Professor Thomas Poralla wurde mit der Hedwigsmedaille – der höchsten Auszeichnung für Laien im Erzbistum Berlin – ausgezeichnet.
Zugewandt und wertschätzend
Der Tag des Herrn stellt in loser Folge die im Erzbistum Berlin mit der Hedwigsmedaille Ausgezeichneten vor: Heute Thomas Poralla.
Professor Thomas Poralla wurde mit der Hedwigsmedaille ausgezeichnet – Foto: Andrea von Fournier |
Von Andrea von Fournier
„Ich weiß gar nicht, warum ich geehrt werde. Die Ämter, die dafür genannt werden, übe ich gar nicht mehr aus!“, erklärt Professor Thomas Poralla (67), bis Sommer 2019 Chefarzt und Ärztlicher Direktor am St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof. Um dann verschmitzt nachzuschieben, dass die einzige Beziehung, die er zur Hedwigsmedaille sieht, die Rückseite derselben sei. Laut Internet wäre da nämlich die Klosterkirche von Trebnitz abgebildet und nur eine Ecke weiter stand einst die Drogerie seines Großvaters.
St. Hedwig statt der Trebnitzer Klosterkirche
Kürzlich hat er die hohe Auszeichnung in Silber entgegengenommen. Nicht, ohne dem Erzbischof zu danken und zu sagen, dass er sie stellvertretend für die Menschen annimmt, mit denen er leben und arbeiten durfte. Schön ist es anzusehen, das vier Zentimeter große Ehrenzeichen, zu dem auch eine silberne Anstecknadel gehört. Die trägt Thomas Poralla am Revers, die Medaille zieht er später aus der Tasche, klappt das weiße Kästchen auf und ein erstauntes „Oh!“ folgt, als er sie erstmals umdreht: Nicht die Trebnitzer Klosterkirche, sondern die Berliner St. Hedwigs-Kathedrale ist jetzt darauf abgebildet. Das Erstaunen währt nur kurz, dann lacht der hochgewachsene gebürtige Berliner wieder.
Das tut er oft und gern und es ist keine oberflächliche Bekundung, die Augen lachen mit. Thomas Poralla vermittelt innere Gelassenheit, obwohl sich die Arbeit auf seinem Schreibtisch türmt. Er wird sie gründlich erledigen, auch wenn er dafür länger im Büro bleiben muss. Mit langen Arbeitstagen hat er Erfahrung.
Seine berufliche Vita ist beeindruckend. Auf Medizinstudium an der Freien Universität Berlin (FU), Staatsexamen und Promotion folgten Facharzt- und wissenschaftliche Ausbildung in Berlin, London und Mainz, Ernennung zum Oberarzt und 1986 zum Professor. 1992 kam er nach Berlin zurück, war Chefarzt der Medizinischen Abteilung 1 und der Endoskopie und seit 2004 Ärztlicher Direktor des St. Joseph Krankenhauses. Die Arbeit in einem konfessionellen Krankenhaus kam dem Katholiken entgegen.
Das Krankenhaus als Ort christlichen Lebens war für ihn Chance und Herausforderung: In seinem Haus erfolgten die meisten Entbindungen deutschlandweit, es gab schwere Erkrankungen, Todesfälle, die Betroffene oder deren Angehörige in extreme Situationen bringen. Die Förderung der Seelsorge war eine seiner Antworten darauf. Die Nachwuchsausbildung nahm er stets wichtig: Von seinen früheren Assistenzärzten sind mehr als 20 selbst Oberärzte geworden. Verpflichtungen in Kommissionen und Fachausschüssen sowie als Gutachter flankierten einen verantwortungsvollen und langen Dienstalltag.
Fast wie „nebenbei“ kamen ab 1980 seine vier Kinder zur Welt, wobei seine Ehefrau selbst engagierte Ärztin in der Kinderonkologie war. „Ich bin mit einer alleinerziehenden Mutter von vier Kindern verheiratet“, sagt er augenzwinkernd. Es gab Zeiten, wo sich das Paar tagelang nur mittels Zettel auf dem Küchentisch verständigte: „Das ginge ja heute dank Smartphone einfacher“.
Thomas Poralla hat feste Leitlinien für sein Leben, die sich aus seinem christlichen Weltbild ableiten. Vorbild leben - egal ob den eigenen Kindern, Enkeln oder den 1200 Mitarbeitern gegenüber -, den Menschen zugewandt und wertschätzend, im Team erreicht jeder mehr, niemandem schaden, von keinem mehr verlangen als man selbst zu geben bereit ist. Seine jüngste Auszeichnung hat er unter anderem für die „Workshops Medizinethik“, die er für das St. Joseph Krankenhaus gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Berlin regelmäßig veranstaltet hat, bekommen.
Heute ministrieren schon die Enkel
Auch seine Arbeit im Pastoralausschuss und im Kirchenvorstand von St. Salvator Lichtenrade wurden mit der Hedwigsmedaille gewürdigt. Das Ehrenamt gehört zu seinem Leben. Genau wie er einst, sind nun schon zwei seiner Enkel Ministranten Bei ihnen besucht er wenn möglich die Messe. Zeit ist auch heute knapp. Nur einen Monat währte sein „Rentner“-status: Als Beratender Arzt für die Deutsche Rentenversicherung Bund verhilft er seit Sommer 2019 Erkrankten zu ihrem Recht.