Bischöfe Timmerevers und Bilz auf Ökumene-Tour
Taufe verpflichtet zum Handeln
Bischof Timmerevers und Landesbischof Bilz bei der Taufgedächtnisfeier im Meißner Dom. Meißen war der Abschluss einer Ökumene-Tour der beiden Bischöfe. Zuvor hatten sie Bautzen und Deutzen besucht. Foto: Andreas Golinski |
Bischof Heinrich Timmerevers und sein evangelischer Kollege, Landesbischof Tobias Bilz haben alle Christen zum gemeinsamen Glaubenszeugnis aufgerufen. Bei einer „Taufgedächtnisfeier“ im Dom von Meißen kritisierten sie wechselseitig das Versagen ihrer Konfessionen in der Vergangenheit.
„Die Auseinandersetzungen in der Zeit der Reformation und der Reform wurden oft rücksichtslos geführt“, räumte Bilz ein. Gewalt und Kriege seien die Folge gewesen. „Versöhnende und ausgleichende Stimmen hatten es schwer.“ Timmerevers betonte: „Die verschiedenen Konfessionen haben sich als Konkurrenten gesehen und sind einander mit Misstrauen begegnet.“ Bis in die heutige Zeit hätten sie einander nicht „als Schwestern und Brüder gesehen“. Im öffentlichen Leben sei „zu oft misstrauisch auf das Konfessionsmerkmal geschaut und in Machtsphären gedacht worden“. Beide Bischöfe hoben die Bedeutung der Taufe hervor, die alle Christen verbinde.
Die Feier in Meißen war der dritte Gottesdienst dieser Art. Ähnliche Feiern gab es auch in Bautzen und Deutzen. Im Rahmen einer „Ökumene-Tour“ besuchten die beiden Bischöfe an den drei Orten überdies gemeinsame Einrichtungen beider Kirchen. Ein Anlass war das 100-Jahr-Jubiläum der Wiedererrichtung des Bistums Dresden-Meißen. An der Feier in Meißen nahmen neben Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer auch Landtagspräsident Matthias Rößler, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden Michael Hurshell und Alt-Bischof Joachim Reinelt teil. Im Anschluss an den Gottesdienst stand ein Besuch im ökumenischen Kindergarten in der Stadt auf dem Programm.
„Wir wollen Kirche nach außen sein.“
Zum Auftakt der Ökumene-Tour hatten die beiden Bischöfe Bautzen besucht. Neben der Taufgedächtnisfeier stand hier ein Besuch des ökumenischen Domladens auf dem Programm. Zentrumsnah gelegen werden hier nicht nur religiöse Literatur, Kerzen und Postkarten verkauft. Ein ökumenisch getragener Verein Bautzener Christen lädt zu einer Vielzahl an Veranstaltungen ein. Peter-Paul Straube vom Vorstand erklärt die Idee so: „Wir haben einen Auftrag: Wir wollen Kirche nach außen sein und das gemeinsam leben.“ Für jeden Bereich gibt es eigene Ansprechpersonen, die sich für „ihr“ Thema engagieren.
„Zu Gast im Domladen“ heißt etwa eine Gesprächsreihe, in der sich vom Fußballtrainer bis zum Banker Menschen der Region vorstellen. Seit 2009 sind im „Literaturcafé“ Lesungen zu erleben. Einmal im Vierteljahr wird zu Taizé-Gebeten eingeladen. Der Raum des Domladens wird für den Nachhilfe-Unterricht für Flüchtlingskinder genutzt – das einzige Angebot, das selbst unter Corona-Bedingungen aufrechterhalten werden konnte. Auch „Die Stadtbegrüner“ – eine Gruppe, die sich für mehr Pflanzen in Bautzen engagiert – können in den Räumlichkeiten tagen. Weitere Gruppen zeigen, wie gut das ökumenische Engagement in der Stadt ankommt. So wird das Angebot weiter ausgebaut. Für die Filmbesinnungsabende etwa steht anstelle eines Fernsehers zukünftig eine Leinwand im Domladen bereit; auch der dafür nötige Beamer ist angeschafft.
Weitere Station auf der Ökumene-Tour der beiden Bischöfe war Deutzen im mitteldeutschen Tagebaugebiet. Hier hatte man sich vor einigen Jahren entschieden, die katholische Kirche St. Konrad trotz zurückgehender Katholikenzahlen weiter für Gottesdienste zu nutzen, aber sich gerade an diesem Ort auch für die Umwelt zu engagieren. Katholische und evangelische Christen starteten das Projekt „Ökokirche Deutzen“. Geschäftsführerin Christin Müller erläuterte die Pläne, den Boden an der Kirche im Sinne der Permakultur zu bewirtschaften – als nachhaltiges Ökosystem, das die natürlichen Ressourcen wahrt und naturnahe Kreisläufe berücksichtigt. Bereits vor zwei Jahren hatten Jugendliche im Rahmen einer 72-Stunden-Aktion auf dem Gelände ein Insektenhotel gebaut und passend dazu – als Nahrung für die Insekten – heimische Wildblumen ausgesät. Nach dem theoretischen Teil konnten beide Bischöfe selbst Hand anlegen: Sie dürften Löcher in dicke Baumscheiben bohren und Samentütchen falten und befüllen – als Grundlage für ein Insektenhotel für den Ökumenischen Kindergarten in Meißen, den die beiden Bischöfe zum Abschluss ihrer Tour besuchten.
(ddm/tdh/kna)