Anstoß 18/22

Wonnemonat Mai

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Der Begriff Wonnemonat geht auf das althochdeutsche Wort „Winnimanod“ zurück. „Winni“ bedeutet so viel wie Weide. Denn ursprünglich war der Mai der Weidemonat, in dem das Vieh nach draußen auf die Weide geführt wurde.


Dort fand es frisches, neues Grün. Denn die Natur war zu neuem Leben erwacht und gab dem Vieh und den Menschen ein neues Gefühl von Leben.
Das Wort Wonne ist ein Synonym, aber ebenso eine Steigerung von Freude. Nach der dunklen Jahreszeit will das Leben neu aufbrechen und es kommt zum Frühlingserwachen. Die Menschen feierten in früheren Zeiten die Ankunft und das Anbrechen des Frühlings mit zahlreichen Bräuchen: In der Nacht zum 1. Mai soll der Winter vertrieben werden. In der Walpurgisnacht vertrieben „Hexen“ mit viel Lärm den Winter. Vielerorts wurden auf dem Dorfplatz Maibäume aufgestellt. Dort wurde gesungen, getanzt und gefeiert. Der Wonnemonat Mai galt dann auch als Zeit zum Verlieben, wo die Triebe und die Liebe erwachten.
Auch Dichter, Musiker und Maler ließen sich vom Zauber der Natur inspirieren. Sie besangen den Mai mit romantischen Liedern und beschrieben das Aufblühen der Blumen, der Bäume und den Duft der Natur.
In diesem Frühlingsmonat, in dem die Natur nach der Winterpause zu neuem Leben erwacht, gedenkt die Kirche besonders der Gottesmutter Maria. Sie ist der Inbegriff von neuem Leben, da sie Jesus geboren hat. Den Messias, der den Tod besiegt und für uns alle das Leben in Fülle gebracht hat.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Mai deshalb zum Marienmonat erkoren. Die Maiandachten entstanden und Maria wurde als Maienkönigin besungen. Nach dem 2. Weltkrieg kam der Brauch auf, in der eigenen Wohnung einen „Maialtar“ aufzubauen, mit einer Marienfigur und vielen Blumen geschmückt. Ich habe diesen Brauch auch in meiner Familie erlebt und wir haben die Maiandacht als Hausandacht gehalten und gesungen: „Maria Maienkönigin, dich will der Mai begrüßen; o segne ihn mit Muttersinn und uns zu deinen Füßen… Maria, dir befehlen wir, was grünt und blüht auf Erden; o lass es eine Himmelszier in Gottes Garten werden.“
 
Pater Josef kleine Bornhorst, Dominikanerkloster Leipzig