Kita in Worbis gewinnt bundesweiten Kindergarten-Wettbewerb

„Wir machen Umwelt plastikfrei“

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„Schluss mit Plaste! Welche Ideen haste?“ war das Thema eines bundesweiten Kindergarten-Wettbewerbs. Gewonnen haben die Mädchen und Jungen der St. Elisabeth-Kita in Worbis.

Gewinnübergabe im Kindergarten: Kindergartenleiterin Edith Beykirch begrüßt Matthias Labitzke von „Jugend Umwelt Leben“, die den bundesweiten Kindergarten-Umwelt-Wettbewerb initiiert haben.    Foto: Christine Bose

 

Für die Mädchen und Jungen im St. Elisabeth-Kindergarten in der  Eichsfeldstadt Worbis ist Nachhaltigkeit mehr als nur ein kompliziertes Wort, das die Erwachsenen gebrauchen. Schließlich sind sie Sieger im bundesweiten Umweltwettbewerb „Plastikfreier Kindergarten“. Leiterin Edith Beykirch kann zahlreiche Beispiele dafür nennen, wie in „ihrem“ Haus mit guten Ideen das ständig gültige Vorhaben, im Alltag kritisch zu sein bei der Verwendung von Plastikerzeugnissen und damit verbunden der Erhalt der Schöpfung, mit Leben erfüllt wird. Das zentrale Wettbewerbsmotto lautete: „Schluss mit Plaste! Welche Ideen haste?“

Keine großen Dinge, sondern viele kleine Schritte
Es gehe nicht darum, so Edith Beykirch, nun das gesamte Plastikspielzeug aus der Kindereinrichtung zu verbannen. Gemeinsam mit den Eltern setzen sie das fort, was sie 2019 begonnen haben. „Wir nehmen die Kinder ins Boot und holen uns die Eltern als Ruderer dazu“, erläutert sie symbolisch die nachhaltigen Aufgaben und Pläne im Zusammengehen mit dem Elternbeitrat und fügt hinzu: „Nicht immer kommt es auf große Dinge an, sondern vielmehr darauf, kleine Schritte zu gehen.“ Ihre Meinung teilt sie mit ihrem gesamten Team: „Der Umweltgedanke und seine Umsetzung ist aktueller denn je. Das ist kein Trend und das ist auch von unserer Seite keine Sensationshascherei. Gerade jetzt zeigt uns Corona die Wunden unserer Erde. Wir können die Welt nicht umkrempeln, aber wir können Zeichen setzen“, ist sie überzeugt.
So wird beispielsweise darauf geachtet, Plastikverpackungen zu reduzieren und somit die Menge des Verpackungsmülls möglichst gering zu halten. Die Kinder lernen nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis, darauf zu schauen, wie etwas verpackt ist. Milch gibt es in Glasflaschen und Joghurt in Gläsern. Einmal im Monat, zum „Gesunden Frühstück“, geht eine Erzieherin mit jeweils drei Kindern in Worbis auf Einkaufstour, selbstverständlich ohne Plastikbeutel. Da wird unverpacktes Obst und Gemüse erworben. Die kleinen Einkäufer lernen dabei unter anderem, dass der „Fleischer um die Ecke“ Wurst ohne eine Plastikumhüllung anbietet. Gut finden sie es, wenn ihr Hausmeister Frank Gatzemeier im Garten mit ihrer Hilfe Johannisbeerbüsche pflanzt. Lange in Erinnerung bleiben wird den Kindern die Begegnung mit der „Müllabfuhr“. In Absprache mit den für die Entsorgung im Landkreis Eichsfeld zuständigen Eichsfeldwerken durften sich die Kleinen informieren, wie so ein Müllauto funktioniert und warum Müll getrennt wird. Aus Biomüll (Obstschalen, Rasenschnitt …) entsteht neue Erde. Daher legten sie mit dem Hausmeister einen Komposthaufen an, auf den die Kinder täglich die Schalen vom Obstfrühstück entsorgen.
Edith Beykirch und ihr Team erinnern daran, wie für sie der Weg bis zur Auszeichnung verlaufen ist. Das passierte nicht mal nur so nebenbei. Initiator des bundesweiten Wettbewerbs ist die in Weimar ansässige gemeinnützige GmbH „Jugend Umwelt Leben“ (JUL). Zwischen Juli und Ende Oktober 2019 hatten sich 300 Kindergärten mit ihren Projekten
beworben, die alle darauf gerichtet sind, zum Erhalt einer lebenswerten Welt beizutragen. Nachdem Anfang November eine Jury unter Leitung von Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine die Besten ermittelte, um sie zur großen Preisverleihung nach Weimar einzuladen, lautete die Entscheidung: Der Worbiser Kindergarten hat den ersten Platz verdient. Zu den Bewerbungsunterlagen gehörte ein Film, der über die verschiedenen Aktivitäten informiert.

5000 Euro Preisgeld für den weiteren Schutz der Umwelt
Bei der festlichen Veranstaltung am 29. November, an der 20 Kinder aus dem St. Elisabeth-Kindergarten teilnahmen, hatten JUL-Vertreterin Annett Langheinrich, Referentin für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, sowie JUL-Geschäftsführer Matthias Labitzke beschlossen: „Im Jahr 2020 fahren wir in den Siegerkindergarten, zur Übergabe eines Schecks in Höhe von 5000 Euro.“ Zu verwenden ist das Preisgeld für weitere nachhaltige Tätigkeit zum Schutz der Umwelt.
Eigentlich wollten sie sich im Januar bei den „St. Elisabeth-Kindern“ nur umschauen, wurden aber dort mit einem eindrucksvollem Umweltprogramm der Kleinen und ihrer Erzieherinnen überrascht. Begeistert sprechen die Kinder noch heute davon. Gemeinsam mit den Erwachsenen hatten sie ein Orchester gebildet, das auf Instrumenten musizierte, die eigentlich Plastikmüll sind. Für ihre Bewerbung hatten die Mädchen und Jungen mit ihren Erzieherinnen unter der Regie von Kindergärtnerin Franziska Weidner als Projektbetreuerin einen Plastik-Song geschrieben. Ein richtiger Ohrwurm, den sie für ihre Gäste ebenfalls anstimmten und in dem es unter anderem heißt: „Komm, mach doch mit und sei dabei; wir machen unsere Umwelt plastikfrei.“ Sie singen ihn weiterhin sehr gern. Leiterin Edith Beykirch berichtet: „Ein wöchentlicher Umwelttag hilft uns, Zusammenhängen zwischen Umwelt und Technik auf die Spur zu kommen. Müll ist eben nicht gleich Müll. Wenn wir unsere Ältesten in die Schule entlassen, dann hoffen wir darauf, dass dieses erworbene Bewusstsein durch die Kinder und ihre Eltern weitergetragen wird. Das sind kleine Schritte in die Richtung Schutz unseres Lebensraumes. Einen Preis zu erlangen erfordert viel Engagement, aber eine Idee lebendig zu halten, sie zur Normalität werden zu lassen, ist die weitaus größere Herausforderung, die wir miteinander täglich leben wollen. 5000 Euro könnten dazu ein geniales Startkapital sein. Wenn eine Idee lebt, dann werden sich auch Türen öffnen. Diese Grunderfahrung durften wir in der Projektzeit machen. Allen Eltern und Sponsoren gilt an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.“

Von Christine Bose