Bistum stellt Ehe-, Familien- und Lebensberatung neu auf

Weiter wichtig – aber anders als bisher

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Das Bistum Hildesheim stellt seine Ehe-, Familien- und Lebensberatung neu auf. Einige Beratungsstellen werden gestärkt, andere geschlossen. Die Hintergründe erläutert der Leiter der Hauptabteilung Pastoral, Christian Hennecke, in einem Gastbeitrag.Unsere Kirchen stecken mitten in großen Veränderungsprozessen. Wir stehen am Ende einer Zeit selbstverständlicher Christlichkeit und ihrer gewohnten Kirchlichkeit, normierte Lebens- und Familienmodelle stehen in Frage – weitere Formen von Partnerschaft und Familie haben sich entwickelt.


Das Bistum Hildesheim will in den kommenden
Jahren die Beratungsangebote neu aufstellen.

Und die Frage stellt sich: Wie erfahren heute Menschen, die mit Leidenschaft und Kraft, aber auch mit Nöten und inmitten schwieriger Herausforderungen, miteinander ihr Leben gestalten, etwas von der Kraft des Evangeliums? Und was bedeutet das Angebot der Beratung in einer Situation, in der wir uns zugleich darauf einzurichten haben, dass die finanziellen Ressourcen des Bistums geringer werden?

In allen Bereichen der Kirche müssen wir uns neu fokussieren auf unseren Auftrag: Es geht um das Leben in Fülle – in Gemeinschaften und Gemeinden, mit den jungen Menschen, in den Schulen, und auch in der Caritas. Und in der EFL.

Denn gerade die Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Bistums spielt für die Zukunft unseres Bistums eine wichtige Rolle. Ähnlich wie andere Beratungsdienste der Caritas können hier, in den Herausforderungen von Leben, Familie und Partnerschaft, durch professionelle Beratung Menschen Hilfe erfahren. Beratung, die die jeweilige Situation des Menschen vorurteilslos und jenseits moralischer Engführungen in den Blick nimmt und mit den Ratsuchenden und ihren oft nicht leichten Situationen Wege des Lebens sucht – das ist der Kern unseres profilierten Beratungsdienstes: hoch anerkannt und gesucht.

Auf diesem Hintergrund haben wir uns mit allen Beraterinnen und Beratern der EFL zu Beginn des Jahres 2020 auf den Weg gemacht. Denn es kann nicht darum gehen, die Zukunft am grünen Tisch zu gestalten – sondern nur mit denen, die Protagonisten und Protagonistinnen dieser Zukunft sein werden. Es war spannend, denn die Coronakrise hätte auch zum Stillstand unseres Nachdenkens führen können. Aber im Juni konnten wir dann weitermachen, mit einem hybriden Studientag.

Zukunftsentwicklung in Angriff nehmen

Unser Ziel: Wir wollten angesichts der Herausforderungen Szenarien erstellen, wie die Zukunft gedacht werden kann, auch wenn vielleicht in den kommenden Jahren die Haushaltsmittel nicht mehr im bisherigen Umfang zur Verfügung stehen. Und diese Szenarien sollten auch dem Bischof und seinem Beratungsteam zur Verfügung stehen. Mit den sich dort abzeichnenden Optionen könnte dann die Zukunftsentwicklung EFL 2025 konkret in Angriff genommen werden.

In den vergangenen Monaten entstand so, in Abstimmung mit Bischof und Generalvikar, ein Zukunftsbild. Wesentliche Entwicklungsschritte zeichnen sich ab.

Zu einem Qualitätsmerkmal professioneller Beratung gehören kollegiale Teams. Bislang war dies nur an wenigen Orten möglich, weil meist – gewachsen in der Geschichte – nur einzelne hauptberufliche Beraterinnen und Berater an einem Ort waren. Für die Zukunft plant das Bistum sechs Zentren. Dabei wird ein deutlicher Akzent im Norden des Bistums gesetzt (Stade, Verden). Weitere Zentren werden in Hannover, Braunschweig und Göttingen gestärkt. Insgesamt beschäftigt das Bistum 17 Beraterinnen und Berater.
 


Christian Hennecke leitet die Hauptabteilung
Pastoral.

Als weiteres Zentrum gehört die gemeinsam mit der evangelischen Kirche getragene ökumenische Beratungsstelle in Lüneburg dazu und stärkt ebenfalls den Norden.

Die EFL im Bistums Hildesheim hat in der jüngeren Vergangenheit eine zukunftsfähige und flexible IT-Struktur aufgebaut. Dadurch kann sowohl die Digitalisierung von Beratungsangeboten fortentwickelt und erweitert, als auch die interne Zusammenarbeit und Kommunikation kontinuierlich verbessert werden. So wird auch Beratung für Menschen denkbar, die bislang nicht in der Nähe einer Beratungsstelle leben.

Natürlich bedeutet die angestrebte Teambildung auch die Schließung von Beratungsstellen, an denen oft nur ein Berater oder eine Beraterin tätig war. Bis 2025 wird ein gemeinsam mit den Mitarbeitenden gestalteter Prozess zur Aufgabe folgender Beratungsstellen führen: Buchholz, Bückeburg, Bremerhaven, Duderstadt, Goslar, Salzgitter, Hildesheim, Bremen, Hameln, Peine und Wolfsburg. Wenn an diesen Orten nun keine hauptberuflichen Beraterinnen und Berater mehr sein werden, so heißt das nicht, dass an diesen Orten keine Beratung mehr stattfinden kann. Im Gegenteil. Neben den digitalen Beratungsangeboten gibt es mehr als 40 kooperierende Partnerpraxen im Bistum, die mit Beratungen in diesem Bereich beauftragt werden können. Und an der Gestaltung der Beratungsmöglichkeiten in der Bistumsfläche werden wir weiterarbeiten.

Wie sich die Anzahl der Beratungsstunden entwickelt, hängt an vielen Faktoren. Wir werden immer wieder prüfen müssen, wie sich die Zahl der Klienten weiterentwickelt. Beraterinnen und Berater einerseits haben mehr Möglichkeiten zur Beratung, weil Verwaltungsarbeit zurückgeht. Andererseits ist nicht leicht prognostizierbar, wie sich die freien Honorarpraxen entfalten werden.

Gute Verknüpfung ist uns wichtig

Nun gilt es anzufangen: Zusammen mit den Mitarbeitenden und der Mitarbeitervertretung der EFL werden wir die Zukunft gestalten. Vor allem ist uns wichtig, dass die EFL gut verknüpft sein kann mit Einrichtungen der Kirche vor Ort. Denn in der Tat ergeben sich viele Kontaktflächen im Kontext mit Kindertagesstätten, Caritas und Familienbildung im Bistum – aber eben auch mit Akteurinnen und Akteuren in Kirchengemeinden, die mit den Herausforderungen vielfältiger  Lebensformen und Krisen in Partnerschaft und Familie konfrontiert sind: Gemeinsam können wir so nach vorn schauen.

Es geht für unsere Kirche immer darum, das Evangelium zu bezeugen und so allen Menschen auf der Suche nach der Fülle des Lebens nahe zu sein. Kein Zweifel: Gerade auch die EFL der Zukunft ist dafür gut aufgestellt und kann so – in der Perspektive der Solidarität mit allen Menschen in ihrer Hoffnung und Angst, in ihrer Not und ihrem Wunsch nach Leben – ein wesentlicher Baustein der Kirche der Zukunft sein.