Anstoß 31/22

Zurück zum Anfang, Zukunft ungewiss

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Wer sich mit einem größeren Ganzen verbunden weiß, braucht statt Kontrolle nur Vertrauen, meint Anstoß-Autorin Lissy Eichert.


„Ich schwebte, als sei ich im Inneren einer Seifenblase“, sagte der polnische Kosmonaut Miroslaw Hermaszewski. „Wie ein Säugling im Schoß der Mutter. In meinem Raumschiff bleibe ich immer das Kind der Mutter Erde.“ Es gab, so stellte er weiter fest, Kosmonauten, die zum Schluss ihrer Reise nur noch Kassetten mit Naturgeräuschen hörten. Donnergrollen, Regenprasseln, Vogelgesang. In so großer Distanz zu unserem Planeten, in Erwartung wissenschaftlich ungeahnter Erkenntnisse, empfand Hermaszewski plötzlich eine persönliche Beziehung zum größeren Ganzen des Alls. Er begriff sich selbst neu, als Säugling, geborgen im Schoß von Mutter Erde. Was für ein Momentum! Ein erhebender Augenblick, der erstaunlicherweise dazu führte, sich wie ein Kind zu fühlen, umsorgt, beschützt, voll Vertrauen. Wieder am Lebensanfang. Zukunft so ungewiss, wie sie für jeden Säugling ist.

Für mich birgt die Ungewissheit an dieser Stelle eine rettende Zukunftsperspektive. Zeigt sie hier nicht, dass wir doch gehalten sind in Verbundenheit mit einer Lebensenergie, die größer ist als die Vorstellungskraft? Ein wenig des größeren Lebens zeigte sich auch in dem vor kurzem von der US-Raumfahrtbehörde NASA präsentierten „tiefsten und schärfsten bislang aufgenommenen Infrarot-Sicht auf das Universum“. Ein Foto aus der Galaxie, aufgenommen in fantastischen 1,5 Millionen Kilometern Entfernung, das den atemberaubenden Blick auf ein Meer von Sternen und ihren Lichterglanz zeigte. Schon der Anblick löst eine Ahnung von Ewigkeit aus…!

Ja, die Ungewissheit am Lebensanfang bedeutet nicht, dass wir ohne Zuversicht leben müssen. Wir dürfen uns in den Ursprung des Lebens fallen lassen. Für die Bibel ist Gott die Quelle des Lebens. Paulus schreibt: „Denn in Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28a).

Nicht die Kontrolle über die Dinge rettet uns aus dem Krisenmodus, weil es die totale Kontrolle gar nicht geben kann. Weder Geld noch Allmachtphantasien bringen uns weiter. Aber wenn ich mich mit dem größeren Ganzen verbunden weiß, kann ich Vertrauen empfinden. In das, was ist und wird. Und mich im Schoß Gottes bergen…!

Lissy Eichert, Berlin