Buch „Zu Gott um‘s Eck“ von Erzbischof Heiner Koch

Zu den Menschen kommen

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In seinem neu erschienenen Buch „Zu Gott um‘s Eck“ legt Erzbischof Heiner Koch seine Überlegungen zum Glauben und Leben im Erzbistum dar. Dazwischen plaudert er auch schon mal über seine Badeente.

„Das Rheinland ist meine Heimat. Jetzt in Berlin merke ich, wie wenig selbstverständlich vieles von dem ist, was ich dort angenommen, mit dem ich gelebt habe und das ich für ‚normal‘ gehalten habe.“ Diese Sätze aus dem ersten Kapitel des neuen Buches von Erzbischof Heiner Koch mögen den Grund zusammenfassen, warum er es geschrieben hat. Am vergangenen Montag erschien „Zu Gott um‘s Eck. Wie Kirche zu den Menschen kommt“ – dreieinhalb Jahre nach seiner Amtseinführung in Berlin. Was er mit seinem Blick eines in die ostdeutsche Diaspora Zugezogenen sieht, kann man hier in 15 Kapiteln und auf 192 Seiten lesen.
Der Grund für das Buch ist aber nicht das Ziel, denn das steht ja schon im Untertitel „Wie Kirche zu den Menschen kommt“. Passend zum Jahresthema des Erzbistums „Gott – mitten ins Leben“ macht sich Berlins Oberhirte Gedanken darüber, wie die gute Nachricht von Gottes Liebe zu jedem Menschen, auch „religiös Unmusikalischen“, überbracht werden kann. Dabei greift er in seinem aus Predigten und Hirtenbriefen bekannten leicht verständlichen Stil immer wieder Beispiele aus seinem eigenen Leben auf, erzählt von Begegnungen in und außerhalb von Gottesdiensten und zieht aus ihnen seine Schlüsse.
Eines tut er dabei nicht: von oben herab urteilen, weder über die Diaspora-Katholiken noch über die vermeintlich „Ungläubigen“, in deren Äußerungen und Anfragen er nicht selten eine „Ahnung von jener liebenden und beschützenden Kraft, die wir Christen Gott nennen“, findet. So erzählt er die anrührende Geschichte von einem vom Glauben völlig unbeleckten Urgroßvater, der für seine Urenkelin zehn Taufkerzen gestaltet, bis ihm endlich „die richtige“ für das kleine Mädchen gelingt – gestaltet mit tiefem Ausdruck: „das Wasser eines Flusses, der Stern über dem Fluss und das Kreuz, an dessen Seiten sich zwei Hände öffneten, die gleichsam den Täufling aufnehmen wollten“.
Zu vielen Themen, die die Kirche in Berlin und über sie hinaus berühren, nimmt der Erzbischof Stellung. So schreibt er in Bezug auf St. Hedwig, für ihn sei „eine der Hauptfragen bei der anstehenden Renovierung dieser Kathedrale, wie wir sie einladender gestalten können. Wie kann schon die Architektur so sein, dass Menschen, die in dieser Stadt oder dieser Kirche fremd sind, Lust haben, hineinzugehen?“ Mit den Architekten und Beraterstäben ringe man um diese Fragen.

Christen sollen klares Zeugnis geben
Auch auf die „legendenumwobene Badewanne“ im Bischofshaus in Limburg geht er im Kapitel „Arm-selig? Warum Reichtum auch für Kirchens relativ ist“ ein: Sie habe zu einer Zäsur geführt. Seine eigene Wanne ziere nur eine bischöfliche Badeente mit Mitra, verrät er und fährt dann ernster fort: „Auch wir in der Berliner Bistumsleitung haben verstanden, dass eine transparente und klare Offenlegung, was wir mit unserem Geld – das zu einem nicht geringen Teil aus Kirchensteuern stammt – machen, absolut geboten und alternativlos ist.“ Und dann gibt er – teils mit konkreten Zahlen, Auskunft darüber, wie die Gelder des Erzbistums eingesetzt werden und warum – und was er darüber hinaus noch gern finanzieren würde. Dennoch sei die Armut auch „ein Segen“: Vielleicht werde „gerade uns als Kirche in dieser Begrenztheit deutlich, dass Macht und Mittel nicht das Entscheidende sind, auch wenn das oft so scheint.
Eines fordert der Erzbischof in seinem Buch von den Christen ein: Ein klares Zeugnis. Das, so schreibt er, seien sie „den Menschen und unserer Gesellschaft schuldig“. Auch in Politik und Gesellschaft sollten sie sich engagieren, mahnt er zum wiederholten Male an. Der Glaube sei ein Geschenk, für das man dankbar sein könne, schreibt Erzbischof Koch. Und dann erzählt er von einer Begegnung mit einem Zugschaffner, bei der ihm das einmal besonders deutlich wurde.

Heiner Koch: Zu Gott ums Eck. Wie Kirche zu den Menschen kommt; Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2019; ISBN: 978-3-5790-1467-8; 18 Euro.

Von Cornelia Klaebe