Äußerlich kaum verändert
wohl nahezu alle Bewohner des Malteserstifts St. Elisabeth gegen Corona geimpft sind, gelten weiter die pandemiebedingten Hygieneregeln. Im Marienmonat Mai plant Diakon Werner Heitmann eine besondere Aktion.
„Die Bewohner sind hier so gut wie durchgeimpft“, sagt Werner Heitmann, seit vier Jahren Diakon im Malteserstift St. Elisabeth in Farmsen. Er selbst hat die erste Impfung gegen Corona erhalten, während die Stiftsbewohner schon die zweite erhalten haben. „Nur ein paar wollten nicht geimpft werden und einige wenige durften das Vakzin aus gesundheitlichen Gründen nicht verabreicht bekommen“, berichtet Heitmann. Trotzdem trägt er noch eine Mund-Nasen-Maske – und das werde wohl zumindest auch solange so gehalten werden, bis wissenschaftlich gesichert sei, dass Geimpfte nicht mehr ansteckend sind, erklärt der 59-Jährige, der hauptberuflich in leitender Funktion bei einem Lübecker Hersteller von medizinischen Geräten arbeitet.
Weiterhin muss auch jeder Besucher, der nicht geimpft ist, noch einen Schnelltest vorweisen. Dazu ist die Kantine gleich links neben dem Eingang in eine Teststation umfunktioniert worden. Zunächst ist ein Formular mit pesönlichen Angaben auszufüllen, dann wird die Körpertemperatur gemessen. Gibt es soweit keine Anzeichen für eine Infektion, wird im Rachen oder in der Nase ein Abstrich genommen, der in einer Flüssigkeit verrührt wird, die anschließend auf eine Testkassette geträufelt wird. Nach eine Viertelstunde steht das Ergebnis fest: Negativ – ich kann Heitmann weiter durch das Stift begleiten.
Bewohner fühlen sich jetzt viel sicherer
Trotz weitgehendster Durchimpfung der Bewohner hat sich der Corona-Alltag im Maltserstift äußerlich so gut wie nicht geändert. Es gelten weiterhin die üblichen Hygieneregeln. Das liegt auch daran, dass viele Mitarbeiter noch nicht geimpft sind. Sie würden alle zwei Tage auf Corona getestet und es würden auch genug Schnelltests geliefert, berichtet Heitmann. „Aber wir fühlen uns hier nun viel sicherer“, fügt er hinzu.
Wenig geändert hat sich daher auch an Heitmanns seelsorgerischem Wirken im „Eli“, wie das Malteserstift liebevoll genannt wird. Wie vor rund einem Jahr während der ersten Pandemiewelle schreibt er weiter viele Briefe an die Mitglieder des gut 30 Bewohner umfassenden Freundeskreises, den er vor etwa sieben Jahren mit initiierte, und andere Interessierte. Rund 45 Menschen lebten im Eli, die einen kirchlichen Bezug hätten, also zu den Gottesdiensten kämen. „Ich habe noch nie so viele Briefe geschrieben wie während der Coronapandemie“, sagt Heitmann. Auch kleine Ikonen mit einem Marienbildnis, die der gelernte Tischler vergangenen Mai in seiner eigenen Werkstatt in Sasel fertigte, verteilt er noch.
Für den diesjährigen Marienmonat hat er sich jedoch noch etwas Neues einfallen lassen: Im Erdgeschoss wird er einen Altar mit einer Marienplastik aufstellen, die derzeit in der Holzwerkstatt des „Eli“ restauriert wird. An den Montagen im Mai wird er dort dann abends Maiandachten abhalten. Aber der Altar hat noch eine weitere Funktion. „Da kommen jeden Tag rund 100 Leute dran vorbei, das ist auch eine Werbefläche“, sagt Heitmann. So kann er sein Kontaktnetz ausweiten. Über Einrichtungen wie die Holzwerkstatt oder die Nähstube, aus der der Freundeskreis hervorgegangen ist, kommt er mit mehr und mehr der insgesamt 200 Bewohner, die im „Eli“ entweder im betreuten Wohnen oder in der Pflege leben, ins Gespräch.
Netzwerk für direktere und bessere Seelsorge
Die Mitarbeiter des Malteserstifts hätten zudem eine Liste der Mitglieder des Freundeskreises und sagten ihm Bescheid, wer von ihnen im Moment besonderer Zuwendung bedarf. „Das ermöglicht eine direktere und bessere Seelsorge“, sagt Heitmann. Die Konfession werde auch notiert, aber nur, um einen besseren Zugang zu der Person zu bekommen. Heitmann: „Es ist mir gleich, ob jemand in der Kirche ist, ob katholisch oder evangelisch.“
Unter den rund 45 Bewohnern, die seine Gottesdienste besuchten, seien auch einige, die zum Glauben und zur Kirche zurückgefunden hätten. Eine Person habe sich von der Kirche abgewendet, weil sie in der Jugend missbraucht worden sei. „Nach der Schilderung benötigte ich selbst Unterstützung“, sagt Heitmann. Die bekommt er – ähnlich wie Helfende der Telefonseelsorge – alle sechs Wochen durch einen Supervisor, den ihm das Erzbistum stellt. „Es geht bei der Seelsorge viel Kraft von mir weg“, fährt er fort, „aber die bekomme ich durch die Menschen im Gottesdienst zurück.“
Text u. Foto: Matthias Schatz