Seit 50 Jahren gibt es Ständige Diakone im Bistum Limburg
„Sprechen Sie uns an!“
Foto: Heike Kaiser
„Den“ Ständigen Diakon gibt es nicht, stellt Michael Schönberger, Sprecher des Limburger Diakonenrats, fest. „Das Berufsbild ist vielfältig: sowohl im Zivilberuf als auch im Hauptberuf ist er ein Amtsträger in der Kirche, ein verheirateter Kleriker, der von der Wiege bis zur Bahre die Menschen in pastoralen Feldern begleitet“, fasst er zusammen. Es sei „toll, in Ehe und Familie, aber gleichzeitig im Zivilberuf auf dem Arbeitsplatz oder im Hauptberuf als Diakon in der Kirche tätig zu sein“, schwärmt Schönberger von dem offenen Berufsbild.
Ein „Riesenvorteil“, verheiratet zu sein
Ausbildungsreferent Mathias Wolf sieht das genau so. Es sei ein „Riesenvorteil“, als Diakon verheiratet zu sein, denn so werde er von außen wahrgenommen als „einer von uns, der unsere Lebenswelt teilt“. Der Diakon habe jedoch keine Macht, stehe keiner Eucharistiefeier vor, nehme keine Beichte ab. „Er lernt, seine Autorität nicht per Amt, sondern als Person zu leben“, erläutert Hans-Jürgen Braun, Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat.
Für die Antwort auf die Frage, was heute junge Männer noch motiviert, das Amt des Ständigen Diakons anzustreben, müssen die drei Ständigen Diakone nicht lange überlegen: „Kein Tag ist wie der andere.“ – „Es ist ein vielfältiger Beruf mit Sinn, und ich habe viel Freiheit in der Gestaltung.“ – „Menschen begleiten, immer wieder das Evangelium verkünden.“ – „Interesse haben an dem, was anderen Sinn und Bedeutung gibt.“ Braun, Wolf und Schönberger empfehlen: „Kommen Sie vorbei, sprechen Sie uns an!“
Alle drei sind sich einig, das der Diakonat eine Chance ist, die Kirche neu zu gestalten. Diakone im Zivilberuf zum Beispiel lebten ihr Diakonat in ihrer je eigenen Welt – ob als Orchestermusiker, Arzt, Handwerker, IT’ler, Lehrer oder Unternehmensberater. Diakone im Hauptberuf werden unter anderem als Gefängnisseelsorger, Polizeiseelsorger, im Schuldienst oder im Verwaltungsbereich eingesetzt.
Unisono sprechen sich der Ausbildungsreferent, der Sprecher des Diakonenrats und der Bischöfliche Beauftragte entschieden für den Diakonat der Frau aus – „jedoch nicht als Kopie des Diakonats des Mannes. Die Gestaltung müsste eine andere sein“, betont Hans-Jürgen Braun. „Den Frauendiakonat nicht zuzulassen, wäre fatal für unsere Zukunft als Kirche“, betont Michael Schönberger, „eine vergebene Chance.“ Mathias Wolf nennt ein praktisches Beispiel: „Wenn einem beim Taufgespräch eine junge Mutter gegenübersitzt, die gerade von ihren Mann verlassen wurde, hätte eine Frau als Gesprächspartnerin ganz andere Zugänge zu ihr als ein Mann.“
Frauen der Diakone solidarisieren sich
Apropos Frauen: Die Ehefrauen der Ständigen Diakone werden vor der Weihe nach ihrer Zustimmung gefragt. „Damit bekräftigen sie, den Dienst ihres Mannes mitzutragen“, erläutert Braun. Sie würden in die Weihevorbereitung mit einbezogen, „und sie solidarisieren sich untereinander“, hat er festgestellt. Es gebe gemeinsame Treffen, Exerzitien, geistliche Tage. Auch an den Planungen zum Jubiläumsjahr waren sie beteiligt: „Sie haben viele Ideen und Vorstellungen mit eingebracht“, berichtet Michael Schönberger. Und Mathias Wolf macht darauf aufmerksam: „Je nachdem, wo ihr Ehemann als Diakon eingesetzt wird, ist seine Frau auch immer eine öffentliche Person – und muss das annehmen und gestalten.“
Am Samstag, 16. September, sind alle Diakone und ihre Familien zur Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Ständiger Diakonat im Bistum Limburg“ ab 15 Uhr ins Limburger Priesterseminar eingeladen.
Chronik:
Schon in frühchristlicher Zeit hat es Diakone gegeben. Ab dem fünften Jahrhundert verkümmerte der Diakonat und wurde in der Westkirche spätestens im neunten Jahrhundert zu einer bloßen Durchgangsstufe auf dem Weg zum Priestertum. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) kehrten die Ständigen Diakone zurück. 1967 hat Papst Paul VI. den Diakonat als eigenständiges Amt in der Kirche wieder eingeführt „als eigene und beständige hierarchische Stufe“. Im Bistum Limburg fand die erste Weihe erst relativ spät statt: 1973 wurden elf Männer geweiht, davon waren neun verheiratet.
In 50 Jahren sind im Bistum 103 Diakone geweiht worden: 47 im Zivilberuf, 56 im Hauptberuf.
Derzeit sind 44 Diakone im aktiven Dienst, davon 24 mit Zivilberuf und 20 im Hauptberuf. „37 Diakone sind zurzeit über 65 Jahre alt und somit im Ruhestand“, sagt Hans-Jürgen Braun, Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat. „Viele von ihnen unterstützen die Seelsorger im pastoralen oder kategorialen Dienst weiterhin.“ 2025 und 2026 wird es wieder je einen Weihekurs im Bistum Limburg geben. (kai)
Zur Sache: Grenzgänger
Er ist Botschafter des Evangeliums, Brückenbauer und Grenzgänger: Zu den Aufgaben des Ständigen Diakons gehört, für Menschen in seelischer oder materieller Not da zu sein. Er handelt in der Gemeinde, in einer caritativen Einrichtung oder an seinem Arbeitsplatz. Er ist eingebunden in ein Pastoralteam, wirkt bei der Messfeier mit, leitet Taufe, Trauung, Begräbnis, Wortgottesdienste, Segnungen, Prozessionen und Andachten. Der Diakon führt Glaubensgespräche, hält Andachten und Predigten bei allen Gottesdienstformen.
Er kann verheiratet sein und Familie haben. Der Diakonat kann als Hauptberuf oder in Verbindung mit einem Zivilberuf ausgeübt werden. Für beide Formen ist eine theologische Ausbildung erforderlich. Sie kann an einer Universität oder Hochschule absolviert werden. Eine Alternative ist das berufsbegleitende Studium „Theologie im Fernkurs“. Praktika und die Ausbildung im Kreis anderer Diakone erfolgen durch das Bistum. Die Diakonenweihe spendet der Bischof. (kai)
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https://personalausbildung.bistumlimburg.de/beitrag/diakon-werden/