Auf ein Wort

Auf Gott hin

Fast können einem die Jünger ja leid tun – nach dem Tod Jesu sind sie irgendwie verloren, durcheinander, ratlos. Und was macht man, wenn man nicht mehr weiterweiß?

Fast können einem die Jünger ja leid tun – nach dem Tod Jesu sind sie irgendwie verloren, durcheinander, ratlos. Und was macht man, wenn man nicht mehr weiterweiß? Man greift auf das zurück, was einem früher Halt und Sicherheit gegeben hat … Sie gehen fischen. Aber das Alte, Herkömmliche trägt nicht mehr – in dieser Nacht fangen sie nichts. Und dann noch dieser seltsame Mann am Ufer: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus!“ Was maßt sich dieser Fremde da eigentlich an? Was versteht der denn vom Fischen? 


Aber die Aufforderung, das Netz auf der rechten Seite auszuwerfen, ist mehr als eine technische Anweisung. Im alten mythischen Verständnis ist das die Seite Gottes. Deshalb sitzt Jesus zur Rechten Gottes. Beim Jüngsten Gericht werden die Guten nach rechts geschickt, die anderen nach links. Rechts steht für die Kraft Gottes, für das Leben, links für die bösen Mächte, die den Tod und das Unheil bringen. Die Zeiten des Alten, auf das die Jünger zurückgegriffen hatten, sind vorbei. Sie sollen einfach das Netz in Richtung Gott auswerfen. Damit es sich füllt, brauchen sie kein schnelleres Boot oder neue Netze, sie müssen auch nicht den See wechseln oder die Mannschaft austauschen. Sie sollen nur in die andere Richtung schauen, auf Gott hin – und entsprechend handeln. 
Das ist Ostern – sich dem Leben zuwenden und dort das Neue, Andere entdecken. Dann wird da ein Kohlenfeuer brennen, Brot und Fisch werden bereitet sein ...
Denn ER ist längst da ...


Andrea Schwarz, Autorin und Referentin aus Steinbild/Emsland