Wichtig für das Glaubensleben ist die Gemeinschaft vor Ort.

Auch im Kleinen groß wirken

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Wie kann Glaubensleben in der Weite des märkischen Landes, fernab städtischer Strukturen, gelingen? Darüber haben sich Mitglieder der Gemeinde St. Cäcilia Michendorf mit Erzbischof Heiner Koch ausgetauscht.


Die Michendorferin Monika Gunkel im Gespräch mit Erzbischof Heiner Koch.    Foto: Stefan Schilde

Ebenso wie viele andere aus den ländlichen Räumen des Erzbistums, beschäftigt auch die Christen der Pfarrei St. Cäcilia ihre Zukunft im Pastoralen Raum Potsdam-Mittelmark, dessen Areal fast so groß ist wie ganz Berlin. Andere Pastoralräume im Erzbistum sind sogar noch viel größer. „Weil wir rein zahlenmäßig relativ klein sind, leben wir von unserer Geschwisterlichkeit. Alle stehen fest zusammen, wie eine Familie“, sagt Imina Schopper, stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes.
Diese Familie wolle sie nicht verlieren, wegen weiter Wege etwa, die für Gottesdienste zurückgelegt werden müssten. „Digitale Angebote, die während der Pandemie durchaus ihren Sinn hatten, sind kein Ersatz für echte Gemeinschaft an Ort und Stelle.“ Die Gemeinde St. Cäcilia lebe von dem ehrenamtlichen Engagement ihrer Mitglieder. Stellvertretend für viele weitere nennt sie Monika Gunkel, die hinter der Gestaltung der Mittagsgebete hier im AndachtsGarten steht. Oder John F. Schickendanz, der sich als Leiter der Pfadfindergruppe einbringt.
Er wisse um die Problematik, sagt Erzbischof Heiner Koch. Auch wenn er die Vernetzung in den neu entstehenden Pfarreien für wichtig halte, sehe er die Zukunft kirchlichen Lebens weiter auch in kleinen Gemeinschaften. Er erzählt von einer Firmung im hohen Norden, die er gespendet habe. „Nur fünf junge Menschen nahmen teil. Die waren in der Schule aber so beliebt und auch mit ihrem christlichen Glauben so akzeptiert, dass der ganze Jahrgang ihrer Einladung gefolgt ist und so auf einmal 30 Mitschüler in der Kirche saßen.“ Seine Predigt habe er deshalb kurzerhand über den Haufen geworfen und seine Worte so gewählt, dass sich alle angesprochen fühlen konnten.
„Dieses Beispiel zeigt, wie kleine, gezielte Aktionen ebenfalls wirkmächtig sein können. Solche Erlebnisse inspirieren mich sehr“, so der Erzbischof. Zudem nehme er bei seinen Besuchen wahr, wie wichtig auch kleine Zeichen der Wertschätzung für die Gläubigen seien, gerade für jene, die weit weg von der Hauptstadt leben. Die Katholiken aus der märkischen Weite stimmen zu.
Über 20 Ehrenamtliche aus dem gesamten pastoralen Raum sind in dieser Woche vor Ort auf der LaGa zur Betreuung des AndachtsGartens. Die Nachmittagsschicht übernehmen heute Andrea Seidnitz und Anke Hauswald aus der Gemeinde Maria Meeresstern in Werder/Havel. Sie teilen die Bedenken der Michendorfer. „Früher war es so, dass der Pfarrer seine Schäfchen von der Wiege bis zur Bahre begleitet hat“, sagt Andrea Seidnitz. Heute sei dies nicht mehr so. Auch sie spricht von Anerkennung, die man von offizieller Stelle manchmal vermisse, auch davon, dass Seelen „heute mehr verwaltet als umsorgt“ würden.
Dann hält sie kurz inne. Und  erzählt von dem Blumenschmuck in der heimischen Kirche, um das sich ein Ehepaar aus der Gemeinde seit jeher rührig kümmert. Wie ihr nach der Messe zu Hause aufgefallen sei, für wie selbstverständlich auch sie selbst den Blumenschmuck betrachtet habe. „Ich habe mein Handy gezückt und eine kleine Dankeschön-Nachricht an das Ehepaar verschickt. Sie haben sich wahnsinnig darüber gefreut.“

Stefan Schilde