Erste Synodalversammlung in Frankfurt

Viel Redebedarf

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Bischof Voderholzer kritisiert, dass die Missbrauchsstudie zur Grundlage des Synodalen Wegs genommen wurde.

Foto:kna/Harald Oppitz
Mit einem Gottesdienst ist die erste Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt gestartet. Foto: kna/Harald Oppitz


Die ersten Debatten bei der Vollversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche haben einen erheblichen Rede- und Abstimmungsbedarf bei Bischöfen und Laien gezeigt. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer bezweifelte am Freitag in Frankfurt, dass die große Studie über sexuellen Missbrauch im katholischen Klerus in Deutschland (MHG-Studie) von 2018 überhaupt als Grundlage für die innerkirchliche Reformdebatte tauge.

Ein kausaler Zusammenhang zwischen katholischen Besonderheiten wie Priesterzölibat und der Sexualmoral mit dem Missbrauchsgeschehen sei keineswegs wissenschaftlich bewiesen, erklärte der Bischof. Man brauche weitere, auch vergleichende Studien mit anderen gesellschaftlichen Bereichen.

Mehrere Rednerinnen und Redner wiesen die Fundamentalkritik des Bischofs zurück. So erklärte Caritas-Präsident Peter Neher, aus der Arbeit der Beratungsstellen wisse er, dass die überlieferte katholische Sexualmoral nicht mehr zeitgemäß sei und nicht geeignet sei, Menschen in Konfliktlagen zu helfen.

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann sagte der "Rheinpfalz" zum Hinweis, manche Bischöfe warnten vor einer Spaltung und seien nicht glücklich über die Initiative: "Alle deutschen Bischöfe gehen diesen Weg mit. Auch wenn einzelne im Vorfeld gesagt haben, dass sie, sollte der Prozess aus ihrer Sicht fehllaufen, überlegen wollen, auszusteigen." Man solle versuchen, Entscheidungen mit großen Mehrheiten zu treffen - "einmütig. Was aber nicht einstimmig bedeutet".

 

Besetzung der Synodalforen soll festgelegt werden

Am Freitagnachmittag wollten die Synodalen weiter über die Geschäftsordnung und die Besetzung der Foren zu den vier zentralen Themen des Reformdialogs beraten: Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Der Bochumer Theologe Thomas Söding mahnte eine präzise Sprache an. "Weil unser kirchenrechtlicher Status strittig ist, müssen wir theologisch stark sein." Es gelte, Überzeugungsarbeit zu leisten, so Söding. "Ich denke, dass wir auch eine programmatische Erklärung brauchen, was uns zusammenbringt, woran wir arbeiten und wohin die Reise gehen soll."

Einen veränderten Umgang mit Macht in der katholischen Kirche forderte der Münchner Sozialethiker Markus Vogt. Notwendig seien mehr Mitbestimmung von Laien auf allen Ebenen, sagte Vogt am Freitag dem Internetportal katholisch.de.

Am Freitagmorgen hatte der Jesuit Bernd Hagenkord Bischöfe und Laien zu Mut und Zuversicht beim Reformdialog aufgerufen. Mit Vertrauen auf Gott und einer Offenheit im Dialog könne es gelingen, die Krise in der Kirche zu überwinden, sagte Hagenkord bei einem Gottesdienst im Frankfurter Dom. Der 51-jährige Ordensmann ist Geistlicher Begleiter des Synodalen Wegs.

Die von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angestoßene Initiative soll unter anderem nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen wiedergewinnen. Sie ist in dieser Form in der katholischen Kirche bislang einmalig. Die erste Synodalversammlung dauert noch bis Samstag.

kna