Ökumenisches Magdeburger Neujahrsgespräch
Zu sehr auf Amtskirche fixiert
Magdeburger ökumenisches Neujahrsgespräch über Kirche und Medien mit Akademiedirektor Grütz, dem evangelischen Landesbischof Kramer, Bischof Feige, Studienleiterin Harasta, MDR-Kirchenredakteurin Sturm und Bischofskonferenz-Pressesprecher Kopp (von links). Foto: Susanne Sperling |
Ein Blick in die Programmzeitschriften zeigt es: Religion und Kirche haben bei den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Hörfunksendern ihren festen Platz. Das gilt auch für Mitteldeutschland und den hier ansässigen MDR, obwohl in den drei östlichen Bundesländern die Christen in der Minderheit sind. Neben den von den Kirchen selbst verantworteten Verkündigungssendungen und Gottesdienstübertragungen gibt es auch hier regelmäßig redaktionell verantwortete Sendungen, in denen es häufig um Fragen der Lebensgestaltung geht, wie Susanne Sturm, Leiterin der Kirchenredaktion beim MDR-Fernsehen, sagte.
Sturm sprach über ihre Arbeit beim Magdeburger ökumenischen Neujahrsgespräch, das traditionell kurz nach Beginn des neuen Kirchenjahres stattfindet. Das Thema hieß diesmal: „Kirche und Medien – Traum- oder Skandalpaar?“ Sturm begründete den relativ hohen Anteil religiöser Sendungen bei den Öffentlich-rechtlichen: „Wer die Gegenwart verstehen will, kommt an Religion nicht vorbei.“ Es sei Aufgabe der Kirchenredaktionen der Öffentlich-rechtlichen Sender, „nicht missionarisch zu sein, aber neugierig auf Spirituelles zu machen und Hemmschwellen abzubauen“.
Mehr Mut zur Öffentlichkeitsarbeit
Also Kirche und Medien ein Traumpaar? Nicht ganz. So wusste Matthias Kopp aus seiner zehnjährigen Amtszeit als Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz von so mancher Krise zu berichten. Dennoch bezeichnete er die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Medien nicht als krisenbehaftet. „Wir brauchen gut recherchierende und beharrlich nachfragende Journalisten.“ Andererseits forderte er die Kirche zu mehr Mut in der Öffentlichkeitsarbeit auf. Auch wenn in den letzten Jahrzehnten vieles professionalisiert worden sei, fordert er mehr Themen, mehr Strategie, mehr Kommunikation, mehr klare Sprache und mehr Werbung zu wagen. Kritik übte er am „Theologendeutsch“ mancher Kirchenvertreter: „Kirche muss eine Sprache sprechen, die auch von Kirchenfernen verstanden wird, ohne dass die christliche Botschaft verblasst.“
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige forderte die Medien auf, die Vielfalt der Kirche mehr in den Blick zu nehmen. „Häufig sind die Medien zu sehr auf die Amtskirche fixiert.“ Das Engagement der Kirche in der Gesellschaft – etwa im Bereich der Caritas oder der Bildung – werde zu wenig thematisiert. Bei der Vermittlung der christlichen Botschaft sei Authentizität entscheidend. Kirche müsse „glaubhaft sein“. Offensive Werbekampagnen für das Christentum seien dagegen gerade in Ostdeutschland nicht das geeignete Mittel für mehr Kirchenbesucher, sagte Bischof Feige. Dem schloss sich auch sein Kollege Friedrich Kramer, Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, an. Es gebe „eine gewisse Grundskepsis gegen Werbung in Ostdeutschland“, sagte auch Kramer. Mund-zu-Mund-Propaganda sei das beste Mittel, um die Menschen für das Christentum zu begeistern. Die Kirche sei zwar nicht laut und damit nicht medienkonform, aber sie bringe Tiefe ein, betonte Kramer. Deshalb sei sie für die Gesellschaft wichtig und ein Thema für die Medien.
Von Matthias Holluba