Ungebetene Gäste
Lockdown, Querlüftung, Notbremse: Das sind Worte, mit denen junge Menschen heute aufwachsen. Die Kindertagesstätte St. Anna in Schwerin hat ihre Kinder malen lassen, wie sie den ungebetenen Gast namens Corona sehen.
„Vielleicht können Sie das Wort mit C… nicht mehr hören“, so beginnt ein Beitrag der Kita St. Anna im aktuellen Pfarrbrief. Auch die Eltern und Kinder können wahrscheinlich das Wort nicht mehr hören. Aber sie müssen mit der C-Krankheit leben. Und für einige der Kleinen dauert die Pandemie schon über die Hälfte ihrer bisherigen Lebenszeit. Oder noch länger. Corona geht an den Kindern nicht vorbei, schreibt Sylvia Romahn, Leiterin der Kita St. Anna. „Lockdown, Notbetreuung, Einschränkungen, Quarantäne, Querlüftung und Gruppentrennung sind Worte, die für uns eine neue Bedeutung bekommen haben. Immer wieder neue Hygienehinweise und Formulare lassen den Papierverbrauch sehr ansteigen. Und zu der üblichen Begrüßung am Morgen – ohne Handschlag – kommt der Satz: Hast du deine Hände gewaschen?“
Aber was sagen die Kinder selber? Die Kita hat nachgefragt und die Kinder haben geantwortet, was Corona für sie ist. „Das ist ein Virus, der macht den Menschen krank, sie können sich verdoppeln“, sagt Leonard. Gemeint ist wahrscheinlich die ansteckende Wirkung. Wie Florian es beschreibt: „Das ist ein Virus, der wirft noch mehr Virusse. Ich könnt euch den Virus so vorstellen, wie ihr wollt.“
Alle halten durch, vieles bleibt auf der Strecke
Die meisten Besucher der Kita haben durchaus genaue Vorstellungen des Covid-19-Virus. Man sieht es auf den Bildern, auf denen runde Biester mit Stacheln oder Tentakeln zwischen den Menschen herumschwirren und sie bedrohen. Auf einem Bild haben sie sogar lachende Gesichter. Alexander: „Corona ist doch, aber Corona hat gar nicht mal gefragt.“ Feline: „Die stinken, die Corona-Viren, vielleicht haben die gepupst?“ Solange es Corona gibt, ist das normale Leben nicht mehr normal. „Zum Bäcker darf nur ein Mensch ‘rein, man muss Maske tragen“, sagt Karvin. Und Levke weiß, „dass man nicht so Leute besuchen darf.“ „Ich mag nicht über Corona reden“, meint Theresa. Sylvia Romahn und ihre Kolleginnen wissen, wie sehr die Pandemie Familien mit Kindern belastet. Homeoffice, Home-Schooling für die Schulkinder, und dann noch Home-Kindergarten, das bringt viele Eltern an die Grenzen. „Wir haben letzte Woche einen Geburtstag eines Kindes nachgefeiert, das seit November nicht mehr da war“, erzählt Sylvia Romahn. „Der Geburtstag war im Dezember. Und gerade habe ich die Nachricht bekommen, dass wir wieder schließen müssen.“ Schon im November musste die Kita einmal eine 14-tägige Quarantäne durchstehen. Diesmal sind es die steigenden Infektionszahlen in Schwerin, weshalb die Stadt ein „Betreuungsverbot“ erlassen hat. Dabei gab es schon zweimal wöchentlich Tests für alle, und die Kita-Mitarbeiterinnen sind geimpft.
Irgendwie wird der Kindergarten der Propstei diese Zeit durchstehen. Aber einiges wird auf der Strecke bleiben. Etwa die Abschlussfahrt ins Haus Meeresstern in Rerik für alle, die im kommenden Jahr vom Kindergarten zur Schule wechseln. Als Trost für die ausgefallene Ostseefahrt sollte es zumindest eine Übernachtungsparty geben. Aber ob das möglich ist, steht noch in den Sternen.
Text: Andreas Hüser