Wegfahren – wichtig wie nie

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Zeltlager, Kinderfreizeit, Religiöse Kinderwoche. Werden sie auch in diesem Jahr ausfallen müssen? Oliver Trier vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sagt: Nein, es geht noch etwas. Nie war Begegnung so wichtig wie jetzt.

Pfadfinder bauen eine Kothe auf
Eine Wandertour mit Kohten, das ist ein klassisches Pfadfinder-Unternehmen – und auch in Coronazeiten ziemlich sicher.  Archivfoto: Ralf Adloff

Nach dem Lockdown vom Herbst sind fast alle Begegnungen und Gruppenreisen abgesagt worden. Wie sieht es im Moment aus? Planen Jugendgruppen überhaupt Fahrten im Sommer? 

Es wird sicher nicht so viele Fahrten geben wie sonst. Aber wir wissen von unseren Jugendverbänden: Viele Gruppen sind dabei, eine Fahrt zu organisieren. Andere denken darüber nach, zumindest Tagesaktionen zu planen. Als BDKJ stehen wir allen mit Rat und Tat zur Seite. Jede Freizeit ist enorm wichtig, vor allem in diesem Jahr.

Wegen des großen Nachholbedarfs an Begegnung? 

Ja. Das Erlebnis, in einer Gruppe auf Reisen zu gehen, ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen immer enorm wertvoll. In diesem Jahr ist das aber noch wichtiger. Denn durch die Kontaktbeschränkungen und die Schulschließungen ist die direkte Begegnung mit anderen Jugendlichen fast zum Erliegen gekommen. Kinder und Jugendliche leiden darunter. Und sie brauchen diese Kontakte. Das sieht man auch in der Politik so. In Hamburg sind die Zuschüsse für Freizeiten noch einmal deutlich erhöht worden, die Stadt stellt uns kostenlos Schnelltests zur Verfügung und die Ehrenamtlichen sind explizit aufgefordert worden, sich impfen zu lassen, um Freizeiten im Sommer zu ermöglichen. Das sind zusätzliche Gründe, es zu wagen. 

Die Frage ist wahrscheinlich weniger, ob man ein Lager oder eine Freizeit machen will. Sondern: Kann man es verantworten? 

Davon bin ich überzeugt. Wenn man ein gutes Hygienekonzept hat, sich an die Regeln hält, an die sich ja ohnehin inzwischen alle gewöhnt haben, und mit Schnelltests arbeitet, dann ist eine Freizeit absolut verantwortbar. Das heißt nicht, dass nicht ein Risiko bliebe. Dieses Risiko habe ich aber immer, auch ohne Corona. Dass sich Kinder mit einer Virusinfektion anstecken und eine Durchfallerkrankung bekommen, das ist nicht immer zu verhindern. Auf der anderen Seite verstehe ich aber alle, die das Risiko in diesem Jahr nicht eingehen wollen und auf die Reise verzichten. 

Viele Gemeinden und Gruppen haben ja ihre Fahrten schon lange abgesagt. Hat man überhaupt noch Chancen, drei Wochen vor Ferienbeginn einen Zeltplatz oder ein Haus zu bekommen? 

In diesem Jahr ist alles verzögert. Viele Zeltplätze überlegen jetzt noch, ob sie überhaupt öffnen. Sie sind in der Planung. Alle planen um, das heißt, es ist noch vieles offen, und es gibt durchaus Chancen, Plätze zu ergattern. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen: Wir wissen noch nicht, was im Juli überhaupt geht. Die Unsicherheit bleibt. Trotzdem glaube ich, es lohnt sich zu planen. Im schlimmsten Fall kann man die Freizeit ja immer noch absagen. 

Glauben Sie, dass sich die Kinder und Jugendlichen so kurzfristig noch für eine Fahrt anmelden? 

Ich gehe davon aus. Es gibt ja immer noch wenig Ausweichmöglichkeiten und die Familien konnten ihren Urlaub nicht so planen wie in anderen Jahren. Ich schätze, je weiter die Infektionszahlen zurückgehen, desto höher ist die Bereitschaft mitzufahren. 

Ich stelle mir vor: Wenn eine Pfadfindergruppe eine klassische Wandertour mit Zelt durch die Wildnis macht und sich vorher testet, dann kann nicht viel passieren. Was raten Sie den Gruppen: Wie sollte man eine Fahrt jetzt gestalten? 

Unsere Empfehlung ist: Nehmt nach Möglichkeit ein Haus oder einen Lagerplatz, wo ihr mit eurer Gruppe allein seid! Außerdem ist es gut, die Außenkontakte zu beschränken. Zum Beispiel, wenn immer nur eine oder wenige Personen zum Einkaufen fahren, die dann täglich einen Schnelltest machen. Wenn man in einer Jugendherberge ist, wird die Einrichtung auch eine eigene Hygieneregel haben. Ansonsten gilt: Möglichst viel draußen sein, drinnen gut lüften und alles das machen, was man inzwischen schon eingeübt hat. 

Wenn Ihr noch Tipps oder eine Vorlage für ein Hygienekonzept braucht – meldet Euch bei uns, wir helfen Euch weiter! 

Interview: Andreas Hüser

Kontakt: BDKJ Diözesanstelle, Tel. 040 / 22 72 16-32, E-Mail: oliver.trier@bdkj-hamburg.de