Anfrage zum Messbuch

Was bedeutet „Und mit deinem Geiste“?

Warum antwortet die Gemeinde in der Messe: „Und mit deinem Geiste“? Warum wird der Priester nicht als Mensch, sondern als Geist benannt, er ist doch als Mensch in der Gemeinschaft dabei? G. Baur per E-Mail

„Der Herr sei mit euch!“, so geht es los. Nicht mit: „Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen.“ Der Grund ist nachvollziehbar. Schon gleich am Anfang soll deutlich werden: Dies hier ist keine rein menschliche Versammlung; Gott ist auch hier, mitten unter uns. Deshalb dieser urbiblische Gruß, der zugleich Wunsch und Zusage ist.

Aber noch etwas anderes soll deutlich werden: Der Priester steht im Altarraum nicht als Privatperson, die Ihnen einen guten Morgen wünscht; das kann er nachher auf dem Kirchplatz tun. Im Altarraum steht der Priester als Geistlicher „in persona Christi“ – und deshalb sagt er nicht guten Morgen, sondern: „Der Herr sei mit euch!“

Genau die gleiche Logik liegt der Antwort „Und mit deinem Geiste“ zugrunde. Denn: Ja, der Priester ist ein Mensch unter Menschen, aber in der Messe nach katholischem Verständnis eben nicht nur. Er steht als menschlicher Repräsentant Christi am Altar. Dafür hat er in der Weihe in besonderer Weise den Geist verliehen bekommen – weshalb man geweihte Männer auch Geistliche nennt. Die Antwort „Und mit deinem Geiste“ spricht den Priester deshalb nicht als Geist an, sondern als Geistlichen, dem wir für diese Feier die Nähe des Herrn wünschen.

Laien, die Wortgottesdienste leiten, sprechen diesen Dialog übrigens nicht. Sie wählen nach dem Kreuzzeichen ein anderes Begrüßungswort. Geistlos sind sie deshalb nicht, nur eben ungeweiht.

Ein kleines Schmankerl am Rande: In der englischen Version des Messbuchs hieß die Antwort lange: „... and also with you“ – und auch mit dir. 2011 kam eine Neuübersetzung des Messbuchs heraus mit dem Auftrag, näher am lateinischen Original zu sein. Und dort heißt es bekanntlich: „Et cum spiritum tuo“. Deshalb lautet jetzt in englischsprachigen Messen die Antwort: „And with your spirit.“ Kenner sagen allerdings, dass das neue englische Messbuch nicht überall gut angenommen wird ...

Susanne Haverkamp