Frauenpilgertag

St. Magdalenen – ein Kirchort für Frauen

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Am Samstag haben sich in den Dekanaten des Bistums hunderte von Frauen zum Frauenpilgertag getroffen. Sie haben gemeinsam gebetet, gesungen und dem weiblichen Bild von Kirche nachgespürt.


Der spätgotische Passionsaltar im Hochchor von St. Magdalenen wird nach seinen vermuteten Stiftern Elffenaltar genannt. Dieser Flügelaltar entstand um 1515 und stellt figurenreich und dramatisch Szenen aus der Leidensgeschichte Christi dar. Zu sehen sind viele Männer, aber nur wenige Frauen.

„Ich möchte Frauen die Möglichkeit geben, ihre eigene Spiritualität kennenzulernen.“, erklärt Martina Manegold-Strobach. Dafür hat die Frauenseelsorgerin zusammen mit Monika Kaste und Sabine Jensen den Frauenpilgertag im Dekanat Hildesheim organisiert. Zum fünften Mal findet die Aktion im ganzen Bistum statt. In Hildesheim beginnt die Reise in der St. Magdalenen Kirche.

Zunächst zögerlich, dann immer selbstbewusster erheben sich etwa 20 Teilnehmerinnen von den Bänken und erkunden den Kirchenraum. Manche schauen sich die Flyer an oder gehen zu den Opferkerzen.

Martina Manegold-Strobach sucht sich den Altarraum aus. Auf dem geschnitzten Passions- oder Elffenaltar entdeckt sie elf Frauen „und unzählige Männer“. Auch darum geht es ihr: in den traditionell männlichen Räumen einen eigenen Platz zu finden. Priesterinnen würde sie begrüßen, „aber bis dahin dauert es wohl noch ein wenig“.  

Zu Kraftorten und von kraftvollen Frauen

Nach zehn Minuten ruft sie alle vor einer hohen Säule zusammen,  oben steht Maria. Mit dem großen Abstand wirkt sie distanziert und unnahbar. „Wir wollen sie zu uns herunterholen“ – symbolisch.

Neben dem diesjährigen Thema „unbeschreiblich weiblich“ beschäftigen sich die Frauen in einer kurzen Andacht mit drei Frauen: Maria, die Mutter Jesu, Maria Magdalena – und Edith Stein – ein besonderes Anliegen für Sabine Jensen.

Dann macht sich die Gruppe auf den Weg, an der Bischofsmühle vorbei, durch den Liebesgrund. Es ist ein langsames Gehen, keiner soll zurückbleiben. Aber wer schneller möchte, darf in seinem eigenen Tempo vorgehen. Zwischendurch halten die Teilnehmerinnen immer wieder inne, zum Beispiel, um die Kraft des Wassers zu spüren.
Unter der Brücke der B1 fängt Jensen an, ihre Bewunderung für Edith Stein zu begründen. „Sie hat so eine innere Freiheit, selbst als sie im Konzentrationslager der Nazis war.“
 


Am Frauenpilgertag setzen sich die Teilnehmerinnen in Bewegung und beschäftigen sich mit besonderen Frauen wie Edith Stein oder Maria Magdalena.

Christine Bosse hört zu. Über Gleichberechtigung oder Edith Stein hat sie noch keine fertige Antwort. Für sie ist es am Wichtigsten, Zeit für sich zu haben und in einer netten Gruppe einfach mal abzuschalten.

Künftig wird das Bistum dazu noch mehr Gelegenheiten bieten – denn die St.-Magdalenen-Kirche in Hildesheim wird offiziell ein Frauenkirchort. Was genau das bedeutet? „Wir werden den Begriff mit Leben füllen“, freut sich Manegold-Strobach. Fest steht allerdings schon, dass Männer weiterhin willkommen sind – schließlich: „Wir wollen unseren Glauben erleben und keinen ausschließen.“

Anna Abraham