen und Kulturen.
„Die katholische Pfarrgemeinde hat sich mit der Trägerschaft eine große Aufgabe gestellt und meistert diese nun schon 75 Jahre gut“, sagt Wohlmann. „Zu DDR-Zeiten wurden konfessionelle Kindereinrichtungen zwar geduldet, passten aber nicht ins offizielle sozialistische Erziehungsprogramm. Heute sind freie Träger in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und auch diese Kindertageseinrichtung gilt als zuverlässiger Partner bei der Betreuung der jüngsten Einwohner unserer Stadt.“ Derzeit besuchten die Einrichtung 57 Mädchen und Jungen. Die Trägerschaft sei nicht immer leicht gewesen und mitunter auch schon als Belastung empfunden worden. „Dennoch ist die Gemeinde stolz auf ihre Kita,“ versichert Kirchenvorstandsmitglied Wohlmann. „Die Verantwortlichen werden ihr Möglichstes tun, dass noch weitere Jubiläen begangen werden können. Derzeit laufen Planungen für umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen.“
„Schicken sie doch ihr Kind in unseren Kindergarten, da bekommt es täglich eine warme Suppe und kann spielen“ – sei der Rat gewesen, den Dechant Wiemer so mancher Flüchtlings- und Vertriebenenfamilie gab, die in Eisleben – zum Teil in Notquartieren – eine neue Bleibe gefunden hatten.
„Bis Ende der 1960er Jahre wurde der Kindergarten dann von den Schönstätter Marienschwestern betreut und geleitet“, sagt Kirchenvorstand Wohlmann. Den Kleinen zu helfen, ihre kindliche Persönlichkeit auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zu entfalten – dieser Grundsatz galt für einen konfessionellen Kindergarten damals und er gilt heute. Gleichwohl sei man immer auch für Nichtgläubige und Kinder anderer Konfessionen offen gewesen und sei dies auch heute für Kinder andere Religionen und Kulturen.
„Die katholische Pfarrgemeinde hat sich mit der Trägerschaft eine große Aufgabe gestellt und meistert diese nun schon 75 Jahre gut“, sagt Wohlmann. „Zu DDR-Zeiten wurden konfessionelle Kindereinrichtungen zwar geduldet, passten aber nicht ins offizielle sozialistische Erziehungsprogramm. Heute sind freie Träger in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und auch diese Kindertageseinrichtung gilt als zuverlässiger Partner bei der Betreuung der jüngsten Einwohner unserer Stadt.“ Derzeit besuchten die Einrichtung 57 Mädchen und Jungen. Die Trägerschaft sei nicht immer leicht gewesen und mitunter auch schon als Belastung empfunden worden. „Dennoch ist die Gemeinde stolz auf ihre Kita,“ versichert Kirchenvorstandsmitglied Wohlmann. „Die Verantwortlichen werden ihr Möglichstes tun, dass noch weitere Jubiläen begangen werden können. Derzeit laufen Planungen für umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen.“
Dank an Personal, Eltern und Kinder
An eine große Jubiläumsfeier war in diesen Tagen nicht zu denken. Einschränkungen wegen des Covid19-Viruses und die Notbetreuung prägen derzeit das Bild.„Respekt und Dank gilt für die Leistungen in dieser aktuellen Phase dem pädagogischen Personal und den Mitgliedern des Kirchenvorstandes, aber auch den Eltern und Kindern, die unseren Kindergarten in diesen schwierigen Zeiten die Treue halten“, betont Frank Wohlmann. Und: „Ein dankbarer Blick zurück gilt auch all denen, die in den 75 Jahren diese Kindereinrichtung begleitet haben.“
An eine große Jubiläumsfeier war in diesen Tagen nicht zu denken. Einschränkungen wegen des Covid19-Viruses und die Notbetreuung prägen derzeit das Bild.„Respekt und Dank gilt für die Leistungen in dieser aktuellen Phase dem pädagogischen Personal und den Mitgliedern des Kirchenvorstandes, aber auch den Eltern und Kindern, die unseren Kindergarten in diesen schwierigen Zeiten die Treue halten“, betont Frank Wohlmann. Und: „Ein dankbarer Blick zurück gilt auch all denen, die in den 75 Jahren diese Kindereinrichtung begleitet haben.“
Mehr Infos über: www.sanktgertrud.net
(nolak/ep)