Das sanierte Bernhard-Lichtenberg-Haus soll Akzente setzen
Zeigen, was uns wichtig ist
Nicht nur die Sankt Hedwigs-Kathedrale wird derzeit saniert. Das benachbarte Bernhard-Lichtenberg-Haus wird ebenfalls um- und neu gebaut. Das Gebäude soll inhaltliche und architektonische Akzente setzen.
Architekt Filip Steins, Dompropst Tobias Przytarski und Jan Krieger vom Verein „Hedwig21.Berlin“ (von links). Foto: Olivier Gierens |
Es steht meistens im Schatten der Sankt Hedwigs-Kathedrale, dennoch wird es im künftigen „Kathedralforum“ rund um die Berliner Bischofskirche eine wichtige Funktion haben: Das Bernhard-Lichtenberg-Haus. Das Gebäude hinter der Kathedrale wird künftig wieder der Wohnsitz des Erzbischofs sein, und es soll ein Forum werden, in dem sich Menschen begegnen und austauschen. Die Pläne für den Neubau des Hauses haben Dompropst Tobias Przytarski und Architekt Filip Steins beim Verein „Hedwig 21.Berlin“ in der Katholischen Akademie in Berlin vorgestellt. Der Verein unterstützt die Umgestaltung der Berliner Kathedrale ideell und materiell.
Eigentlich sind es zwei Gebäude: Zum einen der denkmalgeschützte Bau von 1914, der im Inneren nur behutsam umgestaltet wird. Der Anbau aus den 1970er Jahren wird hingegen durch einen Neubau ersetzt, der städtebaulich und inhaltlich neue Akzente setzen soll. Das Gebäude „soll exemplarisch zeigen, was uns als katholischen Christen wichtig ist“, so Dompropst Tobias Przytarski bei der Vorstellung der Baupläne. Im Erdgeschoss wird es ein offen zugängliches Café geben, in dem die Besucher die Kirche und ihre Angebote kennenlernen können. Geplant ist zudem ein Schau- und Hörraum, auch eine kleine Buchhandlung ist angedacht, so der Dompropst, der die Baupläne nach eigenem Bekunden zuvor selbst noch nicht bis ins Detail kannte. „Das ist eine echte Premiere“, stimmte er die Zuhörer ein.
Vortragssaal für 200 Gäste
Der Neubau werde sich stärker am ursprünglichen Gebäude von 1914 orientieren, erklärte Architekt Filip Steins vom Architekturbüro Max Dudler, das im Ideenwettbewerb 2013 den Zuschlag erhalten hatte. Durch Kolonnaden beziehungsweise eine Brücke im ersten und zweiten Obergeschoss werden beide Gebäudeteile miteinander verbunden sein. Neben dem geplanten Café wird es im ersten Stock einen großen Vortragssaal für etwa 200 Personen geben, während eine Etage höher ein kleiner Saal für rund 60 bis 80 Gäste und mehrere Seminarräume vorgesehen sind. In den beiden weiteren Obergeschossen sind Wohnungen vorgesehen, unter anderem für den Erzbischof. Und die soll möglichst schlicht ausfallen, inklusive Repräsentations- und Empfangsräumen rund 160 Quadratmeter. „Ich glaube, das wird die kleinste Bischofswohnung in Deutschland“, entgegnete der Dompropst manchen Gerüchten, hier werde ein luxuriöses Penthouse mit Dachterrasse entstehen. Dies, so Przytarski, werde es definitiv nicht geben
Das alte Gebäude bekommt einen Neubau an die Seite. Foto: Architekturbüro Max Dudler / Filip Steins |
Stattdessen soll sich der gesamte Neubau durch eine einfache, schlichte Gestaltung auszeichnen, betonten Dompropst und Architekt. Eine Natursteinfassade sowie eine zurückhaltende, fast schon „nackte“ Gestaltung des Treppenhauses und der Innenräume sollen dieses Konzept konsequent umsetzen. Auch an den Namensgeber, den seligen Bernhard Lichtenberg, dessen Grab sich in der Sankt Hedwigs-Kathedrale befindet, soll im Gebäude beispielsweise durch Gedenktafeln oder einen Stolperstein vor dem Haus erinnert werden. Abgesehen von einer Kapelle im Obergeschoss wird es laut Przytarski ein Gebäude sein, in dem Theologie diskutiert und Veranstaltungen angeboten werden. Der Altbau bleibt für die Büros des Erzbischofs reserviert.
Die Fertigstellung ist für 2024 vorgesehen – dann soll auch die Sankt Hedwigs-Kathedrale wiedereröffnet werden. Als „Kathedralforum“ sollen dann die Hedwigskirche als Ort der Liturgie, das Bernhard-Lichtenberg-Haus als Ort der Begegnung und der öffentlich zugängliche Innenhof ein gemeinsames Ensemble bilden. Der Dompropst betonte zudem, dass die veranschlagten Baukosten von 60 Millionen Euro für das Forum nicht überschritten werden sollen. Eigentlich sollte die Baugenehmigung bereits Ende März vorliegen – doch in Berlin dauert es manchmal etwas länger... In etwa ein bis zwei Wochen erwartet Architekt Filip Steins grünes Licht von den Behörden, dann können die Bauarbeiten starten.
Von Olivier Gierens