Cottbuser Jugendliche in Griechenland

Wo Paulus den Glauben bezeugte

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In Griechenland beschäftigten sich Cottbuser Jugendliche in den Winterferien mit Ursprüngen abendländischer Kultur. Sie folgten auch den Spuren des heiligen Paulus, der als erster das Evangelium in Europa verkündet hatte.

Jugendliche der Propsteipfarrei Cottbus in Delphi.
Foto: Markus Winzer

 

„Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgota in Jerusalem, die Akropolis in Athen und das Capitol in Rom,“ stellte seinerzeit Bundespräsident Theodor Heuss fest. Was auf dem Berg Golgota seinen Anfang nahm, kam durch die Verkündigung des Völkerapostels Paulus auch dorthin, wo die Gelehrten seiner Zeit waren: nach Griechenland. Auf seiner zweiten Missionsreise war Paulus der erste, der auf dem europäischen Kontinent Jesus Christus verkündete und so das Christentum nach Europa brachte, noch bevor es die Hauptstadt des römischen Reiches erreichte.
Im Abstand von fast zweitausend Jahren folgte ihm eine Gruppe Jugendlicher aus der Propsteipfarrei Cottbus in das geistige Zentrum des Abendlandes, dorthin, wo die große Denk- und Ideenschmiede der Antike stand. Zusammen mit ihrem Kaplan begaben sie sich auf eine zweite Studienreise, um die Wiege unseres abendländischen Denkens, die Wirkungsstätten des Apostels Paulus und die herausragenden Orte europäischer Geschichte in Griechenland aufzusuchen, nachdem sie im Jahr zuvor schon zusammen nach Rom gepilgert waren. Während sich ihre Mitschüler vom anstrengenden Schulalltag erholten, verlebten die Fahrtenteilnehmer in den Winterferien dieses Jahres eine anspruchsvolle Studienreise, bei dem die schulische Theorie von Geschichte, Mythologie und Religion lebendig wurde.
„Ich muss gestehen“, bekannte Noah (18), „dass ich mich mit anderen Erwartungen auf diese Reise begeben habe. Aber das, was ich in Griechenland erleben durfte, war am Ende viel besser als das, das ich mir hätte erträumen können. Vielleicht waren die Erfahrungen, die ich auf der Akropolis gemacht habe, und der Blick von dort oben über Athen, das schönste, das ich bisher je erlebt habe.“

Historischen Kontext der Verkündigung verstehen
Die Begeisterung ist auch Richard (18) anzumerken. „Ich fand’s echt klasse! Eigentlich sieht man ja von der alten Pracht und von der antiken Kultur nicht viel mehr als alte, kaputte Steine. Aber durch die lebendigen Führungen erstanden die Gebäude, Theater, Tempel und Schatzhäuser wieder zu neuem Leben. Ich konnte richtig eintauchen in das Leben der Antike. Jetzt habe ich auch eine Ahnung davon, in welchen historischen Kontext die Verkündigung des Paulus eingetreten ist.“ Der berühmten Rede des Paulus auf dem Areopag vor den Athenern war damals nur wenig Erfolg beschieden. Erst in Korinth, der prosperierenden Stadt am Isthmus, gelang es ihm, eine größere Zahl Menschen für Christus zu gewinnen. Vom antiken Korinth ist heute noch nicht alles ausgegraben. Das weckte die Abenteuerlust der Jugendlichen, die spekulierten, welcher biblische Ort wohl unter welchem grünen Hügel noch verborgen sein mag.

Im byzantinischen Ritus Liturgie mitfeiern
Bei der neuntägigen Reise, die durch eine großzügige Förderung des Bonifatiuswerkes und von Einzelpersonen ermöglicht wurde, kamen die Jugendlichen neben Athen und Korinth auch nach Epidauros, Olympia und Delphi.
Die Einblicke in die griechische Geschichte, Mythologie und Philosophie machten die Meilensteine abendländischer Kultur begreifbar. Womöglich atmeten die Steine noch jenen Geist der Meisterleistungen der Antike, der auf die Jugendlichen abfärbte. „Am Ende kamen die vielen Informationen aus den vielen antiken Stätten zusammen und haben einen zusammenhängenden Sinn ergeben,“ freut sich Siri (17). In den Monaten zuvor hat sie sich zusammen mit den anderen Jugendlichen intensiv auf die Reise vorbereitet. Sie haben philosophische Texte studiert, sich mit griechischen Helden-Epen und der Gestalt des Apostels Paulus und seiner Verkündigung befasst. Nun kehre sie mit einem reichen Erfahrungsschatz heim.
Geistlicher Höhepunkt der Reise war die Mitfeier eine heiligen Messe zusammen mit der griechisch-katholischen Kirche im byzantinischen Ritus. Für die Jugendlichen war diese Form, Eucharistie zu feiern, etwas Neues. Es wurde ihnen aber deutlich, wie groß und reichhaltig der Glaubensschatz der Kirche ist, der sich durch die vielfältigen liturgischen Formen ausdrückt. So stand am Ende der Studienreise auch ein Besuch in einem orthodoxen Kloster, das für Josephine (16) einen Brückenschlag zu ihrer gemeinsamen Pilgerfahrt nach Rom im vergangenen Jahr darstellte. Trotz des unterschiedlichen kulturellen Hintergrundes und der Verschiedenheit der Art und Weise der Liturgie, zeige sich dadurch die Einheit des gemeinsamen Glaubens, der alle Getauften mit Christus und untereinander verbindet.
Die beiden – nach Theodor Heuss – für das Abendland bedeutenden Hügel in Rom und Athen haben die Jugendlichen inzwischen besucht. „Ich bin froh, dabei gewesen zu sein!“, stellt Richard nach der letzten Studienreise fest. Und sicher wäre er auch – genauso wie die anderen begeisterten Jugendlichen – wieder dabei, falls es sich fügt, dass sie die Sammlung der drei Hügel komplettieren könnten.

Von Markus Winzer