25 Jahre Polizeiseelsorge in Sachsen-Anhalt

Von Vertrauen geprägt

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Der konkrete Mensch hinter der Uniform steht im Fokus des Angebots der Polizeiseelsorge. Das wurde anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Polizeiseelsorge im Land Sachsen-Anhalt einmal mehr deutlich.

Ökumenischer Gottesdienst anlässlich von 25 Jahren Polizeiseelsorge in Sachsen-Anhalt. | Foto: Susanne Sperling

 

„Es gibt Situationen, in denen Polizisten in ihrem persönlichen Menschsein sehr gefordert sind“, sagt Polizeiseelsorger Gerhard Packenius. Dies gelte zum Beispiel bei besonders schlimmen Verkehrsunfällen, bei Tötungsdelikten oder dem Schusswaffengebrauch. In solchen Fällen versuchten die Polizeiseelsorgerinnen und -seelsorger zu helfen, sagt Packenius, der bis 31. Januar katholischerseits Landespolizei-Pfarrer war und seine Aufgaben bei der Polizei und in der Notfallseelsorge nach und nach an seinen Nachfolger Pfarrer Marko Vogler übergibt. Die Beamten hätten etwa nach belastenden Erfahrungen die Möglichkeit, das vertrauliche Gespräch mit den Seelsorgern zu suchen, um so Entlastung zu finden.

Nichtchristliche Beamte sagen: „Unser Pfarrer“
Dass dies angenommen wird, bestätigt etwa Polizeioberrat Olaf Sendel vom Zentralen Verkehrs- und Autobahndienst der Polizeidirektion Halle. Die Pfarrer seien Vertrauenspersonen, zumal sie gegenüber niemandem auskunftspflichtig sind. „Auch viele der nichtchristlichen Kollegen sprechen von ,unserem‘ Pfarrer.“
Rund um die Uhr von den Einsatzleitungen abrufbar steht den Beamten ein Kriseninterventionsteam zur Verfügung. Polizeiseelsorger begleiteten die Beamten zu schwierigen Großeinsätzen oder wenn einzelne Beamte eine Todesnachricht zu überbringen haben. Hinzu kommt der von den Seelsorgern verantwortete berufsethische Unterricht für die Polizeianwärter, der derzeit angesichts der hohen Auszubildendenzahl viel Zeit beanspruche. In diesem Unterricht werden die Spannungs- und Konfliktfelder erörtert, denen die Beamten ausgesetzt sind, so Polizeiseelsorge Packenius. Dabei werde auch versucht, den Polizeischülern ein klares Menschenbild zu vermitteln, an dem sie sich in ihren Einsätzen orientieren können. Insgesamt hält Packenius die Zusammenarbeit der Seelsorger mit der Polizei für „exzellent und partnerschaftlich“.
In seiner Predigt beim ökumenischen Festgottesdienst am 29. März in St. Sebastian verwies auch Bischof Gerhard Feige auf die hohe Belastung der Beamten. So müssten die Einsatzkräfte „einiges an menschenverachtenden Beleidigungen und pauschalen Diffamierungen aushalten“. Von der Gesellschaft würden sie zugleich nicht selten „zu Prügelknaben der Nation“ gemacht. Dabei seien sie immer wieder mit Extremsituationen konfrontiert: Sie erfahren Leid und Tod in vielfältiger Gestalt, müssen Menschen niederschmetternde Nachrichten überbringen und sich selbst in manche Gefahr begeben.“

Politik und Kirche danken Polizeiseelsorgern
Der Bischof würdigte aber auch die Arbeit der Polizeiseelsorgerinnen und -seelsorger: „Seit 25 Jahren stellen Sie sich in bewährter ökumenischer Zusammenarbeit diesem verantwortungsvollen Dienst zur Verfügung. In einer Zeit, in der die grundlegendsten Regeln des Anstands in Frage gestellt sind, stehen Sie für die Menschlichkeit. Sie unterstützen Polizeibeamte darin, ihrerseits dafür zu sorgen, dass Hass und Rohheit nicht Überhand gewinnen. Sie helfen ihnen, sich auf ihre Weise zum Wohl der Menschen und zu einem friedlichen Zusammenleben in unserer Gesellschaft einzusetzen.“
Beim anschließenden Empfang dankte auch Staatsekretärin Tamara Zieschang in Vertretung von Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) den Seelsorgern für ihren Dienst. Wie die Polizeibeamten nähmen auch die Seelsorger manche schrecklichen Eindrücke mit nach Hause und es sei gut, wenn sie untereinaner ein gutes Miteinander pflegten.
An der Feier nahmen auch ehemalige Polizeiseelsorger teil. Pfarrer Magnus Koschig aus Halle, der von 1990 bis 1992 und damit bevor die Vereinbarung zwischen Bundesland und Kirchen über die Polizeiseeslorge 1994 in Kraft trat, in diesem Dienst tätig war, erinnert sich: „Das war ein Kaltstart in ein faszinierendes Abenteuer.“ Als im Spätsommer 1990 zwei Offiziere der Volkspolizei an seiner Haustür klingelten, habe er nur sehr vorsichtig die Tür geöffnet. Sie bräuchten dringend jemanden, der den berufsethischen Unterricht für Polizeischüler übernehme. Das tat Koschig dann gern.

Von Eckhard Pohl