Anstoß 03/22 zum Tod von Chefredakteur Matthias Holluba

Wenn der Ball in den Himmel fliegt

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Freitag, 14. Januar: In einer Videokonferenz geht es um das Evangelium für einen Fernsehgottesdienst. Darin bekommt Petrus von Jesus einen schönen pastoralen Auftrag: Weide meine Lämmer.


GEBET
                             ZUGUTERLETZT

Gott ist unsere Zuversicht und Stärke,
er hilft uns, wenn wir nicht mehr weiter wissen.
Wir brauchen keine Angst zu haben,
selbst wenn die Welt unterginge  
und kein Stein auf dem anderen bliebe.
Denn dort, wo Gott wohnt, bleibt auch die Freude.
Dort, wo Gott wohnt, wohnt auch das Leben.
Gott ist bei uns, egal wie früh oder spät es ist.
Wer es begreifen kann, begreife es.
Wer es nicht glaubt, kann es auch nicht ändern.
Auch wenn es manchmal schwerfällt zu glauben,
die Hoffnung auf Gott macht unser Leben stark.
Vor Gottes Augen vergeht alles,
was meint, ohne ihn auszukommen.
Werden wir still, um ihn zu entdecken.
Werden wir still, um seine Größe zu ahnen.
Am Ende wird er mit seinem Frieden siegen.
Seinem Frieden, der alles andere überdauern wird.

 

Guido Erbrich (Gebet nach Psalm 47)

Und dazu die sehr direkte Frage: Liebst du mich? Klar, dass Petrus „Ja“ sagt. Jesus fragt dreimal, bis der Apostelfürst zu guter Letzt traurig antwortet: Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Und nachdem Jesus ihn ein letztes Mal auffordert, seine Schafe zu weiden, kommt ein eigenartiger Satz: „Amen, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“ Jesus endet: Folge mir nach!
Zur gleichen Zeit liegt ein Mensch auf einer Intensivstation seit zwei Wochen im Koma. Andere gürten ihn und führen ihn dort, wohin er sicher nicht wollte. Aus dem Lebenskapitel „Folge mir nach“ wurde er durch einen Schlaganfall herausgerissen. Am Ende werden die Maschinen abgestellt und er stirbt am 15. Januar friedlich an der Hand seiner Frau. Der Mensch war Chefredakteur dieser Zeitung und das mit der Nachfolge war seine Passion.
Ich habe ihn seit unserer ersten Begegnung immer als Menschen mit offenem Ohr, erreichbarem Telefon und weitem Herzen erlebt. Da ging es oft um viel mehr als nur um die Inhalte der Kirchenzeitung. Matthias hat in wirklich guter Weise Nachfolge gelebt. Für den Tag des Herrn war das sicher nicht leicht. Es gibt kaum eine andere Zeitungsform, wie die der Kirchenzeitung, von der ein solcher Spagat erwartet wird. Gleichermaßen für Junge und Alte, moderne und traditionelle Christen, Kleriker und Laien geschrieben zu werden, von der Ostsee bis zum Erzgebirge aus dem Leben und auch Sterben in unserer Kirche zu berichten. Dabei den Horizont nicht aus dem Blick zu verlieren, der unserem Leben auf dieser Welt Sinn gibt, konnte Matthias auf eine unnachahmliche Art.

Bei allem, was unsere Kirche ausmacht, und das ist bei Weitem nicht nur Schönes, muss es mehr geben. Matthias fiel es nicht schwer, dieses „Darüberhinaus“ immer wieder zu finden und mit verständlichen Sätzen durch die Druckmaschinen laufen zu lassen. Weil die Wirklichkeit weiterreicht als unsere menschliche Beschränktheit. Mit Matthias hoffe ich, dass diese Wirklichkeit, an die wir glauben, größer ist. Dass sie nicht mit dem Tod endet, sondern an unserem eigenen „Tag des Herrn“ der Himmel neu aufgeht. Wenn das tatsächlich stimmt, gibt es da oben bald eine himmlisch gute Zeitung. Abstoß, lieber Matthias, der Ball fliegt zu dir!
 
Guido Erbrich, Biederitz