Bischof Vilson Basso besucht Bischof Dr. Heiner Wilmer

Wir können voneinander lernen

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Auf dem Weg zur Amazonas Synode in Rom machte Bischof Vilson Basso einen Zwischenstopp in Hildesheim. Die Reise nach Europa nutzte er zu einem Besuch bei seinem Ordensmitbruder und Freund Bischof Dr. Heiner Wilmer.


Bischof Vilson Basso (links)aus der Diözese Imperatriz zu
Besuch bei seinem Ordensmitbruder Bischof Heiner.

Bischof Vilson Basso gehört genau wie Bischof Heiner zum Orden der Herz-Jesu-Priester. Er ist Bischof der Diözese Imperatriz im Nordosten Brasiliens. Und in dieser Funktion nimmt er an der am Sonntag im Petersdom eröffneten Amazonas Synode teil.

Mit 25 958 Quadratkilometern ist sein Bistum knapp 4000 Quadratkilometer kleiner als das Bistum Hildesheim. Kommen hier in 119 Kirchengemeinden und bei rund 330 Priestern 1800 Katholiken auf einen von ihnen, sind es in der Diözese von Bischof Basso in 31 Pfarreien mit 56 Priestern über 7600. Seelsorge im klassischen Sinn nur durch Priester und Hauptamtliche allein reicht da nicht aus.

Neue pastorale Wege eingeschlagen

„Wir haben in der Kirche Brasiliens neue Wege eingeschlagen und setzen auf die Heilige Volksmission, die wir für uns neu entdeckt haben“, sagt Vilson Basso. Dieses Projekt ist nicht mit den klassischen Volksmissionen vergangener Zeiten zu verwechseln. Statt einer Mission fürs Volk durch Priester handelt es sich in Brasilien um eine neue Art der Verkündigung. „Wir haben ungefähr 8000 geschulte Frauen und Männer in unserer Diözese, die als kleine christliche Gemeinschaften aus dem Volk heraus die frohe Botschaft leben und verkünden. Sie gehen auf die Familien zu, bringen die frohe Botschaft wieder in unsere Familien“, berichtet Basso. „Wir können nicht mehr eine Kirche sein, die auf die Menschen wartet, sondern wir müssen eine Kirche sein, die auf der Suche nach den Menschen ist. Das ist unser Ansatz für diese neue Evangelisierung“, sagt er.

Bereits 2017 haben kleine Gruppen in der Diözese Imperatriz mit diesem Evangelisierungsprojekt einer neuen Volksmission begonnen, 2019 haben es die Bischöfe für ganz Brasilien beschlossen, als pastoralen Weg für die nächsten vier Jahre.

Menschen aus allen Generationen, die sich in ihrer Pfarrgemeinde engagieren und ihren Glauben leben, bilden Missionsteams. Sie fahren in Bussen in andere Gemeinden, um ihren Glauben weiterzugeben. Dabei sind sie nicht die Macher, sondern wollen die Menschen, die sie besuchen, mitnehmen. „Die Menschen in den Gemeinden sind gleichermaßen Teilnehmer und Veranstalter der  Heiligen Volksmission“, betont Vilson Basso und nennt die vier Fundamente für diese Form der Evangelisierung: „Das Wort Gottes, das Brot als Zeichen für Liturgie und Spiritualität, die Nächstenliebe sowie die Verkündigung – die missionarische Tätigkeit. Durch diese neue Art der Heiligen Volksmissionen haben wir es geschafft, in unseren Gemeinden einen neuen missionarischen Geist zu wecken. Unsere Gemeinden sind so aus sich heraus missionarisch.“

Auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen

Diese Volksmissionen sind eine neue Form der Pastoral, „die auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht“. Sowohl im praktischen Alltag, als auch im spirituellen Leben. Sie nehmen sich Zeit für Gespräche und Begegnungen, Zeit für Gottesdienste und Gebete.

Die Missionsteams bleiben jeweils eine Woche vor Ort in den Gemeinden und sind so etwas wie Multiplikatoren. Ihr Wirken soll über den Zeitpunkt der eigentlichen Volksmission weiter zu spüren sein und die Pastoral in den Gemeinden nachhaltig beeinflussen. „Und sie tut es auch“, betont Basso. „Haben wir früher nur junge Menschen im Alter von 15, 16  Jahren gefirmt, also im normalen Firmalter, kommen heute viele, die bereits 60 oder sogar 70 Jahre alt sind und lassen sich firmen“, berichtet der Gast aus Brasilien. Menschen, die katholisch sind, aber als Jugendliche in der Firmung keinen Sinn gesehen hatten.

„Vom Eifer der Missionsteams und der Gemeinden in deinem Bistum können wir noch einiges lernen“, sagt Bischof Heiner seinem Gast aus Südamerika. Und lächelnd erwidert Bischof Vilson: „Aber auch wir können noch einiges von euch lernen. Lernen wir doch gemeinsam voneinander.“

Edmund Deppe