Abschied mit Tränen
Foto: Birgitt Flögel
„Bei den Ministrantentagen im Juli wurde noch groß gefeiert“, berichtet Torben Knaak, Vorsitzender des Vorstandes der Katholischen Jugend Mecklenburg, beim Generationenfest auf dem Gelände des BTH. Die Teilnehmer beschlossen, im nächsten Jahr die Minitage wieder in BTH durchzuführen. Auch die Lü-
becker und Hamburger Jugendlichen gaben dem Gelände „10 von 10 Punkten“. Aber wenige Tage später wurde bekannt: Das Haus wird zum Jahresende geschlossen. Torben Knaak ist noch heute sichtlich erschüttert: „Seit 75 Jahren waren KJM und das Jugendhaus eins. Ein Datum und dann: Schicht im Schacht. Wir haben unser Zuhause verloren.“
Foto: Birgitt Flögel
Mehrere Hundert Jugendliche, Kinder und Ehemalige sind zum Abschiedsfest gekommen. „Ich komme zu einer Beerdigung!“, resümiert Christoph Neitzel. Der gebürtige Mecklenburger ist aus Hannover angereist. Seit 20 Jahren ist er nicht mehr hier gewesen und fühlt sich sofort, als sei er in sein Wohnzimmer gekommen. Ohne das BTH hätte er seinen christlichen Weg nicht gefunden, sagt er. Theresa Preißler ist mit ihren Kindern angereist. Auch sie erlebt „einen richtig großen Schmerz. Generationen von Kindern und Jugendlichen haben hier Gemeinschaft erlebt, in den Dörfern und Städten gab es nur vereinzelt katholische Jugendliche. Hier wurde der Glaube in die Mitte von Mecklenburg gebracht.“ Später bedauert sie im Gespräch mit drei jungen Müttern, mit denen sie ehemals im BTH Freundschaft geschlossen hat, die Schließung. Sie hätten ihre insgesamt 14 Kinder hier geborgen und behütet gewusst.
Am Nachmittag steigen Luftballons in den Himmel, sie sollen die Gebete mit sich tragen. Es wird den bisherigen Mitarbeitern gedankt: Cornelia Suckfüll, sie kocht seit 1974 im BTH: „Es hat immer Spaß gemacht, mitten im Geschehen zu sein“, sagt die Sechzigjährige bedrückt; Isabell Fedtke, die Referentin, die mit Herzblut dabei ist, Mathias Koch, der Hausmeister, dessen Schmiedekurse so beliebt bei den Jugendlichen sind und Rosemarie Wolff, die stellvertretende Hausleiterin. Sie wurden mit frenetischem Applaus gefeiert. Martin Schulz als Sachbearbeiter soll die Arbeit weiterführen, die schon jetzt zu 90 Prozent auf den Schultern der Ehrenamtlichen laste, so die Aktiven der KJM. Torben Knaak schaut mit Sorge in die Zukunft des Verbands. Über Einmieten in Jugendherbergen wird nachgedacht. Aber das sind weltliche Gebäude, keine Kapelle, kein Zuhause.
Zum Gottesdienst platzt der „Dom“, die Kapelle des Jugendhauses, aus allen Nähten. In der Mitte des Raumes sitzen Kinder und Erwachsene auf Decken, Bänke werden hereingepfercht, so dass Pastor Florian Edenhofer Mühe hat, zum Altar zu gelangen. Er zeigt in die große Runde: „Wir blicken zurück und sagen Danke. Das Wort hat hier reiche Frucht getragen… Auch mit der Traurigkeit haben wir Hoffnung, wir haben Ihn, der Zukunft schenkt.“