Kooperation in der Oder-Grenzregion

Zusammen arbeiten und feiern

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Um die Kooperation in der Oder-Grenzregion ging es bei Gesprächen zwischen den Erzbistümern Berlin und Szczecin-Kamień. Die Delegationen schauten auf gemeinsame pastorale und gesellschaftliche Herausforderungen.

Die Delegationen von Berlin und Stettin. | Fotos: Cornelia Klaebe

 

„Wir sind wie zwei Lungenflügel und arbeiten zusammen“, sagte der Erzbischof von Szczecin-Kamień (Stettin-Cammin), Andrzej Dzięga, zu Beginn seines Treffens mit seinem Berliner Amtsbruder Heiner Koch. Daher sei es angebracht, die langjährigen Beziehungen fortzusetzen und zu vertiefen. Am 18. Februar waren aus diesem Anlass Delegationen aus beiden Erzbistümern, denen neben den Erzbischöfen auch leitende Mitarbeiter aus den Bereichen Personal, Seelsorge, Schule, Caritas und Verwaltung angehörten, in Stettin zusammengekommen: Sie tauschten sich über die pastoralen und gesellschaftlichen Herausforderungen in der Oder-Grenzregion aus.
Als bedeutender Pilger darf Erzbischof Koch in der Stettiner Kathedrale die „Glocke der Unabhängigkeit“ läuten.

Denn viele Anliegen verbinden beide Bistümer: Die Sorge für die polnischen Gläubigen in Vorpommern, die Freude über gelingende Projekte wie den Bibelgarten in Rosow oder das Begegnungszentrum in Löcknitz (Tag des Herrn berichtete), die mögliche Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Priestern und pastoralen Mitarbeitern. Manche Erkenntnisse waren durchaus auch überraschend: So berichtete Erzbischof Dzięga, dass auch in seiner Diözese Priestermangel herrsche. Die bis Ende des Zweiten Weltkriegs protestantisch geprägte Gegend war nach der Bistumsgründung zunächst von anderen Bistümern mit Priestern unterstützt worden; das sei nun nicht mehr der Fall und die eigenen Priesterweihen seien rückläufig.
Themen des Treffens waren auch der wachsende Rechtspopulismus, die Flüchtlingsfrage und die europäische Integration. Darüber hinaus informierte Erzbischof Koch über den aktuellen Stand bei der Errichtung des Instituts für Katholische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität. Auch eine Zusammenarbeit mit der Theologischen Abteilung der Stettiner Universität soll geprüft werden.
Große Hoffnungen setzen beide Erzbistümer in die Zusammenarbeit der Caritas. Nicht zum ersten Mal traf Caritas-Direktorin Ulrike Kostka auf ihren polnischen Kollegen Pfarrer Maciej Szmuc. Beide wollen besonders im Bereich der Jugendorganisation „Young Caritas“ eine verstärkte Kooperation angehen.
Ein weiteres Anliegen ist beiden Bistümern der Blick in die gemeinsame Geschichte. So wurde nicht nur der Priester aus der Region gedacht, die in der Zeit des Nationalsozialismus ihr Leben opferten, sondern auch bevorstehende Feierlichkeiten in den Blick genommen: Der Stettiner Erzbischof wünschte sich eine gemeinsame Vorbereitungsgruppe mit den Erzbistümern Berlin und Bamberg zum 900. Jubiläum der Re-Christianisierungsmission des Heiligen Otto im Jahr 2024. Außerdem blickte er voraus auf den 40. Jahrestag der Pilgerreise von Papst Johannes Paul II. nach Polen diesen Juni sowie das 50-jährige Bestehen der Erzdiözese Szczeczin-Kamień 2022.

 

Gemeinsam blicken die Erzbischöfe auf die Oderregion – nicht nur vom Turm der Kathedrale aus.

 

Kooperationsgespräche  werden fortgesetzt
„Bei so einem Treffen macht man sich vorher viele Gedanken, worüber man miteinander sprechen möchte. Aber wenn man erst einmal zusammensitzt, kommt ständig noch etwas hinzu“, bilanzierte Dzięga. Am Ende der Begegnung, zu dem die Delegationen gemeinsam die Stettiner Kathedrale und die Kirche St. Johannes der Täufer besuchten, zeigten sich die Erzbischöfe hochzufrieden. So sehr, dass sie die Kooperationsgespräche in einem halbjährlichen Turnus fortsetzen möchten.
 
Von Cornelia Klaebe