Dreiteilige Ausstellung zu Johann Sebastian Bach

Starke Töne für die Worte des Glaubens

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Vor 300 Jahren kam Johann Sebastian Bach nach Leipzig. Daran erinnert die Stadt unter anderem mit einer dreiteiligen Ausstellung. Im ersten Teil, der gerade eröffnet wurde, geht es um „Kirchenmusik zur Ehre Gottes“.


Die Einleitung zur Wechselausstellung ist für alle drei Teile gleich. Sie schildert die Wahl und Ankunft Bachs als neuer Thomaskantor.
Foto: Uta Jungmann

 

Laut polternd, in zwei Kutschen, ist Johann Sebastian Bach mit seiner Familie im April 1723 in Leipzig eingefahren – als neuer Thomaskantor der Stadt. Nun feiert das Bach-Museum Leipzig den Amtsantritt des Komponisten vor 300 Jahren: Auf dem Thomaskirchhof tönt dazu heitere Musik des barocken Meisters aus einer weißen Klangdroschke und lockt Besucher in die dreiteilige Sonderschau „Bühne frei für Johann Sebastian Bach".
Deren erster Teil betrachtet bis zum 9. Juli Bachs „Kirchenmusik zu Ehren Gottes“: Zahlreiche Hörproben aus Kantaten und Passionen sowie Mitmach-Stationen laden dazu ein, in seine Musik einzutauchen. Auch Original-Handschriften, Bibeln sowie Bilder, Spiele und ein Rätsel sind zu sehen. Zudem lässt sich Näheres über seine schwierige Wahl zum Kantor und den Einfluss der Stadt auf sein Schaffen erfahren. Denn: 27 Jahre, bis zu seinem Tod 1750, hat Bach in Leipzig gelebt und Meisterwerke von Weltruhm komponiert. Sie haben den Ruf Leipzigs als Musikstadt begründet, zumal sich Bachs Klänge bis heute an seinen Wirkungsstätten hören lassen – wie bei den Motetten in der Thomaskirche.
Dabei sah der gläubige Protestant „bey einer andächtig Musique allezeit Gott mit seiner Gnaden Gegenwart“, so hat er in seiner Bibel notiert. Das war ihm Programm: Bald hat er einen Reigen an Kantaten für die Gottesdienste zu den Sonn- und Festtagen im Jahr verfasst. Er wollte damit das Wort Gottes in die Herzen dringen lassen – und zutiefst Menschliches berühren wie Schmerz, Liebe und Vergebung. Bis heute tönt sein „Herr erbarme dich“ flehentlich in jedem Gotteshaus, ob evangelisch oder katholisch, und bei den Karfreitagspassionen schildert Bach das Sterben Christi so ergreifend, dass viele Zuhörer zu spüren glauben, wie sehr Jesus gelitten hat.
„Doch mit welchen Mitteln gelingt das Bach?“, fragt Kuratorin Henrike Rucker bei einer Führung durch die Schau und zeigt auf ein sternförmiges Pult. Über Kopfhörer hören die Besucher daran Auszüge aus der Matthäuspassion. Zudem haben sie Notenblätter Bachs vor sich liegen, mit leicht verständlichen Erläuterungen zu seinen musikalischen Kniffen. Etwa, wie er einen Heiligenschein um Jesus beim Letzten Abendmahl komponiert hat: Dafür umschwirren schimmernde Streicherakkorde den Heiland, während er spricht „… nehmet, esset, das ist mein Leib“.
Hörspiele schildern Bachs Alltag in Leipzig: Etwa, was der Meister seinen Musikern, Sängern und den Thomaner-Chorknaben bei einer Probe der Matthäus-Passion abverlangt hat. Auch, wie er den Innenraum der Thomaskirche für die musikalische Wirkung zu nutzen wusste: Auf den gegenüberliegenden Seiten der Emporen rufen sich zwei Chöre Fragen und Antworten zum Passionsgeschehen zu. Ihr Gesang wird dabei im Kopfhörer jeweils auf nur ein Ohr gespielt: Auf das „Sehet - wen?" folgt etwa „Der Bräutigam".  
Der Schluss des Rundgangs veranschaulicht noch, wie Felix Mendelssohn-Bartholdy im 19. Jahrhundert der Musik Bachs zu neuem Glanz verholfen hat. Die tönende Schau im Museumskabinett hilft derweil, sie heute näher kennenzulernen.

Infos: www.bach300.de

Von Uta Jungmann