Dresdner Seelsorger schreibt griechisch-katholischen Ukrainern

Ukrainer auf Herbergssuche

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Die Ukraine ist das Beispielland für die diesjährige Pfingstaktion des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis. Der Dresdner Seelsorger für griechisch-katholische Ukrainer nahm dies zum Anlass, allen Gemeinden im Bistum einen Pfingst-Brief zu schreiben.

Die Dresdner Gemeinde bei einem Besuch des Apostolischen Exarchen Bischof Petro Kryk vor einigen Jahren.    Fotos: privat

 

Pfarrer Bohdan Luka bittet die Katholiken in Sachsen und Thüringen um Solidarität mit seinen Landsleuten, die seit nunmehr sechs Jahren im Krieg leben. Zugleich wünscht er sich Gebete und konkrete Unterstützung für die ukrainische Gemeinde in Dresden, die nun schon seit über einem Jahr nach einem neuen Gottesdienstort sucht. „Wir sind sehr dankbar, dass wir mehr als fünfzehn Jahre lang die Kapelle der Elisabeth-Schwestern im St. Josephs-Stift nutzen durften. Aus Gründen, die wir sehr gut verstehen können, ist das jetzt nicht mehr möglich“, erläutert der Priester.
Um eine Alternative bemüht sich die Gemeinde, die ihre Gottesdienste in der ostkirchlichen Tradition feiert, bisher aber vergeblich. Die Herbergssuche fällt ausgerechnet in eine Zeit, in der die katholischen Pfarreien mit ihrem Strukturwandel beschäftigt sind. Zudem sind die möglichen Zeitfenster, in denen der ukrainische Sonntagsgottesdienst in Dresden stattfinden kann, auf den Vormittag begrenzt. Bis 14 Uhr muss der Pfarrer in Leipzig sein, um mit den dortigen Ukrainern Gottesdienst zu feiern. Nach einer Zeit für Beichte und Besprechungen beginnt um 17.30 Uhr die Liturgie in Halle.
Obendrein muss Bohdan Luka auch privat gerade eine neue Unterkunft suchen. Das kirchliche Haus, in dem er mit Frau und Kindern zur Miete wohnt, steht vor dem Abriss – eine bezahlbare Alternative für eine siebenköpfige Familie zu finden, ist in Dresden eine Herausforderung.

„Die Weite der Christenheit erleben“
„Ich habe mein halbes Leben in Deutschland verbracht und dachte bis vor kurzem: Ich gehöre hierher“, sagt der Geistliche. In den vergangenen Wochen ist er sich da zuweilen nicht mehr so sicher. Manches Mal kommt ihm die Zeit in den Sinn, als die Kommunisten in der Ukraine das Verbot seiner Kirche aufhoben. Als 14-Jähriger nahm er damals mit seiner Mutter an Gottesdiensten unter freiem Himmel statt, vor Kirchen, die der Staat beschlagnahmt und umgenutzt hatte: „Monatelang feierten wir dort draußen Gottesdienst, auch im Winter, und hofften darauf, dass der Staat uns die Kirchen zurückgibt…“
Die lange Zeit im Untergrund ist nicht spurlos an der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine vorbeigegangen. Die Zahl derer, die von christlichen Werten geprägt und mit den kirchlichen Traditionen vertraut sind, ist klein geworden. Umso dankbarer ist Pfarrer Luka dafür, dass seine Gemeinden in Mitteldeutschland wachsen. Als Seelsorger ist er gefragt – auch in der Coronazeit. Sein Telefon steht seit Wochen kaum still, und auch seine online übertragenen Gottesdienste waren gefragt.
Als Konkurrenz zu den römisch-katholischen Seelsorge-Angeboten hat er sich dabei nie gesehen. „Nur in einem guten Miteinander können wir als Christen in der Diaspora ein glaubwürdiges Zeugnis geben“, ist er überzeugt. Ähnlich sieht das Thomas Hajek, Pfarrer in der Leipziger St.-Laurentius-Kirche, die – neben einer koptischen, einer eritreischen und einer kroatischen Gemeinde – schon seit 17 Jahren die ukrainische Gemeinde beherbergt. „Wir erleben hier die Weite und den Reichtum der Christenheit, gerade auch durch die byzantinische Liturgie, die einige aus unserer Gemeinde gerne mitfeiern“, sagt er.
Die Ukrainer nutzten auch Gemeinderäume in St. Laurentius, etwa für die Sonntagsschule der Kinder. Auch wenn Gastfreundschaft zu leben durchaus Arbeit mache und gute Absprachen erfordere, möchte er die gemeinsame Erfahrung auf keinen Fall missen.

 

Pfarrer Bohdan Luka segnet nach einem Festgottesdienst Gemeindemitglieder und ihre mitgebrachten Speisen.

 

„Davon können wir noch mehr gebrauchen“
Besonders gern denkt Pfarrer Hajek an die Gründung der Pfarrei Heilige Maria Magdalena vor einem halben Jahr zurück. Einer der Höhepunkte war ein Adventsliedersingen, zu dem deutsche und ukrainische Christen ihr Liedgut beisteuerten. „Solche Erlebnisse tragen dazu bei, uns besser kennenzulernen. Sie stärken unser Miteinander“, meint er, „davon könnten wir noch mehr gebrauchen.“
In seinem Brief an die Gemeinden des Bistums lädt Bohdan Luka ausdrücklich zu einem verstärkten Miteinander ein. Das gemeinsame Gebet für den Frieden, zu dem der Renovabis-Geschäftsführer aufrufe, könne zwar gegenwärtig nur in geistiger Verbundenheit stattfinden. Er hoffe aber, dass in naher Zukunft tatsächliche Begegnungen möglich werden.
Er bietet Gemeinden, Vereinen oder Gruppen an, sie dann mit einem Vortrag über die Ukraine, über das Leben der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche und seiner Gemeinde zu besuchen. „Auch für eine gemeinsame Feier der Byzantinischen Liturgie in Ihrer Kirche oder Kapelle zusammen mit unserem Chor sind wir offen.“

Von Dorothee Wanzek