Finanzieller Strategieprozess im Bistum Dresden-Meißen
Weichen für die Zukunft stellen
Dieser Tage bangen und hoffen Einrichtungen, Verbände und Pfarreien des Bistums Dresden-Meißen. Am 31. März (nach Redaktionsschluss) soll Bischof Heinrich Timmerevers die Handlungsempfehlung in den Händen halten, wie die Ortskirche in Zukunft finanziell abgesichert dastehen kann. Dass es große Einschnitte geben muss, davon war von Anfang an auszugehen.
Einnahmen sinken, Ausgaben steigen
Ausgangspunkt für den so genannten Strategieprozess war der Haushaltsbeschluss für das Jahr 2021, der ein Minus von 15 Millionen Euro in der Bilanz aufwies. Der Diözesane Vermögensverwaltungsrat forderte deshalb eine Prüfung aller Ausgaben und möglicher Einsparungen ab dem Jahr 2026. Dann fällt nämlich der Strukturbeitrag weg, mit dem finanziell gut gestellte Bistümer den finanziell schwächeren, vor allem ostdeutschen, lange Jahre unter die Arme griffen. 2019 machte der immerhin ein Fünftel aller Einnahmen des Bistums aus. Zum Vergleich: Nur rund 45 Prozent der Einnahmen stammten aus Kirchensteuern. Schon jetzt hätte das Bistum ohne den Strukturbeitrag nicht genug Geld. Zudem sinken die Kirchensteuereinnahmen, die Kosten für Personal und Immobilien steigen. Das erhöht den Handlungsdruck. 2019waren rund 65 Prozent aller Ausgaben Personalkosten.
Unter der Leitung von Generalvikar Andreas Kutschke wurde der Strategieprozess in die Wege geleitet. Beschlüsse werden von einem Lenkungskreis, dem verschiedene Haupt- und Ehrenamtliche des Bistums angehören, gefasst. Projektgruppen prüften zuerst den Ist-Zustand der vorhandenen Einrichtungen und Angebote und werteten die Ergebnisse mit Hilfe einer Nutzwertanalyse aus. Sie berechneten ein Defizit von rund 17,5 Millionen Euro für 2026, wenn nicht gehandelt wird.
Neben den reinen Zahlen und gesetzlichen Vorgaben spielte die inhaltliche Ausrichtung eine zentrale Rolle. Acht pastorale Leitlinien wurden vom Lenkungskreis formuliert. An ihnen – und nicht nur an strukturellen Gegebenheiten – soll die Bedeutung der Einrichtungen gemessen werden. Ende 2022 wurde dann eine entsprechende Rangfolge erstellt. Damit arbeitete der Lenkungskreis weiter und versuchte, ein genaues Bild der Einsparmöglichkeiten zu zeichnen. Auch mögliche neue Einnahmen, wie die vermehrte Nutzung von Fördermitteln und das Einwerben von Spenden, waren Thema.
Der Lenkungskreis beschließt nun am 31. März bei seiner letzten Sitzung voraussichtlich ein Maßnahmepaket, mit dessen Hilfe das Bistum Geld sparen kann. Dass das kein einfaches Unterfangen ist, zeigt, dass der Termin bereits zweimal verschoben wurde, weil weitere Prüfungen notwendig waren.
Im Februar 2022, bei einer Klausurtagung des Lenkungskreises in Schmochtitz, entstand dieses Foto. Zum Gremium gehörten unter anderem Vertreter von Katholikenrat, Diözesan-Vermögensverwaltungsrat, Pastoralrat und weitere Haupt- und Ehrenamtliche. Foto: Norbert Büchner |
„Das Bistum wird danach anders aussehen“
Generalvikar Kutschke sagte mit Blick auf das 100-jährige Bistumsjubiläum bereits 2021: „Wir müssen heute schon die pastoralen und wirtschaftlichen Weichen für die Zukunft stellen.“ Nur mit einem ausgeglichenen Haushalt könne die Kirche in Zukunft ihre Aufgaben erfüllen. Er betonte, dass keine Arbeit im Bistum unwichtig oder gar überflüssig sei, aber nicht alles finanzierbar bleibe. Der Bischof, der selbst dem Lenkungskreis angehört, sagte im Mai 2021: „Das Bistum wird nach dem Prozess anders aussehen. Das bedeutet Verunsicherung, Abschied und das Einlassen auf neue Dinge.“
Am Ende stehen die Fragen: „Wieviel Einsparung ist in einem Bereich realistisch, damit das Angebot auch lebensfähig bleibt? Was ist gar in Frage zu stellen, damit in anderen Bereichen Gestaltungsspielräume bleiben?“ Die Unterlagen des Lenkungskreises sollen nun helfen, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Der Bischof werde die Vorschläge sorgfältig überdenken, heißt es aus dem Bistum.
In der zweiten Aprilhälfte will die Bistumsleitung bekannt geben, wie mit der Umsetzung der Vorschläge weiter verfahren wird. Bei dem Umbau soll auch externe Hilfe in Anspruch genommen werden, etwa um Kooperationen, die Optimierung von Arbeitsabläufen oder eine Reduzierung des Personals ohne Entlassungen zu gestalten.
Von Ruth Weinhold-Hesse